Gedichte – Limericks – Japanische Tanka-Gedichte – Schaffensperiode 02 Quartal 2011
Und wieder ein Wochenende geopfert!
Neuer Fall am Wochenende
Arbeit ohne Pause, weiter geht’s.
Dringende Angelegenheit,
keinen Aufschub.
Klärung des Sachverhalts schwierig
Zeugenvernehmung erforderlich
Arbeitsreiche Zeiten brechen an.
Dem Justiziar schaudert’s,
gerade war auch so ein schwieriger Fall,
nun schon wieder.
Ohne Unterlass ist er gefordert,
jede Woche ein neuer Kampf.
Streitschlichtung,
das hat er am liebsten,
gütliche Einigung,
kein Gericht.
Mediation, wenn nötig,
doch das macht nicht er.
Der Mediator ist dafür eigens ausgebildet.
Ball flach halten,
unter dem Radar fliegen,
das geht schon lange nicht mehr.
Das Unternehmen fordert
Tribut für die Arbeit.
Das Wochenende ist bald um,
Samstag und Sonntag
durchgearbeitet.
Montag beginnt eine neue Woche.
Morgen
Wieder ohne Wochenende
Irgendwas kommt bestimmt.
Tausende Dinge in kurzer Zeit
Fremde Betten machen,
Bettlaken weg
Spannbetttuch abziehen,
neu beziehen
Frischer Kissenbezug
und das alles schnell
Nicht zu vergessen
bei hunderten Betten
Hotelfachfrau im Stress
Alles
in den mobilen Wagen
werfen
und zur Wäscherei
bringen.
Frühstück
Kaffee und Orangensaft bereitstellen
Croissants nachlegen,
die werden am meisten
und am schnellsten verspeist.
Großer Essensraum
Unpersönlich
Massenabspeisung, Massenverspeisung
Absaugen,
putzen im Minutentakt,
alles schnell und wenig gründlich.
Viele Zimmer,
viele Betten,
viele Gäste,
Ruhepausen keine!
Geschäftigkeit,
gute Laune vortäuschen.
Morgen geht es wieder
von vorne los.
Der Stadtrat pennt
Der Stadtrat, ja der pennt,
obwohl er die Probleme kennt.
Persönliche Feindschaften florieren,
so kann man das Vertrauen verlieren.
Der Bürgermeister sich verrennt.
Das Ende der römischen Republik
Eines Tages es regnete stark,
da wurde der Kaiser sehr autark.
Er verkündete das Ende der Republik,
des Kaisers und des Volkes Sieg.
Der Senat sah es anders, trug den Kaiser zu Sarg.
Laub- und Nadelwald
Durchmischt
durchsetzt
abgewechselt,
der Wald ein Biotop,
in ihm aber
ein Baumkrieg tobt.
Der Laubwald mit den Blättern,
die im Herbste alle fallen,
gegen den Nadelwald,
der Nadeln immer wahrt.
So wachsen sie gegeneinander
auf dem Kriegsschauplatz des Mischwaldes.
Eiche gegen Tanne
Kastanienbaum gegen Kiefer
Esche gegen Eibe
Die Duelle mehren sich.
Mal gewinnt der eine
und mal der andere nicht.
Mal wächst der eine schneller,
der nächste gerade nicht.
Blatt gegen Nadel
Eichel gegen Zapfen
Es ist ein Kampf,
mit harten Bandagen ausgetragen.
Nicht Wenige fallen
und werden begraben
unter der Last des Mischwaldes.
Der Zeitungsblog
Der Zeitungsblog kennt keine Druckerschwärze,
und leidet unter dem Redakteur-Scherze.
Doch er gewinnt immer mehr an Zugriffen,
die Auflage ist nie vergriffen.
Und im Dunkeln lesen, kann man ihn auch ohne Kerze.
Nimm ernst mein Problem
Nimm ernst mein Problem
und gieß die Kakteen.
Die gehen sonst ein,
das wäre nicht fein.
Sie Wasser erflehen.
Entferntes Licht im Moor
(japanisches Tanka-Gedicht)
Weit draußen im Moor,
das Glühwürmchen als Irrlicht.
Falschen Weg gewählt.
Es leuchtet in die Gefahr,
hinein in den Sumpf-Abgrund.
Ein Dichter namens Herger
Der Sangspruchdichter namens Herger
sucht eigentlich nie Ärger.
Für Viele ist er der erste Ansprechpartner,
ansonsten Übersetzer und Berater.
Er spricht Latein wie ein Gelehrter.
Die schwierige Restaurantreservierung
Die Restaurantreservierung ist schwierig,
und äußerst zäh und langwierig.
An besonderen Tagen,
wird man sich nur plagen.
Nach freien Tischen ist jeder gierig.
Die neue Kosmologie
Unendliche Weiten,
aus Filmserien bekannt,
dunkle Materie, unbekannte Energie,
Schwarze Löcher, Ursprünge der Kosmologie.
Galaxien, Milliarden an Zahl,
im Urknall entstanden,
so die gängige Theorie.
Teleskope und Sonden,
Hubble ein Star,
Sternhaufen wie Kugeln,
Gravitation und Expansion,
Rätsel über Rätsel,
der Ursprung des Universums, unfassbar.
Die durchgelegene Matratze
Die durchgelegene Matratze
stört sogar die Katze.
Die Federn zwicken,
überall genähte Flicken.
Das kümmert nicht den Atze.
Die Methoden der Augenärztin
Sie arbeitet als Ärztin für die Augen,
in ihrer Praxis viele Gerätschaften und Laugen.
Bekannt sind ihr Ruf und ihr Name,
sie gilt als kompetente Dame.
Die anderen Ärzte einfach nichts taugen!
Der verunglückte Wellensittich
(japanisches Tanka-Gedicht)
Sein Kopf so blutig
Verwirrt flattert er zurück.
Benommen sein Blick.
Die letzten Flügelschläge
ertönen leise im Raum.
So gut wie keiner
In der Minderheit zu sein
ist nicht immer fein.
Aber so lernt man Selbstvertrauen
und auf sich selbst zu bauen:
Welch essentielle Lektion fürs menschliche Dasein!
Die zerschnittenen Fotografien
Ein Paar fällt
auseinander,
das gemeinsame Leben
zerpflückt,
Möbel verteilt,
Erinnerungsstücke versteckt,
Fotografien zerschnitten.
Erinnern tut weh,
zerschneiden klärt
den gemarterten Geist.
Ein Mensch verschwindet
aus dem Leben des anderen.
Spuren werden verwischt,
Erinnerungen unkenntlich
gemacht.
Fotos, Glücksmomente
Stehen dem
Neuen, dem
neuen Leben,
der neuen Liebe
im Weg.
Ist der nächste Geliebte
Wahrlich besser?
Die Sims simulieren den Alltag
Man ist nicht eine Person,
sondern ein ganzer Haushalt schon.
Ist einem der Haushalt überdrüssig,
wechselt man zum nächsten schnell und flüssig.
Ziel ist der Hausbau mit dem erzielten Lohn.
Knecht Ruprecht
Gefürchtet ist dieser Knecht,
sein Name lautet Ruprecht.
Er ist ganz und gar in Schwarz gekleidet,
bei allen Kindern längst verleidet.
Er ist nicht grad ein Weihnachtshecht.
Vesontio
Vesontio,
das schöne Besançon,
einst größte Stadt der Sequaner.
Reich und gebildet
Umrahmt vom Doubs
Nahezu eingekreist
Geradezu verschlungen
Hohe Berge, bis an die Flussufer
Eine Ringmauer, zur Festung ausgebaut
Nur ein Durchlass, so schmal nicht breit,
gewährte den Zugang zur Stadt.
Welch natürliche Lage!
Eine städtische Flussperle
Ein errichtetes Naturschauspiel
Folge eines tragischen Zusammentreffens
(japanisches Tanka-Gedicht)
Ein Mord infolge
des ungewollten Treffens.
Leider geschehen.
Zur falschen Zeit am völlig
falschen Ort dagewesen.
Von der Gefahr einer eigenen Meinung
(japanisches Tanka-Gedicht)
Zu störrisch war er.
Ausrangiert, an Rand gedrängt.
Keiner vermisst ihn.
Das ist Folge der Gefahr,
sich einen Kopf zu leisten.
Hoher Einsatz
Wer jeden Tag sein Leben riskiert,
und oftmals die Nerven verliert.
Wer im Beruf zu viel einsetzt,
und hin und wieder wird verletzt,
der beklagt sich richtig ungeniert.
Trage mir die Tasche
Trage mir die Tasche,
ich suche meine Flasche.
Ich kann sie nicht finden,
doch meine Kräfte schwinden,
wenn ich nicht bald einen Schluck erhasche.
Theateragent mit Hintergedanken
Ist sein Theater gut besetzt,
er auch niemanden ersetzt.
Doch wehe es läuft mal nicht gut,
dann nimmt ganz schnell jemand den Hut
und wird vor die Tür gesetzt.
Wenn ein Team zerstritten ist
Anwälte im Team.
Eine Kanzlei.
Ein neuer Fall.
Von Fall zu Fall
oder von Knall zu Knall.
Einigkeit existiert
auf dem Papier.
Und nur dort!
Rechtsfindung ist nicht einfach.
Schon gar nicht hier.
In diesem Team,
in dieser Kanzlei,
bei diesem Fall.
Bei diesen Kollegen braucht es keine Feinde,
Freundschaft in dieser Anwaltsgemeinde
findet man definitiv keine.
Der Kanzler gibt den Macher
Der Kanzler regiert in schwierigen Zeiten,
seine Staatsleitung zeichnet sich aus durch Pleiten.
Er lässt sich von seinem Berater alles diktieren,
dieser nutzt immer die Gunst der Stunde, um alle zu düpieren.
Der Kanzler versagt beim Versuch vernünftig zu leiten.
Das nachgebaute Bauernhaus
Der Bauernstil wird imitiert,
ein Landleben gekonnt fingiert.
Der Architekt hat’s ausgeheckt,
die Täuschung, die ist fast perfekt.
Die Nachbarschaft über den Bau sinniert.
Der Anästhesist
Der Anästhesist schickt die Menschen in den Schlaf,
das macht sie müde und brav.
So ist die Operation schnell gemacht,
der Patient alsbald wiedererwacht.
Nur der Anästhesist nie schlafen darf.
Die Steinmauer aus Schiefer
Flach, grau, leicht
Grau-bläulich, eine eigentümliche Farbe,
selten in der Natur vorkommend
und dann auch noch als Stein.
In kleinen Schichten zusammengedrückt,
unter dem Gewicht von Bergen,
wie Holzplatten zusammengeklebt
und dann mit Zangen gepresst.
So ist der Schiefer entstanden.
Die Mauer imitiert die Natur,
Schicht für Schicht gestapelt.
Schiefer zusammengelegt
und als Einheit geformt,
in die Höhe gehend,
bläulich-gräulich hochgewachsen,
wie ein schmaler, hoher Berg.
Die Schichten werden immer größer,
vom Kleinen zum Großen.
In Jahrmillionen könnte hier
neuer Stein entstehen.
Doch so lange
wird die Schiefermauer
nicht halten.
Das Theater verbreitet die neuen Ideen
(japanisches Tanka-Gedicht)
Ein Theaterstück
indoktriniert genauso
wie eine Rede.
Durch die Figuren noch viel
unterschwelliger und schnell.
Das Schnaufen siegt
(japanisches Tanka-Gedicht)
Er beginnt zaghaft,
doch sein Lauf kennt kein Ende.
Der Atem wird schwer.
Die Beine wiegen wie Blei,
ein Absprung nicht mehr möglich.
Der indische Reis
Noch ist er zu heiß,
der indische Reis.
Doch bald wird der Basmati abkühlen,
die Gabel sich durch den Teller wühlen.
Der Reis ist braun und nicht weiß.
Der Tod von Vielen
Nachdem der Schlächter Viele ermordet hat,
ist er noch lange nicht kriegssatt.
Er plant längst die nächste Schlacht,
die er minutiös erdacht.
Doch einer setzt ihn für immer Schachmatt.
Die ungerechte Beurteilung
Mehrere Noten
Nicht gerade die besten
Eine Notenvernichtung
auf Papier
Das Gegenteil von Bestwerten,
Schlechtwerten.
Ein Notenabgesang
in einer ungerechten Beurteilung.
Nicht die Erste!
Nicht die Letzte!
Der negative Noten-Superlativ.
Ungerechtigkeit kennt Zahlen
und zwar genau sechs!
Von eins bis sechs gezählt,
meine Beurteilung ist angezählt!
Des Menschen Streben übertrifft sein Können
Mit seinen Fähigkeiten hinkt der Mensch hinterher,
doch strebt er immerfort nach vielmehr.
So entsteht ein dynamischer Fortschritt,
dabei gibt es so manchen Fehlschritt,
doch darum kommt man nicht umher!
Hör auf mich auf den Arm zu nehmen
Hör auf mich auf den Arm zu nehmen,
als würde ich Dir diese Geschichte abnehmen!
Der Versuch ist schon sehr offensichtlich,
für mich ganz klar ersichtlich.
Du solltest Dich dafür schon schämen.
Der unterirdische Durchgang der Penn Station
(japanisches Tanka-Gedicht)
Monumentalbau
mittendrin in Manhattan
Spektakulär auch
im Untergrund, Drehkreuz der
täglichen Arbeitspendler.
Das Geschnatter der Gänse
(japanisches Tanka-Gedicht)
Ein Stimmengewirr,
aus einer wilden Menge.
Sie bemerken es.
Beste Alarmanlage
Schlägt stets zuverlässig an!
Die liebliche Siedlung
Emporgehoben aus dem Nichts,
aus Urwald, Laub und Stein,
da steht die Siedlung schön errichtet
mitten im hellen Schein.
Anmutige Hütten, liebliche Häuser,
Pfade führen zwischendurch,
schlängeln sich durch die Behausungen,
wie kleine Flüsse hindurch.
Die Heimat der Bellovaker glänzt
unprätentiös und unauffällig
und dennoch von gewissem Gewicht.
Eine Einfachheit, umwerfend anders,
feste Verbindung von Natur und Wohnen,
Siedlung-Symbiose errichtet am Fluss.
Nach unten führt der Weg
Bergab ist die neue Richtung
mit dem Abgrund als ständige Sichtung,
der Weg führt ins finstere Tal
und ist jetzt schon eine Qual,
mitsamt einer düsteren Gewichtung.
Die Verlobte des Doktors
Ivonne ist mit dem Doktor verlobt.
Als dessen Freund das hört, er tobt.
Nun ist er bald auf sich allein gestellt
und sein zweiter Mieter entfällt.
Sein finanzieller Ruf leidet, ist nicht mehr hochgelobt.
Von der Zerschlagung einer Firma
Es war eine Investmentfirma, recht angesehen,
die ins Strudeln geriet unvorhergesehen.
Gegen das Unternehmen wurde intrigiert,
Gerüchte gestreut und kräftig kassiert.
Nun wird man sie übernehmen.
Unfälle auf der Piste
Alles in Schnee gehüllt,
der Himmel blau,
die Erde weiß.
Eine angenehme Kälte,
der Atem in weißem Rauch.
Eine Gruppe von Skifahrern
in einer Reihe,
gut angezogen
mit Sonnenbrillen der Sportausgabe.
Vorne ein Einzelner,
er gibt Order und erklärt,
der Skilehrer in Aktion.
Einige Bewegungen demonstriert er,
doch die meiste Zeit spricht er,
recht leise.
Dann geht es los.
Welche Piste?
Das ist geklärt.
Den Berg hinab
vom Schnee getragen,
schön glatt,
gefährlich schnell.
Das Gefälle steil,
einer verliert das Gleichgewicht.
Er fällt,
ein Skier löst sich,
fliegt drei Meter weg.
Der Skilehrer fährt hin.
Zum Glück nichts passiert.
Der Schüler rappelt sich auf,
kann sogar lachen.
Der Skilehrer kennt auch schlimme Unfälle.
Knochenbrüche
Schädel-Hirn-Trauma
Schlecht ausgegangen
Einmal ein Todesfall
auf der weißen Piste.
Das angevinische Reich
Das angevinische Reich reicht über den Ärmelkanal
und das war für Frankreich lange Zeit fatal.
Es herrschte Krieg auf französischem Boden
mit sehr unschönen Episoden.
Das war damals leider normal.
Von Bewunderern belagert
Nie allein für wenige Sekunden,
immer mit anderen verbunden.
Kaum findet man mal Zeit für Ruhe,
sonst gibt es gleich lautes Gebuhe.
Das wird nur als anstrengend empfunden!
Die spanische Merinowolle
(japanisches Tanka-Gedicht)
Das Schaf trägt Lagen
über Lagen und ist verhüllt
mit einem Mantel.
Seine eigene Kleidung
kann es allein herstellen.
Am Rande von furchteinflößenden Möglichkeiten
Die Wissenschaft macht große Schritte
und folgt dabei keiner Bitte.
Ein Zurück kennt sie nicht,
sie folgt der Erkenntnis Licht
und nimmt keine Rücksicht auf Dritte.
Druckreife Verlagsarbeit
Manuskripte lesen und korrigieren
viele Fehler
Rechtschreibung
Grammatik
Zeichensetzung
Alles finden
Fehler herausfischen
Druckreif?
Noch nicht!
Logikfehler
Plot vollkommen falsch gewichtet
Spannungskurve zerstört
Schlechter Einstieg,
lange Mitte,
zwei Höhepunkte,
so nicht!
Der Lektor schreibt,
stellt um.
Wie ein Schriftsteller,
so wird er tätig,
der wäre er gerne selbst geworden.
Was für Schund gedruckt wird!
Das kann er besser,
der Meister des Wortes,
der Bezwinger des Plots.
Die Wörter fliegen
ihm einfach zu.
Umschreiben
ausbessern
umstellen
feilen
Feinschliff
Handwerksarbeit,
nichts Anderes,
nichts Höheres,
nichts Mythisches.
Reine Schreibroutine,
gute Planung,
so gelingt der Erfolg.
Der Garant des Bestsellers,
ein Schreiber in der Not,
der Lektor im Verlag.
Schluss
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