Gedichte – Limericks – Schaffensperiode November 2013
Im Grunde nur ein gewöhnlicher Diebstahl
Möchte man sich etwas ausborgen
und braucht es dringend für morgen,
gibt es aber nie zurück,
das gute ausgeliehene Stück,
dann wird man ein Dieb mit Sorgen.
Geschichte einer Ziehmutter
Springt ein die Pflegemutter,
so sorgt sie für des Kindes Futter,
kümmert sich um alles allein
und das tagaus und tagein,
schmiert die Stullen mit Butter.
Misstrauisch und reserviert
Ist jemand sehr reserviert,
ist er meist auch kultiviert.
Er weiß um des Menschen Tücke,
kennt des Verstandes Lücke,
so dass sein Misstrauen sich nie absentiert.
Eine neue Strategie: Hit and Run
Diese Militärtaktik ist einfach zu erklären:
Hat man gezielt mit den Gewehren
und dann etwas getroffen,
so fängt man an zu hoffen,
dass man schnell genug wegläuft, statt sich zu erwehren.
Der Paris-Job ist erledigt
Wer länger in Paris gearbeitet hat,
der hat diese Stadt sehr schnell satt.
Die Metro ist ständig überfüllt,
die Straßen sind vermüllt,
der Lärm macht müde und platt.
Überfall auf Staatskonvoi
Arglose und wehrlose Diplomaten
wurden Opfer von Straftaten.
Von der einen auf die andere Sekunde
schlug ihre allerletzte Stunde.
Da half kein Zureden und kein Abwarten.
Verfolgungsjagd in der Totenparade
Menschenansammlung aus heiterem Grund
und doch trister Hintergrund,
so kommen sie zusammen
Parade für die Toten
Totengesichter, Schädel zuhauf
Morbide Stimmung in diesem Auflauf
Schwarz ist alles hier.
Der Dunkelheit ihr Revier
Schnelle Schritte in dunklem Kostüm
Außer Atem um die Ecke
Wer rennt weg?
Wer verfolgt ihn?
Etwa der Tod?
Der auf seinen Fersen ist?
Kann man ihm entkommen?
Hilft ein schneller Lauf?
Oder sollte man sich stellen?
Gemäß dem Erden Lauf
Tritt in den Tod
Balancieren auf der Brücke
Holzbrett an Holzbrett
Festgebunden und wackelig
Im leichten Wind da weht die Brücke,
im sanften Wind da geht sie hin.
Eine unnatürliche Bewegung.
Eine Bewegung in ihrer selbst.
Ein Ausblick, der lohnt.
Eine Höhe, die thront.
Doch zu welchem Preis?
Wer die Höhe sucht,
der wird den Fall finden!
Ein falscher Schritt,
ein unbedachter Tritt,
der Lebensfaden durchschnitt.
Auf der hohen Brücke!
Alberts letzter Wille
Gedanken über das eigene Ende
Überlegungen über den eigenen Tod
Sich etwas stellen,
dem man sich nicht gern stellt.
Überwindung zu unangenehmen Themen
Das endgültige Fortgehen
Vorbereitungen auf etwas Unbekanntes
Einen letzten Willen formulieren,
der gilt,
wenn man auf Erden keinen mehr hat.
Ein Stück Papier
Handschriftlich und unterzeichnet
Regelungen über den Tod hinaus
Letzte Festlegungen
Niemand wird etwas mitnehmen!
Kubanische Gentherapie
Wer die Gene will besiegen,
der nehme eine dieser Liegen
und nimmt die neuste Injektion
in der Hoffnung auf Rejuvenation,
wie von jedermann gepriesen.
Ausgefallener Charakter
Wer sich benimmt sehr extravagant,
der ist manchmal ein echter Gigant.
Nicht jede Reaktion entspricht der Norm,
dieser Charakter passt in keine Form,
dazu ist er viel zu elegant.
Der Kaiser versammelt seine Truppen
In der Nacht sieht er die Intrigen,
so folgt er seinen inneren Antrieben
und ruft seine Truppen.
Prätorianer kommen herbei,
sie folgen leise und eilen schnell.
Schatten in den Straßen und Gassen
Festnahmen überall in Rom
Eingetretene Türen
Gebrochene Nasen
Fließendes Blut
Ins Gefängnis mit ihnen,
weggeschlossen und vernichtet.
Auf des Kaisers Befehl
Nur sein Wort zählt,
sein Wille wird umgesetzt,
in der Nacht auf römischen Straßen
und in dunklen Häusern.
Der Auszug der Freundin
Ohne Worte verschwunden
Kein Abschiedsgruß, keine Karte
Verlassen so plötzlich, so hart
Ein Auszug aus dem Nichts
Ein Verschwinden so schnell
Aus dem Leben hinauskatapultiert
Warum kein Abschiedsbrief?
Weshalb keine Erklärung?
Stimmlos und grußlos aus dem Haus
Ein Grund oder auch nur eine Ahnung?
Man wartet vergebens.
Endgültig ausgezogen
Ohne einen Hinweis
Rechtfertigung?
Im Schrank gefangen
Welches Kleidungsstück?
Was passt zu mir?
Was passt zum heutigen Tag?
Stoffe über Stoffe
Stücke über Stücke
Quälende Auswahl
Wenn der Gang zum Schrank,
zu einer Qual wird…
Gefangen im Schrank
Warum ist die Wahl mir so wichtig?
Gibt es dafür einen guten Grund?
Kleidung das Einzige im Leben?
Gibt es nicht noch mehr da draußen?
Mehr als nur simpler Stoff?
Gefangener der Mode
Eine Kettensäge wird stumpf
Ist die Kettensäge erstmal stumpf,
sägt sie durch keinen Baumrumpf.
Dann muss eine neue her,
sonst wird das Fällen allzu schwer
und es gibt keinen Triumph.
Kollision mit einer Schaufel
Wenn der Kopf mit der Schaufel kollidiert,
ist das Haupt danach ziemlich lädiert.
Kommt die Erinnerung nicht wieder,
fährt der Schrecken in die Glieder,
dann ist das Leben wie ausradiert.
Wieder ansprechbar
Ist man sehr benommen,
so ist ein starkes Riechsalz willkommen,
um das Leben zu reaktivieren,
um die Sinne neu zu trainieren
und um schnell auf den Posten zu kommen.
Kutscher oder Küchenchef?
Der vielbeschäftigte Haushälter
ist schon etwas älter,
arbeitet als Kutscher oder als Koch,
gräbt als Gärtner so manches Loch
und verdient doch nur niedrige Gehälter.
Überfall auf einen Niemand
Ein unbekanntes Gesicht
Ein Mann,
den niemand kennt.
In einer dunklen Unterführung
Abgepasst und aufgelauert
Außer Kontrolle
Ein Schlag zu viel
Einer geht zu Boden.
Ein Name, den keiner kennt,
macht nun Schlagzeilen.
Eine Öffentlichkeit nimmt Teil.
So wurde ein Niemand zu einem Jemand.
Eine Tat gab ihm ein Gesicht
und einen Namen.
Aus der Dunkelheit wurde Licht.
Unbeabsichtigte Folge
U-Bahn-Fahren als Hobby
Rennt die Zeit nicht davon,
kann man ihr davonfahren.
In der U-Bahn abtauchen
Anonymität in der Bahn
Lauter neue Gesichter
Ständiger Wechsel
Eine Flut an Passagieren
Ein Auf und Ab der Menschen
Ansammlungen Vielbeschäftigter
Ungewöhnliches Hobby
Mitfahren als Zeitvertreib
Zum Zeit totschlagen?
Einsichten im Hobbyrausch
Perspektive in der Enge
Nur die frische Luft, die fehlt…
Zeit lüftet die Wahrheit
Welches Geheimnis wird so gänzlich verschluckt?
Welches wird so ganz verdeckt?
Was kommt denn nicht ans Licht der Welt?
Die Zeit wird lüften,
ihr entrinnt nichts.
Langsam fortschreitend,
so werden alle Geheimnisse offenbar.
Manche Verschwörungstheorien werden bewiesen,
so manches Märchen wird nun Realität.
Ein Schock!
Das Ergebnis der Zeit.
Aller Zeiten
Eine Heimsuchung alle paar Jahre
In einem bestimmten Intervall
Eine Zeitspalte
Wiederholend
Immer und immer wiederkommend
In einigen Jahren
Da ist es wieder so weit.
Es wird kommen.
Es wird eintreffen.
Heimgesucht werden
Ein nicht endender Fluch
In dieser Stadt
Da wird es passieren.
So wie früher
So wie in den alten Zeiten
Die Stadt-Chroniken, Zeuge des Schreckens
Stumme Seiten, die alles fassen.
Das Unfassbare zu Papier gebracht.
Es wird wiederkehren!
Beleidigungen am Lagerfeuer
Im dunklen flackernden Lagerfeuerlicht
Verschiedene Charaktere
Viele unterschiedliche Ansichten
Streit über Routen
Ärger über Ladung
Zerwürfnis am Feuer
Alte Geschichten aufgewärmt,
Animositäten wiederbelebt,
Beleidigungen ausgetauscht.
Eine einst so treue Gemeinschaft,
eine gute solide Truppe.
Uneins in allem
Einig in der Uneinigkeit
Wege spalten sich
Menschen überwerfen sich
Pläne scheitern manchmal
Am Lagerfeuer in der Nacht
Lieblingsgarten der japanischen Kaiserin
Ein Leben für Japan
Jahre für den Staat
Sekunde für Sekunde mit den Amtsgeschäften verbracht
Eine Existenz der Disziplin
Vollendung in der Hingabe
Arbeit als Extremfall
Keine Abwechslung
Pflichterfüllung als Priorität und Tugend
Eine Auszeit im Garten
Bei den blühenden Kirschbäumen
Wenige Schritte in der Freiheit des Gartens
Ein Ort, um Mensch zu sein,
ein Garten, um keine Kaiserin zu sein.
Für eine Sekunde oder ein ganzes Leben
Die Schule wird aufgelöst
Welch dramatischer Rückgang in den Schülerzahlen
Der Kahlschlag einer ganzen Generation
Stagnation bei den Anmeldungen
Eine Schule in der Auflösung
Eine Lehranstalt am Abgrund
So wenig Kinder, so wenig Nachwuchs
Bald kein Getrappel in den Korridoren
Keine mahnenden Rufe der Lehrerinnen
Kein Schulleben und keine Zeugnisverleihungen
Ein leeres, verlassenes Schulgebäude
Trauriger Anblick eines Bildungsortes
Ein Abriss einer Institution
Blutige Familienzwistigkeiten
In keiner noch so edlen Familie
wird es nicht mindestens einen
Stinkstiefel geben.
Familiäres Naturgesetz
Das Gesetz des Sturkopfes und des Streithammels
Ärgerlicher Umstand
Entflammender Zwist
Gärender Ärger
Wie ein explodierender Kochtopf
Ein reißender Fluss,
der sich sein neues Flussbett sucht.
Undenkbares geschieht
Unaussprechliches wird Realität
Blut fließt in der Familie
Das Familien-Sakrileg
Durch nichts gerechtfertigt!
Gezeter auf ein Minimum beschränken
Wer extrem laut schreit
und das zu jeder Zeit,
wer stets sich beklagt
bei allem, was er sagt,
der ist nie zur Ruhe bereit.
Auf die reumütige Ehemann-Karte setzen
Hat der Mann einen Fauxpas begangen,
möchte die Ehefrau ihn gern belangen.
Besser ist es da, den Reumütigen zu spielen
und auf grenzenlose Barmherzigkeit zu zielen:
Kein einfach umzusetzendes Unterfangen!
Das Golf-Kartell als Sündenbock
Hat die Korruption neue Blüten getrieben,
wird ein Sündenbock zerrieben.
Man sucht sich einen Bösewicht,
den man zerstört in voller Absicht.
So sichert man den Fassaden-Frieden!
Dachlandung statt Fallschirm
Kommt man mit dem Helikopter geflogen,
macht man um Sprünge besser einen Bogen.
Doch muss man unbedingt hinaus,
springt man besser auf das Dach vom Haus
oder auf die Pagoden.
Profunde Gutherzigkeit gereicht zum Nachteil?
Mit der Nächstenliebe übertrieben?
Die Barmherzigkeit zu weit ausgelegt?
Kann daraus ein Nachteil entstehen?
Ist das Gute irgendwann schlecht?
Gibt es eine Grenze für die Moral?
Ist Gutherzigkeit naiv oder erhaben?
Wo liegt das Ende?
Wie weit kann man gehen?
Warum sollte man sich darüber Gedanken machen?
In einer kalten Welt warm zu sein,
ist das von Vorteil,
ist das ein großer Nachteil?
Spielt das am Ende eine Rolle?
Die Steinchen doch zurückgeben
Ein Diebstahl ohne Folgen
Keine Zeugen, kein Hinweis und kein Verdacht
So klingt der Traum,
der Traum eines jeden Kriminellen.
Eine Straftat ohne Reaktion
Eine kriminelle Tat ohne Sanktion
Als wäre sie nie begangen worden…
Regt sich schlechtes Gewissen?
Wird sich irgendetwas manifestieren?
Wird die Rücksichtslosigkeit verlieren?
Oder doch triumphieren?
Die Diebesbeute zurückgegeben
Die Edelsteine beim Eigentümer
Eine seltsame-wundersame Umkehr einer früheren Anschauung
Venice – Venedig in LA
Das Venedig an der Westküste
Amerikanischer Entwurf der Lagunenstadt
Moderne Neuentwicklung
Venezianische Gondeln? Fehlanzeige!
Vaporettos nie gesehen!
Eine Stelzenstadt ohne Holzstelzen
Alter Charme weggebrochen
Etwas Neues nimmt den Platz ein.
Kanäle durchziehen das Land
Wasser als Stadtelement
Eine Lagune fehlt.
Eine leblose Kopie?
Verhöhnung des Originals?
Oder soll nur ein bekannter Name
für einen Stadtteil herhalten?
Der geschundene Märtyrer
Für Überzeugungen
kann man nicht nur leben,
sondern auch sterben.
Gegeißelt und ausgepeitscht
Vorverurteilt und geschunden
Gehasst und ausgegrenzt
Für seinen Glauben, für eine Idee
Für eine Existenz nach dem Tod
Für eine immerwährende Seele
Ein Martyrium ohnegleichen
Schmerzen ohne Grenzen
Seelische Pein, furchtbar zu ertragen
Wissen, wofür man leidet,
einen Sinn erkennen in Sinnlosigkeit,
seinen Weg zu gehen, bis ans Ende
und weit darüber hinaus.
Die letzte Ruhe im Glen Haven & Sholom Memorial Park
Grabsteine in einer Reihe
Ein Rasen, der alles überdeckt.
Ein Frieden, der hier ruht.
Eine angenehme, leise Stille
Grabstätte von Vielen in der Stadt
Verstreut im Leben
Zusammen auf dem Friedhof
Ein Ort, der zusammenführt,
was nie zusammen war.
Ein Windhauch streicht über die Stätte
In der Ferne ein Rasenmäher
Gepflegte Andacht im Großstadtfriedhof
Welche Ruhe im Vergleich zu der städtischen Lautstärke
Ein Pol der Versunkenheit
Fische schwimmen stromaufwärts
Wenn ein Fisch stromaufwärts schwimmt,
entgegen jeglichem Instinkt,
dann ist die Laichzeit wohl gekommen,
so dass jetzt anders wird geschwommen.
Er gegen die Strömung nun dringt.
Plötzlich im Scheinwerferlicht
Die gleiche Person, wie eh und je,
nun plötzlich bekannter denn je.
Im Fokus der Öffentlichkeit
Das ist wahrlich keine Heiterkeit.
Eine künstliche Überhöhung
Ein Schein entsteht,
im Scheinwerferlicht.
Dieselbe Person, früher unbekannt,
die kennt nun plötzlich das ganze Land.
Jeder will einen Teil von ihr
und drängt vor ins ganz private Lebensrevier.
Doch so schnell das Licht ist angeworfen,
so schnell ist die Person auch wieder verworfen.
Und dann kommt das Dunkel schnell zurück,
das ist auch gut, denn das ist Glück.
Die Bandsäge im Schlachthaus
Wie viele Schweinehälften
hat sie wohl schon zerteilt?
Wie viel Fleisch hat sie zersägt?
Unermüdliche Bandsäge
Steht niemals still
Ein Auf und Ab des Sägeblatts
Mit infernalischem Geräusch
Düstere Geräuschkulisse
Machtvolle Bewegung tausender Stahlzähne
Sie bohren und schaben und sägen im Takt
Am Haken, da hängen sie,
die großen Fleischstücke,
kommen angefahren und warten auf Zerteilung.
Makabres Bild eines Schlachthauses
Ein Gläschen für die gestressten Lehrer
Ein ganzes Schuljahr voller Korrekturen,
voller mündlicher und schriftlicher Noten.
Voller Sitzungen, Elternabende und Schüler
Tausende Seiten an Arbeiten
Viele Fehler angestrichen
Rechtschreibung, Ausdrucksweise, Zeichensetzung
Tempus falsch, Kasus nicht richtig
Manche Seiten sind mehr rot als blau.
Mancher Schüler sehr verärgert,
andere sehr beschämt.
Betrugsversuche häufen sich,
widerliche Charaktere!
Ein Ausklang im Sommer, so kurz vor den Ferien,
nach getaner Arbeit, nach fertigen Zeugnissen.
So schmeckt
der Sekt
so richtig perfekt!
Zwei Spezialagenten in der Panzerzug-Falle
Ein rollender Bunker
Stahlplatten so dick wie Kathedralenmauern
Tonnen, die bewegt werden,
auf Schienen durch das Land.
Schwarzer Panzerzug lässt beben,
die Landschaft und die Tiere.
Ein dunkler Gigant rast über das Land.
Agenten im Innern
Angestrengt überlegend
Wie kommen sie hier nur heil heraus?
So sicher, so abgeschottet,
das kehrt sich nun gegen sie.
Aus der Sicherheit wird eine Falle,
aus der Abgeschottetheit ein Gefängnis.
Ein rollendes Gefängnis ohne Gitterstäbe,
mit Gitterplatten ohne Durchlass.
Eine unheilvolle Falle
Plan geht baden
Was einst so gut durchdacht,
ist nun etwas, über das jeder lacht.
Der Plan war mehr als nur genial,
doch wirkt er nun geistig minimal,
ohne Raffinesse und Pracht.
Viele schreckliche Neuigkeiten auf einmal
Auftakt war eine Hiobsbotschaft
Danach ging es nur noch bergab
Eine Neuigkeit folgte der nächsten
Ein Schritt führte hinab zum nächsten
Die Treppe der Hölle abwärts
Bis zur letzten Stufe
Von dort ging es abermals hinab.
Auf die letzte Stufe
scheint man nie zu kommen!
Herunter, herunter, bis in den Abgrund
Eine Wendeltreppe des Schreckens
Nie endend!
Es scheint alles auf einmal zusammenzubrechen.
An vielen Fronten droht Unheil
Ungemach von allen Seiten
Viel hat sich aufgestaut!
Der unauffällige Schutzhund
Ganz unscheinbar, da steht er ruhig,
schaut sich alles gelassen an.
Als wäre er ein passiver Beobachter auf vier Beinen.
Unauffällig, entspannt
Und doch innerlich bereit
Bereit jederzeit zuzuschnappen
Die Ohren gespitzt,
den Blick nie abgewendet,
er bellt nicht, er wird beißen.
Ein zur Tat schreitender Schutzhund
Entschlossen zur Verteidigung
Bereit zum Angriff
Doch wer registriert ihn schon?
Wer hat ihn auf der Rechnung?
Dieser harmlose Hund in der Ecke?
Was kann der schon ausrichten?
Ein Hacker öffnet Türen
Digitaler Einbrecher
Ohne Brecheisen, ohne Schraubenzieher,
ganz ohne Fußtritt oder Gewalt.
Er öffnet verschlossene Türen.
Türen, von deren Existenz,
kaum einer etwas ahnt!
Er kennt sich aus mit dieser Sprache,
die Sprache des Digitalen.
Perfekt spricht er sie.
Der digitale Türöffner
Der Schlüssel zum Netzwerk
Einer, der mehr ausrichtet,
als tausend Einbrecher zusammen.
Neue Zeit der Einbrüche
Zeitenwechsel der Angriffsmethoden
Zäsur des Althergebrachten
Der Zahn der Zeit
Erbarmungslos schreitet die Zeit voran,
so schnell wie der Mensch gerade folgen kann.
Sie fliegt und fliegt an einem vorbei,
als das es nur ein schneller Windzug sei.
Sie nagt an allem und an jeder Person,
übergibt uns der Zukunft mit Gelächter und Hohn.
Der Zahn der Zeit, er mahlt und mahlt,
der Mensch es mit Gebrechlichkeit bezahlt.
So folgt der Tag der Nacht,
die Zeit über beide wacht,
sie hat alles im Blick und unter Kontrolle,
als spielten wir lediglich eine Filmrolle.
Die Menschen suchen das Weite
Nach diesem lauten Knall,
so laut und so prall,
rennen die Menschen um ihr Leben,
als fürchteten sie ein Beben
und den Bodenzerfall.
Die alte Kiste wird repariert
Ein Satz neuer Reifen,
Bremsen, die wieder greifen,
ein Motor, der funktioniert,
eine Klimaanlage, die sich manifestiert,
und neue Sitze, nicht die alten, steifen.
Die Geheimtür in den Keller
Von Geheimnissen umgeben
Von der Dunkelheit ausgefüllt
In der Ecke der Küche
Eine Falltür aus Holz
Hinab soll sie führen,
in den Keller, zum Fundament,
in große dunkle Räume,
ohne Licht und Luft.
Eine Holztreppe,
sie knarrt und ächzt
unter den leisen, langsamen Schritten.
Ins Dunkel hinein
In die Erde hinab
In den weiten Keller
Luft ohne Sauerstoff
Modrig und eiskalt
Die Treppe ist nun zu Ende.
Ein Hauch von Nichts
Eine Ahnung von allem
Etwas bewegt sich…
Vergeltung kann er vergessen
Das letzte Jahrzehnt aus Rachegelüsten gelebt,
existiert aus dem Elixier der Rache
für diesen einen Moment der Selbstgerechtigkeit!
Doch nun ist er vorbei.
Nicht mehr möglich!
Keine Rache, keine Begleichung der Rechnung
Eine Vergeltung, die nicht stattfinden wird,
eine Begleichung, die in der Schieflage bleibt,
offene Rechnungen, niemals beglichen!
Der Täter ist tot
Aus und vorbei
Die Rache, die kann er vergessen!
Etwas Unvergessliches
aus dem Kopf zu streichen,
unmöglich für ihn.
Heftige Schusswechsel am U-Bahnsteig
Auf die Bahn zu warten
Mit den Gedanken schon bei der Arbeit
Die nächsten Schritte im Arbeitstag
Die neuen Aufgaben für heute
Alles einmal schon durchdacht
Gut vorbereitet am Arbeitsplatz aufschlagen
Ein Schuss, ein Ton, ein lautes Geräusch
Mehrere Schüsse ertönen am Bahnsteig
Irgendwo wird das Feuer erwidert
Ein Inferno mitten unter den Pendlern
Einige bleiben liegen,
andere steigen über sie herüber und rennen,
treten die Körper mit Füßen,
um sich selbst zu retten.
Es fallen die Masken, es fällt die Zivilität.
Die Prüfung der Lieferpapiere
Ein Lastwagen
Eine Ladefläche
Kartons stapeln sich bis an die Decke
Dubioses Ursprungsland
Undurchsichtiger Lieferant
Ein nicht festzustellender Weg
Was versteckt sich in den Kartons?
Was liegt hinter der Karton-Fassade?
Ein Versteck im Versteck
Ein undurchsichtiger Trick
Schäbig und dilettantisch ausgeführt
So undurchsichtig,
dass es wieder offensichtlich ist.
Die Offensichtlichkeit der Dubiosität
Nicht zu verstehende Lieferpapiere
Ausgedruckter Nonsens,
der nicht stimmen kann.
Eine Prüfung mit Konsequenzen
Eine Ladung mit Folgen
Seine ganz eigenen Geister
Innere Abgründe tauchen auf
Im dunklen Teil seiner Seele
Zerklüftete Felsen des Wahnsinns
Hart, schroff und verletzend
Seine inneren Dämonen
Sein eigener innerer Kampf
Die dunklen Geister seiner Seele
ringen mit ihm um den Verstand.
Wird er das Ringen gewinnen?
Wird er den Kampf für sich entscheiden?
Wird er ihn überhaupt aufnehmen wollen?
Werden die Geister nicht am Ende gewinnen?
Oder haben sie das bereits schon?
Das Ringen am Abgrund,
mühselig und schwer,
viel zu verlieren,
wenig zu gewinnen.
Ein innerer Kampf,
der sich nicht lohnt?
Elvis hat das Gebäude verlassen
Hat Elvis das Gebäude schon verlassen,
fürchten treue Fans ihn bereits zu verpassen.
Deshalb lagern sie an allen Stellen,
um ihn laut anzugellen.
Elvis quittiert’s mit freundlichen Grimassen.
Ein moralischer Grund für den Einbruch
Wie lautet die moralische
Rechtfertigung für eine Straftat?
Was ist der ethische Grund
für einen kriminellen Akt?
Ein Täter, der einen Grund braucht,
ein Krimineller, der eine Ausrede benötigt.
Für jeden Einbruch eine spezielle Erklärung
Heiligt der Zweck die Mittel?
Macht das Ziel den eingeschlagenen Weg ungeschehen?
Kann man sich im Unrecht rechtfertigen?
Moral gegen die Unmoral
Gerechtigkeit gegen die Ungerechtigkeit
Ein falscher Ansatz
Der Boden ist ihm entzogen.
Der moralische Grund für die Straftat,
er existiert nicht.
Niemals!
Rationale Feindseligkeit
Ist einem einfach alles egal,
betrachtet man die Welt recht rational.
Ein bisschen feindselig urteilt man schon
auf diesem weit entrückten Thron,
so überhaupt nicht emotional.
Fahren per Fingersteuerung
Mit einem Finger lässt es sich lenken,
das würde man doch gar nicht denken.
Das Auto reagiert auf jede Bewegung am Bildschirm,
so langsam wird man mit der Steuerung firm.
Bloß keine Bedenken!
Selbstmord per Heißluftballon
Er wollte es verdecken!
Heimlich machen und verstecken
Die Spuren so verwischen,
dass nur ein normaler Unfall übrigbleibt.
Ein prall gefüllter Heißluftballon
In luftige Höhen bringen
Über dem Land schwebend
Nah bei den Wolken
Der Himmel in Griffweite
Eine Explosion
Mit Absicht hervorgebracht
Ein Tank entzündet sich
Ein ganzer Ballon geht in Flammen auf.
Unfalltod!
Die Leute werden es denken,
glauben und sehen.
Und das, was sie sehen,
das glauben sie auch!
Ein Spezialauftrag für den treuen Leibwächter
Das Leben immer geschützt
Mit seinem eigenen Leib
Seit Jahren eine Stütze
Enger Vertrauter geworden
Nur er kommt dafür in Frage
Außer ihm gibt es keinen.
Dieser Auftrag verlangt nach Vertrauen
und das hat er sich verdient.
Treue macht sich bezahlt.
Der Leibwächter steigt auf
Ein Aufstieg sondergleichen
Ein Ritterschlag über Nacht
Was für ein Vertrauensbeweis
Seine ununterbrochene Loyalität
Sie ist der Grund für das alles.
Der Junggesellenabschied steigt in einem Varieté
Der letzte Abend als Junggeselle
Ein letztes Mal den ganz großen Spaß
Der Alkohol fließt in Mengen
Im Varieté wird getanzt und gefeiert
Das Kartenspiel lockt Viele an.
Es wird gepokert,
gewonnen und verloren.
Ganze Riesen-Einsätze wechseln den Besitzer,
das Geld zirkuliert munter im Kreis.
Vor lauter Alkohol verschwimmen die Karten,
wie lauten die Werte, wo liegen die Wahrscheinlichkeiten?
Am letzten Abend noch einmal richtig spielen,
denn dann ist damit endgültig Schluss.
Die letzten Karten fallen
und der Abend endet mit Verdruss.
Gepflegte Verwahrlosung
Unrasiert und etwas schäbig
Unordentlich und nicht elegant
Nicht geduscht und parfümiert
Etwas verwahrlost mit Charme und Stil
Gerade noch so heruntergekommen,
dass es irgendwie noch stilvoll wirkt.
Die Kleidung alt und etwas zerschlissen
und doch macht sie durchaus was her.
So bewegt er sich
zwischen den Polen,
wandelt zwischen den Extremen umher,
mal mehr nach dort, mal weniger nach hier,
immer der Gradwanderung gerecht werdend.
Übertrumpfen und übertölpeln
Wie trickst man gewieft Leute aus?
Wie schafft man, sich das Vertrauen zu erschleichen?
Wo kann man am besten starten?
Welche Risiken geht man dabei ein?
Wie übertölpelt man Menschen zielgenau?
Welche Trümpfe spielt man dabei aus?
Wie verliert man die letzten Hemmungen?
Fragen für den ganz großen Betrug
Innere Einstellungen für einen Raubzug
Alles dreht sich um Vorteile und Täuschen.
Im Zentrum steht der dubiose, dunkle Erfolg!
Im Kellnerdress gesehen
Als Kellner lief er im Restaurant umher,
sein Gang war schwer, sein Blick war leer.
Er bediente die Leute stundenlang,
lief immer umher auf dem Küchengang,
war bei den Gästen ziemlich populär.
Gemeinsame Sportaktivitäten
Nur für wenige Menschen ist Alleinsport gut,
die Masse läuft gerne im Pulk mit.
Mit allen zusammen, statt ganz allein,
die Motivation fehlt ihnen sonst.
Im Verein Tennisspielen
In der Mannschaft Volleyball
Im Lauftreff die Marathonvorbereitung
Im Duo das Badmintonspiel
Das Gemeinschaftsgefühl omnipräsent
Die Entstehung des sportlichen „Wir“
Zusammengehörigkeit durch Bewegung kreieren
Denn allein steht man womöglich noch still.
Durchsuchung im falschen Haus
Warum kommen die nun plötzlich in mein Haus?
So gänzlich ohne Vorwarnung
Was ist passiert, dass der Albtraum beginnt?
Wie kam ich nur in diese Lage?
Unschuldig und vollkommen überrascht
Etwas ist im Gange
Das ist ganz klar die falsche Person,
offensichtlich das ganz falsche Haus.
Ein Irrtum in der Ermittlungsarbeit
Ein falscher Verdacht lastet auf mir!
Oder kein Fehler, sondern Absicht,
der Plan einer einzelnen Person.
Die Intrige eines boshaften Wichts,
der nun seine Rache will.
Der neunte Kreis der Veteranenhölle
Im Krieg verheizt
Durch die Hölle getrieben
In sinnlosen Kampfaktionen zerrieben
Die Seele auf dem Schlachtfeld gelassen
Kugelhagel und Granaten ertragen
Eigenes Blut und fremdes Blut gesehen
Schüsse weggesteckt
Infernalisches ertragen
Posttraumatisches Belastungssyndrom
Unfähig zur Arbeit
Arbeitslos und ausgebrannt
Die Lage verschlechtert sich
Aus der Kriegshölle in die Veteranenhölle
Im letzten aller Kreise
Dem neunten
Surfbrett des Weltmeisters: Mehr als nur ein Brett!
Hartschaum und Glasfasergewebe
Ein Stück aus bestem Material
Technisch eine solide Handwerksleistung
Auf diesem Brett,
da wurden Legenden geschrieben!
Welche grandiosen Siege
Welche wundervollen artistischen Kunststücke
Und manchmal auch ein knapper zweiter oder dritter Platz
Gute Momente, weniger schöne Erfahrungen
Auf diesem Brett lebt die Surf-Geschichte
Ein lebhafter, lebloser Gegenstand
Ein Sammlerstück, ein Unikat
Mit Geld oder Gold gar nicht aufzuwiegen
Das Herz hängt an dem Brett!
„Lassen Sie ihn auffliegen!“
Wer falsch spielt,
wer Informationen stiehlt,
den lassen wir auffliegen,
bis wir ihn drankriegen
und er auf eine Gefängniswand schielt.
Der neue Welpe
Der Tag, an dem der Hund starb,
der schwarze Tag im Sommer,
unvergesslich schmerzhaft
ins Gedächtnis gebrannt.
Eine große Lücke klafft,
ein Schmerz, der pocht,
immer weiter und weiter.
Da kommt eines Tages ein neuer Welpe,
ein vierbeiniger Neuanfang,
ein kleines plüschiges Etwas.
Wie eine Hunde-Neugeburt
Ein zweiter Neuanfang
Noch einmal alles miterleben
Ein weiteres Mal ihn aufwachsen sehen
Als wäre er wieder zurückgekehrt,
als sei er nie weggewesen,
als hätte sein Hundekörbchen und seine Leine
nur länger auf ihn gewartet.
Die eingeweihte Stripteasetänzerin
Sie tanzt an der Stange
und schaut ganz bange,
bis die Polizei erscheint
und festnimmt ihren Feind,
auf dass er seine Freiheit einbüßt für lange.
Ein Konzernchef unter Pendlern in der U-Bahn
Autofahren in der Großstadt?
Jeden Morgen, viele Kilometer?
Warum diese Qual immer wieder aufs Neue?
Weshalb nicht den einfachen Weg?
Mitten hinein, abtauchen in der U-Bahn
Im Gewühl untergetaucht
Ein Konzernchef unter vielen
Keiner hätte das gedacht
Während der Fahrt noch ein bisschen schlafen,
ein wenig dösen und abschalten.
Trotz der Menge, immer auch etwas Beruhigendes
Ein Pendler, wie alle anderen auch,
von A nach B und wieder zurück,
unauffällig im Passagiersitz.
Die Steinzentauren
Dieses mythologische Mischwesen
Diese Verbindung aus Mensch und Pferd
Das Wesen von tausenden Jahren
In Stein gehauene Zeugen längst vergangener Episoden
In Felsblöcken gearbeitete Wesen für die Ewigkeit
Sie stehen stumm im Garten,
beobachten und wachen.
Als wäre in ihnen eine gewisse Lebendigkeit,
als würden sie jederzeit erwachen können,
als warteten sie nur auf den Startschuss
für die Metamorphosen, die ewigen Verwandlungen.
Steinerne Pferde-Menschen
Elemente der Allzeit
Verbunden mit dem Pantheon, ihrer eigenen Götterwelt.
Durch falsche Versprechungen angelockt
Eine Stelle als Putzkraft oder Köchin,
nicht hoch bezahlt, aber immerhin etwas.
Ein sicheres Einkommen
Geregeltes Leben und planender Ablauf
Schöne Worte und tolle Aussichten
Doch leere Versprechungen und sonst nichts
Falsche Absichten und bösartige Hintergedanken
Eine Fährte führt ins Rotlichtmilieu
Verschollen und verschluckt
Nichts findet man mehr über sie.
Ein Gespenst, das nach der Einreise,
auf Nimmerwiedersehen verschwindet.
Ein hinterhältiges Versprechen,
folgt einem geplanten Verbrechen.
Eiskalt umgesetzt
Hinterrücks ausgeführt
Subalterne Persönlichkeit
Ein untertäniges Wesen
Ein unterwürfiger Charakter
Eine devote Persönlichkeit
Er ordnet sich spielend unter,
weiß immer zu gefallen,
Widerworte fallen nie,
zu allem bereit, genügsam und still.
Sein Amen folgt nach allen geäußerten Wünschen,
sein Okay billigt jeden verwegenen Plan,
er deckt alles und macht immer mit.
Ein geborener Mitläufer ohne Willen und Charakter
Ohne eigene Ansichten und Akzente
Im Grunde ohne Wesen, Profil und Format
Kantenlos, meinungslos und letztendlich würdelos
Nachfrage an Jennifer
Hat Jennifer etwas Wichtiges gesagt
und hat man dann schnell nachgefragt,
gibt es meistens eine pampige Antwort,
besonders wenn man dann noch nachbohrt,
so dass eine Nachfrage keiner mehr wagt.
Im Hals der Frauenleiche
Die Obduktion liefert Hinweise
und bringt manche Geheimnisse
aus dem Dunklen ans Tageslicht.
Der geschundene Frauenkörper
Misshandelt und erdrosselt
Geköpft und verscharrt
Und doch ein Rätsel
Ein Mysterium der Tathergang
Wie genau konnte das passieren?
Wer kommt in das Täterprofil?
Zu guter Letzt findet man im Hals
einen rätselhaften Hinweis.
Ein Indiz, vielleicht sogar ein Beweis!
Nur ihn richtig zu deuten,
das muss man freilich können.
Ein Autoflugzeug hebt ab
Was früher noch ein Auto war,
fliegt heute wie ein Boeing-Star.
Vorher auf den Straßen, jetzt in der Luft,
Fahrradfahrer bekommen da Eifersucht.
Und Staus gibt es keine, offenbar.
Schluss
© 2022 Michael Stern https://www.lyrissima.de