Gedichte – Limericks – Japanische Tanka-Gedichte – Schaffensperiode 03 Quartal 2006
Verkäufer des Verderbens
Auseinandersetzungen,
Kriege,
die hat es schon immer gegeben,
seit es Menschen gibt.
Stock
Stein
Messer
Pfeil und Bogen
Schwert
Muskete
Pistole
Sturmgewehr
Die Waffen ändern sich,
die Kriege nicht,
der Mensch ebenfalls nicht.
Der Waffenschieber kauft und verkauft,
versorgt und vermarktet.
Er bedient einen Markt,
zumindest
redet er sich das ein.
Wenn nicht er,
andere würden es tun,
an seiner statt.
Gewissensbisse,
doch die sind schnell weg.
Genau wie die Gewehre
Reißender Absatz
Das große Geld,
verdient mit Tod und Verderben.
Er hat die Waffen nicht produziert,
nicht konzipiert,
er bedient sie auch nicht.
Er verkauft sie doch nur,
so wie alle anderen auch.
Ein Klang in der Halle
Der Klang schwingt noch ein wenig mit,
bis er am Ende der Halle verhallt.
Endgültig
Unwiderruflich
Nichts bringt ihn wieder,
nichts hält ihn auf.
Seine Existenz ist
auf wenige Augenblicke beschränkt,
einzelne Sekunden.
Die Stimme senkt sich,
der Klang wird dunkel.
Leblos
Als wäre er schon beendet,
noch bevor sich
die Stimme erhoben hat.
Er kennt sein Schicksal,
er versteht den Widerhall und seine Gesetze,
er hat die Dunkelheit gesehen,
die ihn umgeben wird.
Und doch erfüllt er den Raum
mit Freude und einer gewissen Siegesahnung
Für einen Augenblick liegt er in jedermanns Ohr.
Das kann ihm niemand nehmen.
Die fleißige Blütenarbeiterin
Wie ein Arbeiter in der Mine,
arbeitet fleißig die Biene.
Tag ein Tag aus fliegt sie zu den Blüten,
vor Faulheit muss sie sich nicht hüten.
In den Waben zieht sie eine Honig-Schiene.
Der Circus Maximus
Die Formel 1 der Antike,
feierte im Circus Maximus viele Siege.
Es sind die schmalen Kurven und die lange Bahn,
da fuhren die Wagen mit Elan.
Ganz vorne saß die oberste Riege.
Der Berg und das Tal
Er steht gemeinsam da,
in einer Kette von Bergen.
Geschlossen bilden sie eine Front,
eine Lücke findet sich nicht.
Die Gipfel werden höher.
Sie wechseln sich ab.
Ein jeder möchte der höchste sein.
Darunter
kommt das Tal.
Allein durchzieht es die Niederungen.
Dunst steht dort, versperrt die Sicht.
Irgendwo dort unten müsste ein Fluss fließen.
Niemand kann ihn sehen,
auch die Berge nicht.
Sie richten den Kopf gegen den Himmel.
Das Tal haben sie nie gesehen.
Der Staubsauger
Er saugt den Staub,
wie der Wind das Laub.
Doch plötzlich ist der Staubsaugerbeutel geplatzt,
der Staub fällt an seinen alten Platz,
es war nichts anderes als Zeitraub.
Schrubb den Boden
„Schrubb den Boden.“
„Was sind das denn für Methoden?“
„Es muss hier sauber werden.“
„Ich mag keine solchen Beschwerden.“
„Dafür aber Mikroben.“
Der Teich als irdisches Paradies
(japanisches Tanka-Gedicht)
Überfluss schadet.
Der Karpfen verliert Maßstab
der Realität.
Als ob ein gebratenes
Hühnchen ihm zufliegen wird…
Der gut geplante Hinterhalt?
Saruman mimt den Guten,
doch lässt er Mittelerde bluten.
Er verbündet sich mit dem Feind,
das sei clever, wie er meint.
Die Ents durchkreuzen seine Routen.
Der weiße Zitronenkuchen
Der weiße Zitronenkuchen,
muss keine Abnehmer suchen.
Der trifft jeden Geschmack,
und zwar auf Zack.
Erfolg lässt sich buchen.
Die Normannen im Jahr 1066
Jarl Rollo, dem Nordmann erlaubt,
zum Schutz der Küste,
Siedlungen gebaut.
Wikinger wurden Normannen,
aus dem Landstrich die Normandie,
Kultur der Einheimischen angenommen.
Im Norden die Insel, England genannt,
der König gestorben, ein Thron nun vakant.
Harald aus Norwegen zuerst im Land,
bei York besiegt, endgültig aus dem Land.
Ein zweiter Bewerber, Wilhelm genannt,
Herzog der Normandie, mit Wikingerblut,
versammelte die Flotte, ein großes Heer,
im September 1066, die Landung bei Flut.
Harald, Anführer der Angelsachsen,
der Sieger von York,
im Gewaltmarsch zur Küste,
seine Kämpfer ohne Ruh.
Die Entscheidung bei Hastings,
im Oktober die Schlacht,
der Sieger hieß Wilhelm,
Harald gefallen, Normannen an die Macht.
Normannen nun Herrscher,
die Eroberung als Wendepunkt bekannt,
in Sprache und Kultur,
für Frankreich und für England.
Alte Chroniken berichten, von Mönchen verfasst,
auch andere Verfasser, nicht alle bekannt,
als Quelle in einen Teppich gefasst,
noch heute zu sehen,
Geschichte in Bildern,
schön anzusehen.
Die Soupière
Auf die teuere Soupière,
freut sich unser Pierre.
Die Suppe wird serviert,
dann wird diniert.
Auf die Suppenschüssel ist er fière.
Welch reicher gemütlicher Onkel!
Ein gemütlicher Onkel genießt den Moment,
er schon lange nicht mehr dem Ruhm herrennt.
Viel lieber sitzt er in seiner Villa und trinkt,
er in seiner Lethargie immer tiefer sinkt,
und viel döst und lange pennt.
Diese ewigen Revierkämpfe
(japanisches Tanka-Gedicht)
In den Kartoffeln
da wartet die Kröte gern.
Eine kommt vorbei.
Der Platz ist bereits besetzt,
ein Revierkampf notwendig.
Eine einstürzende Vorstellung
Das Theater war so ramponiert,
die Kulisse nur noch kartoniert,
dass die ganze Vorstellung eine Posse wurde
und abglitt ins vollkommen Absurde:
Der Zuschauer war mehr als nur düpiert!
Jacques Neckers Finanzproblem
Jacques Necker, der Vater aus Küstrin,
im Pommernland am Oderstrand,
ein schweizer Bankier, gehobenes Bürgertum,
galt als genialer Finanzier.
Finanzminister bei König Ludwig XVI.,
war er der Totengräber des Ancien Régime?
Gründe zur Revolution gab es viele,
die finanzielle Staatspleite Frankreichs gehört dazu.
Staatsfinanzierung kaum möglich,
Adel und Kirche, die Reichen,
von der Steuerzahlung befreit.
Jedes Jahr Kriege, hohe Ausgaben fürs Militär,
dazu Verschwendung des Königs,
des Hofstaats finanzielle Gier.
Finanzierung durch Schulden,
Kreativität gefragt, Ideen gesucht,
für den Staat Geld einzunehmen.
Staatsschulden durch Leibrenten finanziert,
Leben und Tod als Finanzgeschäft,
trickreich, spekulativ,
variantenreiche Finanzpakete konstruiert,
fördert den Aufstieg von Banken.
Kampfschach
Wer hat nicht schon gespielt Schach
und sich dabei gelangweilt, wie bei einem Schulfach?
Der sollte Battle Chess ausprobieren:
Der Turm frisst die Bauern, man sollte nicht verlieren!
Der König steigt jeder Figur aufs Dach.
Wenn Ebenen sich drehen
Sechs Ebenen sich drehen,
die Figuren sehen aus, als würden sie gehen.
Die vielen Kerzen sorgen für Licht,
die Weihnachtspyramide sieht alles andere aus als schlicht.
Oben ist der Holzpropeller am Stehen.
Ein erstes Bild von den Pferden
Der Tag brach heran,
die Gesandtschaft war weg,
auch der Feldherr brach auf,
mit seiner Reiterei
als Abteilung voraus.
Aufklärung des Feindes
Knapp fünftausend Reiter,
zusammengezogen aus dem ganzen Land.
Eine Armada an Pferden
Wildes Getrappel
Ein Wiehern aus allen Ecken
Tausende Augen, munter blickend
Viele Beine
Hufen, die in den Boden drücken
Unruhiges Hin und Her
Das Bild von den Pferden,
ein schönes und ungewohntes,
etwas Vertrautes mitten in der dunklen Zeit…
Das Rehabilitationsprogramm
(japanisches Tanka-Gedicht)
Verletzte Ehre
wieder herzustellen ist
das Unterfangen.
Spezielles Hilfsprogramm gibt
Unterstützung aller Art.
Das Fell des Pudels
(japanisches Tanka-Gedicht)
Wollig und weißlich
Leicht gekräuselt liegt es an.
Da fällt ein Haar aus.
Der Friseur muss es richten.
Der Preis spielt keine Rolle!
Napoleon
Geboren auf einer französischen Insel,
von dort stammt dieser Einfaltspinsel.
Getrieben von seinem Größenwahn,
trat er seinen Rückzug an.
Von ihm kam nur noch ein Winsel.
Putz Dir die Nase
Putz Dir die Nase,
Du schniefst in Ekstase.
Ich gebe Dir auch gerne ein Taschentuch,
wenn Du nachkommst meinem Ersuch.
Beende diese nervige Phase.
Das Tagebuch des Magiers
Seine ganzen Geheimnisse gibt er preis,
Enthüllungen zu Tricks, die keiner weiß.
So manche geheime Pointe
schreibt er nieder mit Tinte
und gibt den entscheidenden Lösungshinweis…
Der Handel mit Kommunalanleihen
Verspekuliert!
Eine sichere Anlage gesucht.
Da kommen sie gerade recht.
Diese Kommunalanleihen.
Aus Amerika.
Garantierter Zins.
Eine längere Laufzeit.
Ersehnte Sicherheit
In unruhigen Zeiten
Willkommene Abwechslung
Wiederentdeckung von realen Werten
Blick in den Finanzabgrund
Handel mit dem Wahnsinn
Verspekulieren mit Milliarden
Wo sind die Massenvernichtungswaffen?
Man sucht Massenvernichtungswaffen,
doch kann man keine einzige heranschaffen.
So langsam wird einem klar,
was man uns sagte, ist nicht wahr.
Dann kann man sich nur zum Widerstand aufraffen.
Die rauschende Gegensprechanlage
Die Gegensprechanlage rauscht,
wenn man entspannt plauscht.
So ist ein Sprechen unmöglich,
die Technik ist unsäglich.
Das Kabel, es wird ausgetauscht.
Die Seeschlacht von Salamis
Die Perser hatten eine überlegene Flotte,
doch die Griechen eine Marotte.
Sie gaben niemals auf
und der Sieg nahm seinen Lauf.
Für die Überlegenen gab es nur Spotte.
Der dreibeinige Tisch, der wackelt
Eine schiefe Ebene
nur unmerklich ungerade,
aber dennoch so, dass es jeder merkt.
Drei Beine nur
mindestens eins zu kurz,
ungerade Zahlen bringen Unglück!
Ein leises Wackeln
erfasst alles auf der Platte,
ein kleines Erdbeben
ohne Folgen, ohne Schäden.
Dreimal stabilisiert,
doch es reicht noch immer nicht,
es wiederholt sich
von Mal zu Mal.
Gläser werden nicht abgestellt,
das Wasser würde verschüttet werden
und würde die schiefe Platte hinunterfließen,
es sucht sich seinen Weg,
den, des geringsten Widerstandes.
Ein kleiner Fluss,
ein Rinnsal,
der Wasserfall bei den drei Beinen.
Nein,
diese Genugtuung, darf er nicht erfahren.
Was würde danach passieren?
Wenn die Ebene in Schieflage gerät?
Einmal gedreht
Die Conciergerie – Das Staatsgefängnis
(japanisches Tanka-Gedicht)
Ein Ort des Schreckens
für missliebige Bürger
schnell ausgesondert.
Die letzte Station vor der
öffentlichen Hinrichtung.
Die banale Brutalität
(japanisches Tanka-Gedicht)
Der Zusammenprall
Ein Nashorn ist schwer verletzt.
Es erwartet nichts.
Stöße kosten Gesundheit
Stück für Stück ein bißchen mehr…
Die Edelstahlpfanne
Die Edelstahlpfanne
ist in Panne.
Auf ihrer glatten Oberfläche,
gibt es Schrammen wie tiefe Bäche.
Nun dient sie als Kanne.
Der Collegeabbrecher aus Ohio
Chris hat das College abgebrochen,
in Ohio ist sein Traum zerbrochen.
Auf seinem Campus ereignete sich ein Vorfall,
der führte zu seinem inneren Zerfall.
Gebrochen kommt er aus seinem Studentenheim gekrochen.
Die abgebrochene Urlaubsreise
Einmal im Jahr
Etwas Besonderes
Sich etwas gönnen.
Sich um nichts kümmern.
Schöne Zeit
In fremden Gefilden
Eine Wolke
Am Himmel
Ein Sturz
Und schon ist sie vorbei:
Die Urlaubsreise.
Einbandagierte Träume
Eingegipste Schwärmerei
Eine Sehnsucht nicht befriedigt
Wieder ein Jahr warten
365 Tage laufen ab
Alles noch einmal
Und dann ein Urlaubsneustart!
Nur ein volles Theater ist ein gutes Theater
Ein Gedränge bis in die letzte Reihe,
alles leer in der Kostümausleihe,
alle schauen gebannt hinauf
auf den Theaterszenenablauf
und manchmal hört man Begeisterungsschreie.
Mach einen Handstand
Mach einen Handstand,
an der Wasserkant.
Verlierst Du das Gleichgewicht,
dann fällst Du ins Wasser schlicht.
Realistischer, als wenn Du übst an der Wand.
Ein Mensch ohne Schlüssel
(japanisches Tanka-Gedicht)
Niemand läuft ohne
Schlüssel herum, außer er
liebt Elektronik.
Schlüssellose Häuser, die
könnten bald die Zukunft sein.
Der Einzelgänger par excellence
(japanisches Tanka-Gedicht)
Selten zusammen.
Opossum liebt Einsamkeit.
Geht den Weg allein.
So einsam statt gemeinsam,
lebt es sich für ihn besser.
Beethoven auf der Harfe
Ein Dreieck mit Saiten,
festgespannt,
gezupft, musiziert, entspannt.
Ein goldener Rahmen,
ein edles Stück,
so elegant wie sein Ton.
Anderes Musizieren,
neue Perspektiven
Das Zupfen als Kunst
Prestigedreieck
Es erklingt Beethoven.
Für Elise
Ganz anders als sonst,
eigenartig schön,
aus einer neuen Sicht gesehen,
aus einem anderen Blickwinkel gehört.
Die Harfe als Grenzüberschreitung,
ein musikalischer Brückenbauer,
ein extravagantes Stück Musikinstrument.
Beethoven gezupft
Neu kreiert
Musikalische Auferstehung
Die Neuerfindung des Stückgutes
Eigentlich nur ein Dreieck
Drei Seiten
Steuernde Emotionen
Manche Emotionen geben den Ton an,
das liegt nun mal daran,
dass bei Gefühlen schlagen Wellen hoch,
manchmal so richtig furios,
egal ob bei der Frau oder beim Mann.
Showdown in der Millionen-Villa
Am Abend treffen sich alle wieder,
in der Millionen-Villa, so gar nicht bieder.
In kleinen Grüppchen geistern sie durchs Haus,
sie feiern und wissen weder ein noch aus.
Einer dreht durch und sticht viele Leute nieder.
Die Bankangestellte im Krisenmodus
Larissa arbeitet in einer Bank.
Beim Raubüberfall sie niedersank.
Sie lernt einen der Täter kennen,
kann sich nicht von ihm trennen.
Es endet zunächst in einem Zank.
Reicher Förderer der Künste
Er lässt den Rubel rollen,
das Geld fließen.
Geldregen
durch den Mäzen.
Er fördert die Künste,
wie es ihm beliebt.
Bildhauerei
Malerei
Musik
Alles
Warum nicht, denn das Geld ist da.
Durch Leistung anderer, sich Ruhm erkaufen,
gar selbst zum Künstler aufsteigen.
Weltruhm
über den Tod hinaus.
Das Geld macht es möglich,
es macht alles möglich,
öffnet Türen,
ebnet Unebenheiten,
überbrückt einen Abgrund,
klärt Probleme
und schafft Kunstwerke.
Werke von Weltruhm
Höchster Kategorie
Bester Klasse
Unerreichbar
Unanfechtbar
Unantastbar
Das Geld komponiert das Stück,
es führt den Pinsel,
schlägt den Stein,
wählt die Worte aus.
Es regiert die Kunst.
Der Mäzen als Regent
Roboter und der Arbeitsmarkt
Der Roboter verdrängt das Leben,
die Gesellschaft hat was dagegen.
Wie soll der Arbeitsmarkt den aussehen,
wenn die Roboter abgehen?
Man wird nach einer Lösung streben.
Er wandelt in seiner Welt
(japanisches Tanka-Gedicht)
Nach außen hin da
scheint er Teil der Welt zu sein,
doch innerlich ist
er ganz woanders Zuhaus:
Parallelweltbewohner.
Das tödliche Zusammenwirken Vieler
(japanisches Tanka-Gedicht)
Der Rudelangriff
Die Meute in Perfektion
Gemeinschaftsgefahr
Mehrere, abgestimmte,
perfekt trainierte Jäger.
Auf wesentlich bessere Zeiten!
Ein Vermittler in der Filmbranche,
eher unbekannt und doch bedeutend.
Angebot und filmische Nachfrage,
passt nicht immer zusammen.
Meist ist das Angebot immens,
doch die Nachfrage?
Sie bleibt zurück.
Die Studios zurückhaltender,
knauseriger,
vor allem in der Krise.
Angst vor Fehlinvestition
Furcht vor falschem Film
Der Casting-Agent merkt’s.
Unterbringen schwierig
viel Leerlauf
viel Misserfolg
Neue Verträge selten,
gut dotierte keine.
Zu unbekannt die Schauspieler,
zu dürftig die Leistung,
zu klein und überschaubar das Repertoire.
Er versucht über Wasser
den Kopf zu halten,
durchzuhalten,
auszuharren,
bis bessere Zeiten kommen.
Schluss
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