Gedichte – Limericks – Japanische Tanka-Gedichte – Schaffensperiode April 2013
Die Vogeltränke im Sonnenschein
Geschnitzt aus weichem Holz,
dunkelbraun und flach,
leicht geschwungen,
schöne Form.
Im Sonnenschein erhellt,
erwärmt und gut beleuchtet
des Vogels Tränke.
Von allen Seiten sie kommen,
von überall fliegen sie her,
die Vöglein aus dem Walde,
den Weg, den kennen sie.
Umwege nehmen sie in Kauf.
Von sehr weit her kommen sie geflogen,
um aus der Tränke das Wasser zu kosten.
Kühl und wohl temperiert im Ganzen,
gut schmeckend
schmerzstillend,
den Umweg vergessend,
die Flügel ausgebreitet.
An der Tränke,
da wärmt die Sonne,
das Wasser heilt,
die Natur weiß es.
Dorthin müht sie sich,
lohnend die Anstrengung.
Die Tränke vergelt’s.
Holzzäune zum Horizont
Holzzäune,
so weit das Auge reicht.
Farmland grün und üppig
Ein Eingangsschild mit dem Namen,
ein langer Weg voll Staub zum Haupthaus,
viele Nebenanlagen.
Die Rinderherde, umzäunt, steht still,
kaum merkliche Bewegungen,
nur leise Geräusche.
Man könnte meinen mitten am Tag
hätte sich die Nacht eingeschlichen.
Taghell, nachtstill
Im Haupthaus hat sich
ein Fenster geöffnet.
Der Rinderzüchter
schaut auf seine Herde.
Stolzer Blick
Zufriedene Geste
Die Farm gedeiht,
das Haus geweiht.
Die Holzzäune reichen
bis zum Horizont,
braune Striche bis ins Blaue.
Selbst die Wolken scheinen sich
an die Zäune zu halten.
Der Untersuchungsausschuss
Man hat gehört den Schuss,
gestartet wird der Untersuchungsausschuss.
Man möchte so einiges überprüfen,
die Frage ist, ob man wird‘s dürfen.
Nach der Legislaturperiode ist spätestens Schluss.
Die etwas andere Schule
Ein Korinther in Rom betreibt eine Gladiatorenschule.
Seine Kunden sind Senatoren und ein reicher Konsule.
Er hält auch Tiere, wie Giraffen,
seltene Vögel und einige Affen.
Schwert- und Sperrkampf sind zwei Gladiatorenmodule.
Wo bleibt das Wild?
Im Fadenkreuz
das Wild
Vom Hochsitz aus
auf der Lauer
Meistens nachts,
allein
Auf der gegenüberliegenden Wiese,
da spielt es sich ab,
da läuft das Wild.
Reh
Hirsch
Wildschwein
Die üblichen Verdächtigen
Das Gewehr im Anschlag
Das Zielfernrohr justiert
Anvisieren
Zielen
Abdrücken
Feuer
Das Tier sackt zusammen,
andere Umherliegende fliehen,
als wäre der Schuss ein Startschuss
auf ein Rennen um Leben und Tod.
Schön ist es nicht,
die hässliche Seite,
aber Überpopulationen müssen abgebaut werden,
vor allem bei Wildschweinen,
eine Plage.
Die Ruhe kehrt wieder ein,
als wäre nichts gewesen,
Stille legt sich über die Wiese.
Die Nacht ist wieder da,
dunkler und ruhiger als zuvor,
eine Nacht ohne Morgen,
ohne Wild,
als wüssten die Tiere genau,
was vor sich geht.
Als würden sie den Jäger kennen,
ihn und sein Gewehr,
den Standort,
den Hochsitz,
die Munition
und besonders den Schuss,
das Peitschen in der Stille,
den Tod.
Die Sommerferien
Der Spaß dauerte sechs Wochen lang,
mitten im Sommer die Ferien in Gang.
Die Sommerferien waren herrlich,
für Schulwissen allerdings gefährlich.
So süß das Leben niemals klang.
Lass mich rein
„Lass mich rein.“
„Ich sage nein.“
„Warum denn nicht?“
„Ich will Dich nicht sehen, Du Wicht!“
„Ich bin am Ende von meinem Latein.“
Die kreisende Stubenfliege
(japanisches Tanka-Gedicht)
Im Kreis da fliegt sie.
Immer und immer wieder.
Anfang zum Ende.
Stumpfsinnig wiederholend
in einer Endlosschleife
Die französische Plantage in Vietnam
Es ist gerade eine Bestattung auf der französischen Plantage,
danach reden sich die Franzosen in wilde Rage.
Sie warnen vor dem Indochinakrieg,
so erringt man keinen Sieg.
Sie wissen um ihre letzte Gage.
Die gutbürgerliche Küche
Die Küche ist gutbürgerlich,
für die Verdauung erträglich.
Hier füllt man seinen Magen,
kann die Speisen gut ertragen.
Es überzeugt auch preislich.
Die Antwort auf die soziale Frage
Genossenschaften, Arbeitervereine, Gewerkschaften, Kirchen, Parteien,
vielfältig in ihren Interessen,
gesellschaftlich, politisch organisiert,
Initiativen, Bewegungen auf der Suche,
Antworten, Lösungen zu finden,
die soziale Frage zu klären.
Gesetze, Verordnungen, eine Sozialgesetzgebung gar,
gegen Krankheit, Unfall und Alter gesichert,
alles mit Otto von Bismarck seinen staatlichen Anfang nahm.
Die soziale Frage,
beim politischen Papst Leo Thema in einer Enzyklika,
politische Parteien erstarken darüber schnell,
sehen den Gegensatz,
zwischen Kapitalisten und Proletariat,
zur Überwindung gesucht, der Klassenkampf muss her.
Der Stuhl aus Teak
Der Stuhl aus Teak,
ist bestimmt für den Freak.
Je seltener das Holz,
umso größer der Stolz.
Für ihn ein bedeutender Sieg.
Der Viehbaron und seine List
Ein Farmer wird vom Viehbaron in die Irre geführt,
das Feuer vernichtet seine Farm, mächtig geschürt.
Der Sheriff ist zum Glück ein alter Freund,
der vor Wut nur so schäumt
und den Viehbaron mit Handschellen abführt.
Die Nachricht, die man nicht abfängt
(japanisches Tanka-Gedicht)
Abhörsicherheit
Transport per Brieftaubenpost
Nachricht am Flügel
Hacker oder Geheimdienst
bleiben diesmal außen vor!
Das persönliche Totem
Die Verbindung zu einer Gruppe,
damit sie wird eine eingeschworene Truppe,
kann ein Totem sein,
wertvoll, aber klein,
das Äußerliche ist schnuppe!
Die Ausstellung der Sarkophage
Eine Schau der makabren Art,
da wollte sein recht smart,
der junge Museumskurator,
er stellte es sich famos vor,
zu zeigen ausschließlich Sarkophage,
doch führte es zu einer generellen Klage.
Das Museum nun blamiert,
ein solches Vorgehen sich nicht ziert,
viele Besucher es künftig verliert
und nicht mehr unter den Top Ten-Häusern firmiert.
Autofahren am Limit
Man fährt mit dem Auto gegen die Zeit,
ist für jeden Auto-Stunt bereit.
Bei viel Verkehr, da wird es schwer,
drum fährt man bei Rush Hour nicht mehr.
Hier sollte man locker fahren und gescheit.
Die Handelskogge
Es ist das beste Handelsschiff,
umfährt zielsicher jedes Riff.
Es ist die gute Handelskogge,
getauft auf den Namen Fogge.
Gehorcht dem Kapitän, wie der Hund dem Pfiff.
Die List von Ariovist
Rom irgendwann zur Kenntnis nahm,
dass Ariovist nicht aus seinem Lager kam.
Deshalb nun ein neuer Plan,
der wurde umgesetzt sodann!
Ariovist reagierte sofort,
plante einen Angriff auf das Fort,
mit eigenen Reitern und guten Kämpfern,
die sollten gewinnen mit viel Eifer.
Absicht war es, die Römer zu erschrecken,
sie aus dem Lande zu drängen.
Doch der Plan ging nach hinten los,
die Ausführung war alles andere als famos.
Rom änderte seinen Entschluss nicht,
Ariovist war für sie ein Feind mit List.
So griffen sie ein zweites Mal an bei Tageslicht,
während man ihre Flagge hisst.
Das war das Ende von Ariovist!
Das vertagte Ehegespräch
(japanisches Tanka-Gedicht)
Zwistigkeiten der
ehelichen Art müssen
rasch geklärt werden.
Ansonsten droht Unfrieden,
Familienleben gestört.
Das Meckern als Lebensstil
(japanisches Tanka-Gedicht)
Grantiges Gesicht
Das Meckern geht vonstatten.
Ewig unzufrieden
Wer nicht aufhört zu klagen,
wird nie lernen zu freuen.
Die Raubkopie
Die illegale Raubkopie
ja, sie stirbt wohl nie.
Alles wird schwarz gebrannt,
das Urheberrecht völlig verkannt.
Die Autoren und Künstler geopfert wie Vieh.
Kaufe Dir einen neuen Rasierapparat
Kaufe Dir einen neuen Rasierapparat
und kein billiges fernöstliches Plagiat.
Es stimmen bei diesen Geräten
nicht die Akku-Kapazitäten.
Das ist schlicht Kunden-Verrat.
Das Genie des Konstrukteurs
Sein Ziel ist der vielschichtige Bau,
sei es ein Bürogebäude oder ein Haus in Grau.
Er will Steine übereinander türmen,
sonst fängt er an genervt zu zürnen.
Bei Bauverzögerungen macht er Radau!
Das Ziel so knapp vor Augen…
Ein langersehntes Ziel
Seit zwei Jahren
Geködert
Motiviert zum Weitermachen
Bloß durchhalten!
Und nun?
Die Beförderung löst sich auf…
Es wird nichts mehr.
Aus und vorbei.
Aufgelöst im Strudel
der Ereignisse.
Eine neue Chance?
Wohl eher nicht.
Ein zweites Mal,
lässt er sich nicht ködern.
Der Ansporn weggefallen,
Motivation ausgelöscht.
Rächt sich das noch?
Die Raubtiere schließen einen Pakt
Die Wölfe schließen einen Pakt,
das ist für jedermann ein Fakt.
Doch im Busch gibt es ein Tier,
das pocht auf sein Revier
und sorgt für tödlichen Kontakt.
Das Doppelhaus
Das Doppelhaus
sieht symmetrisch aus.
Die Fenster, die Fassaden,
die Rollläden und Palisaden,
selbst die Gartenmaus.
Der akademische Blender
Der akademische Blender
liest Bücherbänder,
lässt nur seine Meinung gelten,
bewegt sich Elfenbeinturmwelten
und spricht gern über fremde Länder.
Der Generator am Haus
Ein Kasten an der Wand
Ein Generator am Haus
Ein Surren in der Luft
Eine Stromquelle
Strom kommt nicht
aus der Steckdose,
drum braucht er
eine Quelle.
Schier endloser Elektronenfluss,
ergießt sich vom Generator,
über Leitungen hinweg
zum Endgerät am Haus.
Selbstproduzierer,
Unabhängigkeit,
sieht so vielleicht
die Energiewende aus?
Die Wende zum Selbermachen,
der Generator zum Produzieren,
der Strom zum Verbrauchen.
Der Stromkreis schließt sich,
der Schalter kann ihn unterbrechen,
das Licht geht aus,
der Fluss der Elektronen stoppt.
Doch der Generator läuft weiter,
er will die Wende,
notfalls allein!
Die mächtige Madame de Pompadour
(japanisches Tanka-Gedicht)
Der Fisch als Name,
doch keineswegs als Programm:
Oberste Mätresse.
Weites Interessenfeld,
langjährigste Geliebte.
Ein Stachel fürs Leben
(japanisches Tanka-Gedicht)
Igel-Stachelpanzer
Auch Schwerfälligkeit braucht Schutz.
Ein Auto fährt an.
Da helfen leider keine
Nadeln fürs Überleben.
Pfeffer und Salz
Pfeffer und Salz,
zu Fett und Schmalz.
Gut püriert,
dem Gast offeriert,
dazu ein Malz.
Ein zuverlässiger, blinder Diener
Der Diener Anton ist blind
und manch einer denkt, dass er spinnt.
Doch sein Geist ist völlig klar,
er ist eine Bereicherung für des Herren Schar.
Geblendet wurde er vom Schicksalskind.
Unliebsame Dinge aussondern
Das was andere wegwerfen,
sammelt er auf,
das Lästige und Schmutzige,
das Ausgesonderte und Unliebsame,
den Dreck und den Müll.
Schiefe Blicke säumen seinen Weg.
Man meidet ihn.
Der Müllmann ist so lästig,
wie die Dinge,
die er entsorgt.
Warum kommt er gerade jetzt?
Warum genau dann,
wenn ich dort lang gehe?
Als sei das extra geschehen.
Abgepasst!
Die Tonne rattert auf den Steinen.
Der Wagen hat sich
ein paar Meter weiter entfernt,
und wieder ein bisschen weniger
von dem Ausgesonderten.
Wenn eine Vorstellung alle Rekorde sprengt
So hohe Zuschauerzahlen
gibt es nicht einmal bei Wahlen.
Jeder will zur Vorstellung
für die Stimmungsaufhellung
und dafür viel bezahlen.
Der Polizist Max Payne
Der Wirkstoff Valkyr hat einen schlechten Einfluss,
dass jeder, der darüber informieren will, sterben muss.
Max Paynes Familie wird hingerichtet,
weil seine Frau drüber berichtet.
Die Schuldgefühle sind sein ewiger Verdruss.
Von einer Schuld für immer befreit
(japanisches Tanka-Gedicht)
Ewige Freiheit
Stein vom Herzen gefallen
Die Schuld beglichen
Geschaffen ist der Kreislauf
auf diese Art und Weise.
Die silbrigen Plättchen
(japanisches Tanka-Gedicht)
Dunkel-silbrig glänzt
die Schuppenhaut des Fisches.
Die Makrelenhaut.
Sie kann alles abweisen,
was in der See kommen mag.
Ein Künstleratelier an verbotener Stelle
Ein ehemaliges Warenlager,
nun ein Künstlerkobel.
Ein Maler auf Geheimmission.
Unerwünscht im
vormaligen Atelier.
In seiner alten Wohnung gab es keinen Platz,
schnell musste her ein adäquater Ersatz.
Nur das Warenlager fand sich,
doch versetzte es dem Maler einen Stich.
Fortan den Pinsel schwingen ohne Licht,
geschweige denn mit grandioser Aussicht.
Er muss sich verstecken,
sich ducken in dunkle Ecken.
Niemand darf ihn in seinem neuen Atelier erwischen,
wo er muss eifrig seine Farben mischen.
In Krisenzeiten die Käufer geizen,
statt Kunst denken sie ans Heizen.
So muss er in die Kreativität abtauchen,
seine Arbeit wird ihn stärker schlauchen.
Doch irgendwann kommt der Durchbruch,
mit ihm verschwindet der Schimmelgeruch.
Alte Seelen zurück in der Jugend
Wer die Begeisterung erlebt
und durch Neugier sich bewegt,
wer immer auf der Suche ist
und sich gern mit anderen misst,
der hat jugendlich gelebt.
Der arglose Baltus
Baltus, das Familienoberhaupt,
ist schon ganz ergraut.
Er ist ein argloser Mann,
so redselig, wie man nur sein kann.
Das Problem ist seine neue Braut.
Das Lächeln des Basilisken
(japanisches Tanka-Gedicht)
Giftige Zunge:
Ein Lächeln breitet sich aus.
Todernst wie immer.
Hypnotisierender Blick
kurz vor dem tödlichen Stoß…
Das Privileg des Professors
Bald ist der nächste Aufsatz fertig,
überfällig.
Der Mitarbeiter trödelt wohl,
so wird die Publikationsliste nicht voll.
Etwas mehr Einsatz,
den darf man erwarten,
immerhin hat der Mitarbeiter
die volle Stelle bekommen.
Ein Privileg
an der Universität!
Wie viele Mitarbeiter sind
auf halben oder Viertel-Stellen?
Da kommt er rein.
Aufsatz ausgedruckt
Digital per Mail-Anhang
Sehr gut
Der Professor liest.
Gelungen,
auf jeden Fall.
Er nickt und dankt.
Für einen Moment
der zögert der Mitarbeiter,
doch dann dreht er sich um,
geht durch die Tür.
Der Professor setzt
seinen Namen unter den Aufsatz,
digital, recht einfach.
Die Bewerbung an die Zeitschrift
geht heute noch raus.
Ein Aufsatz mehr,
die Publikationsliste wächst!
Der Scheiterhaufen
Hat sich die Vernunft verlaufen,
dann entsteht der Scheiterhaufen.
Gestapelt werden die Zweige,
das Erbarmen geht zuneige.
Es ist zum Haare raufen.
Das nette Restaurant
In dem netten Restaurant sitz ich auf der hinteren Bank,
und sag nach jedem Teller Dank.
Ich esse gerne Braten und Kuchen,
mag immer nach neuen Gerichten suchen,
wenn ich vor der Fensterscheibe zusammensank.
Es wird jeden treffen
(japanisches Tanka-Gedicht)
Der Stärkere frisst
den Schwächeren mit Schuppen.
Der Lauf der Natur.
Auch der Größere wird einst
sein schlimmes Ende finden.
Der Kioskverkäufer im Holzverschlag
Eigentlich ein Holzverschlag
voll von Zeitschriften und Zeitungen.
In der Mitte:
Der bärtige Kioskverkäufer,
ein freundliches Wort für jeden.
Ein Lächeln
und ein Spruch auf den Lippen
inmitten des Papiers,
er strahlt.
Schokoladenriegel,
die wird er los
ganz schnell.
Tageszeitungen auch,
schleppender Zeitschriften.
Viele bleiben übrig.
Restbestände eingestampft
und weggeworfen.
Das schmerzt,
zu teuer dieser Überstand.
Treue Kundschaft
kommt jeden Tag,
kauft immer das gleiche,
dasselbe Tagesblatt mit Schokolade,
diese und jene fremdsprachige Zeitung.
Routine
jeden Morgen,
in der Mitte des Holzverschlages
der Kioskverkäufer mit Bart.
Schluss
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