Gedichte – Limericks – Japanische Tanka-Gedichte – Schaffensperiode 04 Quartal 2003
Das Antlitz im Spiegelbild
Das eigene Spiegelbild
ist kein Abbild mehr.
Neues Bild eines Spiegels,
der mehr zeigt,
als er darstellt.
Ein neues Gesicht
schimmert im alten hindurch,
kaum wahrnehmbar.
Angedeutete Visage
eines anderen Menschen?
Neugeburt im Spiegel?
Neuerfindung seiner selbst?
Ein Glas, das spiegelt
und aufwiegelt.
Wer ist der andere
in meinem Gesicht?
Welche Visage zeigt sich dort?
Ein Spiegel der Seele
offenbart mehr Klarheit,
doch nur das Äußere
wird hier gezeigt.
Selbsterkenntnis vor dem Spiegel
wird fehlschlagen
und jämmerlich scheitern.
Ein seichtes Durchschimmern
einer neuen Miene,
es lässt sich nicht leugnen.
Keine wirkliche Offenbarung,
kein dauerhafter Mehrwert,
keine neue Einsicht.
Einfacher wird es,
wenn man aufrichtig ist
und das zweite Gesicht akzeptiert.
Akzeptanz statt Ignoranz,
so kann man den Blick
besser ertragen.
Widerstand aufgeben,
hinnehmen und geschehen lassen,
passives Betrachten,
statt aktiven Aufstands.
Eine Revolte vor dem Spiegel?
Eine Rebellion vor einem Stück Glas?
So etwas hat es,
doch niemals gegeben.
Der Blick aus dem Spiegel
muss ertragen werden.
Tapferes Standhalten
ist das Gebot der Stunde.
Skizze einer Persönlichkeit
auf einem gläsernen Hintergrund,
lediglich leicht angedeutet,
ohne in die Tiefe zu gehen,
ohne einen Schwerpunkt zu setzen,
ohne sich auch nur einmal festzulegen.
Es bleibt bei Andeutungen
eines geheimnisvollen Konterfeis,
nichtssagende Anspielungen,
die sich sofort verflüchtigen.
Verborgenheit ist Leitmotiv,
Unbekanntheit zentrales Element.
Ein verschwiegenes Abbild
der verstohlen-lügnerischen Fratze.
Verblüffende Physiognomie
Mienenspiel als Possenspiel
Extravagante Mimik als Herausforderung
Ein Wettkampf der Gesichter,
Visagen-Fehde in Feindseligkeit,
Runde um Runde,
Blick um Blick ein neues Duell.
Zwei neue Augen funkeln mich an,
scheinen nach etwas zu suchen.
Sie tasten förmlich mein Gesicht ab,
mit einem verzehrenden Blick.
Blick seiner selbst
in ein widerhallendes Ich,
in das eigene Nichts.
Wiedererkennen zwischen Wellen und Sturm
Auf dem Meer erkenne ich
meine Kollegen von Weitem.
Sie mich auch
Das ist der Vorteil eines Fischers.
Er wird seinesgleichen immer erkennen können,
und wenn der Nebel die letzte Sicht nimmt,
auch wenn die Wellen und der Sturm toben.
Ich erkenne meine Fischer,
sie erkennen mich auch.
Keiner grüßt den anderen.
Das ist nie nötig gewesen.
Wir kennen uns ja.
Warum sollte ein Fischer,
einen anderen Fischer grüßen?
Das würde keinen Sinn ergeben,
da draußen auf dem weiten Meer.
Der König der Könige: T-Rex
Der Königsdinosaurier,
war ein richtig Schauriger.
Er hatte das schärfste Gebiss,
und den festesten Biss.
Doch lieber wär er Vegetarier.
Der überschwemmende Nil
Er hat seinen eigenen Kopf, der Nil,
einen eigenen unorthodoxen Stil.
Er macht das Land ganz fruchtbar,
und ist auch sonst so wunderbar,
wenn er nicht über das Land herfiel.
Ein Langfinger in der Dunkelheit
Mein und Dein
Sein und Ihr
Bei ihm
sind die Grenzen
des Eigentums fließend.
Oder besser:
nicht mal vorhanden.
Ausreden unzählige!
Genau nehmen
sollte man
das Eigentum nicht.
Ungerechtes System
Willkommene Ausrede
Schwacher Charakter
Wankelmut
Schnell etwas mitgehen lassen
Lange Finger
Moralische Rechtfertigung?
Keine!
Keine Fragen stellen,
nicht einmal eine.
Hinterfragen?
Nein!
Etwas mitgehen lassen
ist viel einfacher,
kurz und schmerzlos,
effektiv.
Die Dunkelheit willkommen,
darin fühlt er sich sicher,
unser Dieb.
Der intelligente Dirigent
Er war der größte Dirigent,
ein jedes Musikstück er kennt.
Mit seinem Taktstock gibt er Befehl,
doch dieses eine Mal ging fehl,
er hatte den Einsatz verpennt.
Lass es sein!
Lass es sein,
das Brötchen ist mein.
Ich werde es essen,
das habe ich nicht vergessen,
Du störst ungemein.
Die Maskerade des Schleiers
(japanisches Tanka-Gedicht)
Die Schale ist rot.
Doch der Kern des Schalentiers?
Vom Schleier umhüllt.
Der Evolutionspanzer
ist eine Maskerade.
Der tapferste, kleinste Held
Meriadoc Brandybock hat so einiges erlebt.
Zusammen mit den Ents aus Fangorn die Erde bebt.
Er wird auch mal gefangen genommen,
und ist dabei richtig benommen.
Am Ende zu Théodens Knappen er sich erhebt.
Die Küchenarbeitsplatte
Groß ist die Küchenarbeitsplatte,
darauf die Enten, richtig satte.
Hier werden sie also zubereitet,
mit Füllung gestopft, der Federn entkleidet.
Am Boden läuft eine Küchenratte.
Die Kettenrüstung
Im Dunkel der Geschichte entstanden,
im Kampf bestehen das Ziel,
unverwundbar in der Phantasie.
Älteste Hinweise durch die Archäologie,
Fragmente aus Eisen,
netzartig geformt,
im Moor, aus keltischem Grab,
getragen hunderte Jahre vor der Zeit.
Ringe aus Eisen und Bronze,
Legionären der Römer jahrhundertelang als Schutz,
fränkischen Panzerreitern zum Vorbild,
für Kreuzritter später knielang,
mittelalterliches Handwerk optimierte den Schutz.
Brustpanzer aus Eisen,
über dem Kettenhemd,
ein weiterer Schritt,
ganz gehüllt in Eisen,
der letzte Schritt.
Der schwarze Ledersessel
Leicht wie eine Feder,
schwarz wie Leder.
Man sitzt gut darin,
denkt sich Karin,
wie in einem der Luxusbäder.
Wie besiegt man ein Kartell?
Auf diese Weise zerschlägt man ein Kartell,
doch das geht alles andere als schnell:
Man lässt ihm keine Zeit zum Luftholen,
schleicht sich an auf leisen Sohlen,
und jagt seine Plantagen in die Luft, recht hell.
Die Aggression als Grundprinzip?
(japanisches Tanka-Gedicht)
Urinstinkte sind
Jahrtausende gebildet.
Urgewalt regiert.
Das archaische Niveau
kennt keine Evolution.
Radikale Ideen
Sind die Ideen zu radikal,
endet das Leben in einer Qual.
In der goldenen Mitte ist man besser aufgehoben,
dem Extremismus gut entzogen.
Man hat immer die freie Wahl!
James Watts Dampfmaschine
Im Bergbau alles begann,
Maschinen, getrieben durch Dampf,
liefern Energie,
aus bewegten Kolben gewonnen.
Englische Erfinder an der Spitze,
weltweit den Konkurrenten voraus,
tüfteln neue Wege,
zur Verbesserung des Wirkungsgrades aus.
James Watt, Schotte, Erfinder, Entwickler zugleich,
fand fortwährend Verbesserungen,
den Wirkungsgrad zu steigern stets das Ziel,
die Kraft der Dampfmaschine zu nutzen,
durch Riemen, die andere Maschinen bewegen.
Die Welt der Siedler
In Deutschland das beliebteste Spiel,
mal ist man Römer, mal Ägypter am Nil.
Man baut seine Siedlung auf,
die Siedler wuseln auf Wegen zuhauf.
Ganz wichtig der Bauernhof, der Holzfäller und das Siel.
Der Flügelschlag eines Kindes
Am Abend kommt das Christkind,
es fliegt ganz leicht mit dem Wind.
Es macht einen zarten Flügelschlag,
mit mehreren Engeln es gerne kommen mag,
und ist schon fort, so geschwind.
Das Ende eines Verschwörers
Verrat auf allen Seiten,
die Verschwörung aufgedeckt!
Nach alter Sitte in Fesseln,
Verantwortung am Gerichtstag.
Als Strafe droht der Feuertod.
Warme Qualen für das Ende
Flammen des Todes
Kann man die Verurteilung verhindern?
Leibeigene, Lehnsleute und Schuldner im Geleit,
eine große Streitmacht,
am Gerichtstag zum Kampf bereit.
Der Stamm in heller Empörung,
zu den Waffen, zu den Waffen,
das Recht ist in Gefahr!
Der Gerichtstag, gekippt ist er bald sogar!
Aus den umliegenden Siedlungen,
da stürmen die Kämpfer herbei.
Doch in diesem Moment
stirbt der Verschwörer, allein.
Ein natürlicher Tod,
wie man schnell sagte.
Wurde er getötet,
sogar, ein Selbstmord denkbar?
Das Ende ist offen,
die Phantasie unbegrenzt.
Die Farbe der Verzweiflung
(japanisches Tanka-Gedicht)
Grauschleier, bitter,
schwarzgetränkte Gefühle:
Verzweiflungsfarben.
Weiße Neutralität, doch
nur Farbenfrohsinn ist bunt.
Die Weisheit der Eule
(japanisches Tanka-Gedicht)
Sie weiß es längst schon.
Sie hat den Gang der Dinge
vor Langem gesehen.
Etwas vorher zu kennen,
ist besser als das Wissen.
Der Chef-Inspektor
Der Chef-Inspektor hat noch ne Frage.
Er steckt in einer misslichen Lage.
Sechs Leute stehen unter Verdacht,
und einer wurde umgebracht.
Sein Ruf ist eine reine Sage.
Wir müssen abwaschen
Wir müssen abwaschen,
nach dem Naschen.
Dabei können wir diskutieren
und viele Dinge eruieren,
wie richtige Plaudertaschen.
Der Erfinder im Hintergrund
Keiner kennt sein Erfindergesicht,
er selten vor der Kamera spricht,
doch ist er die erfinderische Kraft,
er, der die Innovation erschafft,
und durch Erfindergeist besticht.
Der Boreout aus Langeweile
Nichts zu tun.
Und das den ganzen Tag!
Es geht so weiter.
Dieses Nichtstun.
Unterforderung, da wo andere überfordert sind.
Die Langeweile, sie wird größer.
Und gigantisch.
Sie manifestiert sich,
immer kontinuierlicher.
Das süße Nichtstun?
Es kann zur Hölle werden!
Keine Aktivität?
Keine Erholung!
Irgendwann geht nichts mehr.
Boreout!
Die irischstämmige Ehefrau
Ein Engländer heiratet eine Frau aus Irland,
zusammen haben sie ihre Tochter Kleeblatt benannt.
Doch das Glück ist nicht von Dauer,
denn eines Tages wird die Irin sauer
und lässt ihn alleine sitzen in England.
Der nierenförmige Pool
Der Pool hat die Form einer Niere,
man sieht eine Wasserschliere.
Zum Schwimmen eignet sich die Form nicht,
doch zum Planschen ist sie ein Gedicht.
Ich hier viel Zeit verliere.
Die Polis
Man kennt die Staaten ganzer Länder,
doch auch die Staaten der Städte sprechen Bänder.
Im kleinen Kreis wird man sich einig,
der Weg zur Demokratie ist nicht steinig.
Doch warum nur tragen alle römische Gewänder?
Der Kaktus
Verdorrte Erde
Wasser fehlt
Nadeln richten sich gen Himmel
Ein bläuliches Grün schimmert
Orangenfarbener Sand,
eingefasst in einem Topf,
so fein wie Staub,
so leicht wie eine Feder.
Das Grün ist gefährlich,
so scharf wie ein Schwert
und spitz wie eine Nadel.
Das Bläuliche wird verteidigt.
Nur wer ist der Gegner?
Selten, aber manchmal regnet es.
Eine rote Kanne
ergießt ihren Inhalt
in den Topf.
Für einen Moment
wäre es so,
als würde die Wüste leben.
Eine Flut setzt ein,
Staub wirbelt auf,
der kurz danach vom Wasser
für immer geschluckt wird.
Das Grün bleibt standhaft,
nichts anderes bleibt ihm übrig.
Der Regen
hat auch seinen Segen:
Eine rote Blüte
inmitten der ganzen Nadeln,
so gefährlich
sieht er gar nicht mehr aus.
Die Naturverklärung
(japanisches Tanka-Gedicht)
Die schöne Natur,
so zart und unverdorben
kennt keine Gewalt.
Überlebenskampf verdrängt,
Nahrungsketten vergessen.
Die Route zur schönen Oase
(japanisches Tanka-Gedicht)
Durch Wüste und Sand,
führt beschwerlich die Route.
Der Weg findet sich.
Langsame Schritte führen
zum nächsten Oasenziel.
Der Hefeteig
Wasser, Mehl und Bäckerhefe ergeben den Hefeteig,
auf bayrisch und österreichisch auch genannt Germteig.
Ein Erlebnis ist das Aufgehen,
da kann man sogar zusehen.
Beim Backen muss man zulangen und nicht sein feig.
Ein schüchterner Flieger aus Tennessee
Thommy ist von Kindesbeinen an ein schüchternes Kind,
oft stellt er sich vor, er fliegt davon mit dem Wind.
Später ist er bei seinem Major unter Kommando,
dort ist es hart und der Flug führt nicht ins sonnige Orlando,
sondern nach Tokio, eine Racheaktion geschwind.
Der Auftrag des Exzentrikers
Noch nie gesehener Kunde
Ein exzentrischer Auftritt
Dennoch ein luxuriöser Geschmack
Ein seltener Auftrag
Gut dotiert
Des Juwelieren Freude ist geweckt.
Ein teures Stück,
es wird bald seine Hände verlassen.
Sein Baby aus wertvollem Metall
Doch demnächst in guten Händen?
Wer ist dieser Kerl?
Kann man ihm trauen?
Ja, er zahlt schließlich
so viel Geld…
Unsterblichkeit durch ein Kunststück
Will man erreichen nie endenden Ruhm,
dann gibt es leider kein Vertun:
Ein glorreiches Kunststück muss her,
damit die Massen beeindruckt sind, schwer!
Man darf einfach nicht ruhen.
Lese das Manuskript Korrektur
Lese das Manuskript Korrektur,
wie eine Art Wort-Reparatur.
Man muss die richtigen Wörter wählen,
will man eine gute Geschichte erzählen.
Das erinnert an die alte Tektur.
Künstlerexistenzkrise
(japanisches Tanka-Gedicht)
Existenzkrise
befällt jeden Künstler von
Zeit zu Zeit, Zeichen
großer Produktivität,
unendlicher Schaffenskraft.
Die gefüllten Backen des Goldhamsters
(japanisches Tanka-Gedicht)
Er hat sich seinen
Vorrat im Mund angelegt.
Alles nur für ihn!
Was man in dem Munde hat,
kann man getrost zerkauen.
Das Holzscheit im Kamin
Übrig geblieben vom letzten Feuer?
Nein,
er wurde dort später hineingelegt.
Warum?
Nur ein einzelnes Holzscheit?
Mit ihm allein
wird das Feuer
nicht lange brennen.
Asche umkreist ihn,
bald ereilt ihn
das gleiche Schicksal.
Seine Atome werden
unter der Glut und der Asche verteilt.
Gang des Feuers
Alleine im Kamin,
vielleicht
um die Leere zu füllen?
Ein Vorposten,
der der Alarm schlägt,
wenn das Feuer kommt.
Wärme und Gemütlichkeit
Behaglichkeit vor dem Feuer
Für den Holzscheit nicht
Er sieht das Feuer
aus einer anderen Perspektive.
Bedrohlich heiß
Gefährlich zerstörerisch
Das Ende in gelb-rot
Er hofft,
dass keine
weiteren Scheite
hinzukommen.
Wer wird schon ein Feuer machen,
mit nur einem einzigen Holzscheit?
Paradoxe Architektur
Nicht nur eine bloße Wand,
nicht bloß nur ein Häuserrand!
Dieses Gebäude ist paradox,
aufgebaut so richtig unorthodox,
ein einzig großer Steine-Tand!
Die Schlacht um Midway
Die japanische Marine hat zugeschlagen.
Die Amerikaner große Verluste beklagen.
Doch schon bald drehen sie das Blatt,
machen mit ihrer Flotte alles platt
und retten die Vereinigten Staaten vor großen Blamagen.
Die unbelohnte gute Tat
Auf dem Rückzug nach Westen von Osten
trifft ein Trupp auf einen russischen Posten.
Ein junger Soldat wird von ihnen verschont,
doch diese Tat bleibt für sie unbelohnt.
Das alles wird gehen auf ihre Kosten.
Eine Ackerexistenz
Sein Leib gehört anderen,
geprügelt und geschunden
fristet er ein Tierdasein als Mensch.
Harte Arbeit auf dem Feld,
die Ackerfurche fest im Blick.
Dem Ochsen geht es besser als ihm,
der ist mehr wert.
Die Harke in der Hand
Knochenarbeit
Säen
Ernten
Jedes Jahr wieder,
immer das Gleiche.
Jahr ein,
Jahr aus.
Ein Leben nach den Jahreszeiten,
nach Frühling,
nach Sommer,
nach Herbst
und nach Winter.
Die Sonneneinstrahlung,
sie gibt den Takt vor.
Alle geben den Takt vor:
Die Sonne
Der Burgherr
Der Aufseher
Der Ochse
Einfach alle
Sie dirigieren
und einer folgt:
der Leibeigene!
Er muss dem Takt folgen,
stets gehorchen.
Unduldsamkeit wird nicht geduldet,
streng bestraft,
im Takt.
Die Fallsammlung
Dies ist ein interessantes Fallbuch,
für Nichteingeweihte ein Fluch.
Doch löst man alle Fälle,
wird man richtig helle
und besteht jeden Klausurversuch.
Wer wirft sein Erbe weg?
(japanisches Tanka-Gedicht)
Ererbter Reichtum
fällt einem leicht in den Schoß.
Schenkung auf den Tod
Große Chance zur Faulheit
Wer würde Geld nicht nehmen?
Das einheitliche Familienaussehen
(japanisches Tanka-Gedicht)
Alle haben es:
So seltenes Gefieder,
grün-lila Mieder.
Die Einheitsgarderobe
der großen Starensippe.
Wer zu viel erwartet
Wer unrealistische Erwartungen hortet,
der sollte bedenken, er ist auf der Erde verortet.
Hier schlägt das Pech gewaltsam zu
und manchmal kommt des Menschen Wahnsinn hinzu,
so dass man mehr Realismus befürwortet.
Für jede Zeit ihr Kostüm
Kleider machen Schauspieler,
ohne die Kostüme
nur Leere,
keine Atmosphäre.
Die Dichte im Film
wie weggeblasen.
Entwürfe über Entwürfe
zuerst auf Papier,
da wird gezeichnet,
gekonnt gelayoutet,
meisterlich entworfen,
bis der letzte Strich gezogen ist.
Die Umsetzung folgt:
Ausschneiden
zusammenlegen
nähen.
Bis alles fertig ist,
die Zeit vergeht,
im Flug der Arbeit.
Das Design
Mittelalterlich?
Altertümlich?
Vielleicht Rom?
Oder lieber Griechenland?
Sparta?
Industrielle Revolution?
Französische Revolution?
Jedes Zeitalter
Jede Epoche
Die Kostümdesignerin, eine Zeitreisende
Der Untergang Trojas,
der Sturm auf die Bastille,
die Eroberung Britanniens,
Wikinger auf Beutezug,
fränkische gepanzerte Reiter.
Königsdynastien
Päpste im Vatikan
Gegenpapst in Avignon
Alles ist machbar.
Grenzen setzt die Zeit keine,
sie existiert nicht mehr.
Schluss
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