GedichteJahr 2014

Gedichte – Limericks – Schaffensperiode Februar 2014




Autoraketenduell

Wenige Autos sind bestückt mit Raketen,
das hat sich die Mehrheit dann doch verbeten.
Aber eine Minderheit schießt gerne damit umher,
liefert sich auf der Straße Duelle und mehr,
und wollen Verkehrsregeln ständig übertreten.





Ein Angebot per Haustürpost

Per Brief kommt immer noch das beste Angebot,
da hat sich beim Niederschreiben vom Gebot,
jemand gut darauf konzentriert
und seine Überzeugungskraft perfektioniert,
so dass er alle überbot.





Die halbrunden Emporen

In diesem Theater steckt so viel Architektur,
dass man dabei staunen kann nur.
Besonders gut gelungen sind die Emporen,
beim Anblick fühlt man sich wie neugeboren.
Hier mischt sich gekonnt Luxus und Kultur!





Die Ehrlichen haben genug!

Wer die Wahrheit sagt, lebt nicht im Vorteil,
sondern erträgt die meiste Zeit einen Nachteil,
so dass er schnell hat mehr als genug,
von diesem ganzen unehrlichen Betrug,
den er still aushalten muss zum Großteil.





Auf Dummheit ist immer Verlass

Man geht im Leben besser von gar nichts aus,
bis auf die Dummheit, welch ein Graus,
auf diese ist nämlich immer Verlass,
die Menschen sind dämlich ohne Unterlass.
So hat man allen immer etwas voraus!





Mit einem sardonischen Lachen

Bei manchem Lachen hört man heraus die Boshaftigkeit,
die Geringschätzung und die grenzenlose Abfälligkeit,
so dass man ganz schnell sicher ist,
diese Person man nie vermisst,
von jetzt an bis in alle Ewigkeit.





Streitigkeiten zwischen zwei Getriebenen

Der eine will immer höher hinaus,
der andere testet alles aus,
sie überschreiten Grenzen pausenlos
und stacheln sich an, ganz grenzenlos.

Getrieben sind sie von ihrer Leidenschaft
zur Technik und zur Wissenschaft,
wollen mehr wissen, als ihnen lieb sein kann,
angetrieben von einem unbändigen Wissensdrang.

Dass es zwischen beiden eines Tages kracht,
war nur eine Frage der Zeit gewesen.
So kam es, wie es bei zwei Genies kommen muss,
der eine hält sich für besser und sorgt für Verdruss.
Hätten beide besser zusammengehalten,
dann wären wir beim Neuen und nicht mehr beim Alten.





Die Avenue des Ozeans

Fast schon eine Autobahn,
die sich da schlängelt,
an der Küste zwischen Meer und Berg.

Steile Hänge auf der einen Seite,
auf der anderen die Wellen des Ozeans.
Eine pittoreske Meeresavenue

Man fährt zwischen zwei Welten,
das Land und das Wasser,
das Feste und das Flüssige,
das Harte und das Nachgiebige.

So rollt man immer weiter,
gezwungen von den Gezeiten
und vom starken Wind,
der über allem steht und pustet.

Ein Sehnsuchtsort, ein Streifen Teer,
der sich vergessen machen lässt
durch die Schönheiten ringsherum,
so unterschiedlich, so wunderbar.





Die Ansammlung der schwebenden Federn

Ein scharfer Wind, der ständig weht,
über das Land und über den Bergen.
Zwischen den Felsen, dort wo die Felswand steht,
da wird der Wind nochmal stärker werden.

Zwischen den schroffen Steinen,
so unwirtlich hart und spitz,
da schweben in den Lüften
die Vogelfedern umher.

Es sind recht viele,
die da fliegen,
von vielen Vögeln
stammen sie her.

Ein leichtes Gewicht im wandelnden Wind,
wird umhergestoßen von links nach rechts,
es fliegt mal hoch, mal kurz nur über dem Felsen,
so wie die unsichtbare Naturgewalt es eben entscheidet.





Unheil aus den Abflussrohren

Es ist ein alter Aberglaube in dieser modernen Stadt,
in der Kanalisation findet ein Monster seinen Platz.
Es soll dort leben und wüten,
die Einwohner sollen sich hüten.

Das Unheil von unter der Erde,
es lauert in den Abflussrohren,
es wartet bis oben alles dunkel ist,
um den Weg nach oben anzutreten.

Erst in völliger Dunkelheit,
ist es zum grausigen Aufstieg bereit,
um in der Stadt für Wahnsinn zu sorgen,
um sich die Ruhe auszuborgen
und sie nie wieder zurück zu geben,
denn nur so zerstört es das friedliche Stadtleben.





Ein Signal verliert sich im Sand

Das letzte Signal kam von hinter den Pyramiden,
dann verliert sich das Signal des Boliden.
In den endlosen Sandebenen,
irgendwo da draußen,
da muss er hingefahren sein.

Von der Route abgekommen?
In einen Sandsturm geraten?
Eine Panne unterwegs?
Oder ein kaputter Signalsender?

Man sieht keine Sandspuren,
kein Hinweis auf nichts,
nicht einmal ein kleiner Anhalt,
nicht der geringste Fingerzeig.

Verschluckt von der Wüste,
begraben unter Tonnen Sand?
Kann er überhaupt noch wiederkehren
oder ist das ein aussichtsloser Kampf?





Ohne Wagnis kein Sieg

Wer niemals wagt, der kein einziges Mal gewinnt,
wenn er nicht endlich mit dem Risiko beginnt,
denn ohne etwas zu riskieren,
kann man eigentlich nur verlieren,
und das auch noch ziemlich geschwind.





Ein lebensfremder Schachgroßmeister

Das Schachbrett seine eigentliche Welt,
die Einzige, die ihm wirklich gefällt,
dort kommt er immer gut zurecht,
bei der anderen nur mäßig bis schlecht.

Für ihn sind die Schachfiguren lebendig,
sie reden und bewegen sich wendig,
mit ihnen fühlt er sich am wohlsten.

Lebensfremd schreitet er umher,
manchmal weiß er gar nicht mehr,
wo er eigentlich geht und steht,
da sich in seinem Kopf nur Schach regt,
und er am nächsten Zug noch feilt,
wie er die Spielweise des Gegners zerteilt.

Verinnerlicht hat er die Schachnotation,
das ist des langen Spieles Lohn,
er kann sehr gut spielen blind,
man einer glaubt, dass er schon spinnt.





Das First Interstate Building

Lange graue Linien ziehen sich in den Himmel,
eng beieinanderliegend, wie mächtige Parallelen.
Schwarze, kleine Kästen als Glasfront,
ein dunkles Ensemble, das dem Wind trotzt.

Hoch emporgestreckt,
wie ein dunkler, mahnender Finger,
ein Fingerzeig der schlechten Vorahnung,
ein Blick in eine ferne, unangenehme Zukunft.

Ein sehr hohes Gebäude in einem Erdbebengebiet,
es soll nur wackeln und standhalten.
Ein Beben wird kommen, so viel steht fest,
die Frage ist nur wann und wie schlimm.
Ob das First Interstate dann immer noch steht,
weiß nur die Zukunft.





Ein guter Tag zum Leben und zum Sterben

Wer nichts hat, wofür er sterben mag,
der lebt nur vor sich hin in den Tag,
der weiß nicht, was er auf diesem Planeten soll,
nimmt das Leben ohnehin nicht für voll,
und wartet auf des Schicksals Schlag.





Kugeln im Verkehrschaos

Einem Verkehrsteilnehmer wurde die Vorfahrt genommen,
da hat er mit einer Schießerei begonnen.
Weil andere seine Vorfahrt missachten,
wird er sie nach dem Leben trachten.
Das Miteinander ist zerronnen!





Amerikas Kriegseintritt

Ein Angriff auf eigenem Boden
Ein Wendepunkt in der Weltgeschichte
Pearl Harbor wird attackiert

Eine japanische Luftflotte naht leise,
sie bombt und legt in Schutt und Asche,
den ganzen Hafen, die Kriegsschiffe,
Unschuldige werden getötet.

Die Luft riecht nach Bomben, Schwefel und Kerosin,
schwarze Rauchschwaden steigen bedrohlich auf,
es brennt und Sirenen heulen auf.
Viele weinen und sind geschockt,
begreifen nicht, was gerade passiert ist.

Ein Land erklärt den Krieg,
strebt nach dem Sieg,
nach diesem Tag war alles anders,
auf den Kopf gestellte Nation.





Das Versprechen des Königs

Um alle Barone zu besänftigen,
musste er sie erstmal beschäftigen.
So gab er nur lose Versprechen ab,
in der Hoffnung, man ließe dann von ihm ab.

Doch diese Hoffnung verflog ziemlich schnell,
war ja auch alles andere als originell.
So musste er wieder Farbe bekennen
und die Rechte in der Charta alsbald benennen.

Doch dieses Versprechen wurmte ihn sehr,
am liebsten würde er machen Kehr,
doch aus diesem Vorgang kam er nicht mehr heraus,
zu sehr waren alle anderen darauf aus.

So unterschrieb er dieses verhasste Papier,
für ihn wie ein Angriff auf sein geliebtes Revier.
Seine Stellung verschlechterte sich drastisch damit,
eine Charta mit der ihm alles entglitt.





Der wohltätige Schutzengel

Im Kopf hat sie nur Wohltaten,
die sie gerne würde starten,
doch fehlt ihr noch das Geld dazu,
so manche Idee müsste kommen hinzu,
und doch kann sie es kaum erwarten.





Der Hintergedanke

Bei jeder Aktion,
bei jeder Tat,
bei allem was er denkt und macht,
selbst wenn er mit lacht,
hat er seine Hintergedanken.

In seinem Kopfe ranken
nur simple Fragen,
wo ist mein Vorteil,
was habe ich davon,
was bekomme ich,
was genau kriege ich?

Er tut nur etwas,
für einen bestimmten Zweck,
für ihn selbst,
sonst lässt er es
schlichtweg bleiben.





Thomas dirigiert

Mit dem Dirigentenstab
ist der Chor nicht mehr so fad,
vor allem wenn Thomas ihn hält,
die Langeweile vom Singen fällt.

Er schwenkt ihn leicht,
manchmal nur merklich sichtbar,
bestimmt den Takt und Einsatz.
Gibt Pausen vor,
reguliert die Intensität.

Unter Kontrolle halten,
mit einem einzigen Stab,
mit kleinen Bewegungen
große Veränderungen bewirken.





Die Freiwilligen Polizei

Keine Pflicht, sondern ein Dienst,
freiwilliger Art
für die Sicherheit
der Bürger,
für Jung und Alt.

Kein Gehalt und keine Vorteile
Und doch sie alle,
sie sind bei der Sache.
Mit vollem Eifer und Elan

Sie stellen sich dem Unrecht,
sie hassen es regelrecht,
sie tun das Richtige mit einem Kraftakt,
opfern viel,
um wenig zu erreichen,
aber viel zu beschützen.





Training in Paris

Vor dem Tennismatch,
da kocht die Nervosität hoch,
da liegen die Spielernerven blank.

Letzte Trainingstage
mit niedriger Intensität,
hochkonzentriert und ganz bei der Sache,
als würde alles
davon abhängen.

Paris, die Stadt,
links und rechts,
sie wird ignoriert.
Der ganze Lärm,
die volle Ablenkung,
ausblenden und vergessen.

Wer das nicht kann,
der kann nicht gewinnen,
nicht auf dem Tennisplatz
und auch sonst nirgendwo.





Tief verwurzelter Charakterfehler

Manche werden nicht fies,
von der Umwelt
nicht zum Bösewicht geformt,
von den Umständen
nicht zum Scheusal gemacht.

Manche sind es schon,
arrogant und feindselig,
bösartig und widerwertig,
von Natur aus
mit einem Charakterfehler
versehen worden.

So geboren
und nicht so gemacht,
so entstanden
und nicht so geworden.
Tiefer Teil der Seele
Verwoben im Dasein





Vogelscheuche in Frauenkleidern

Auf dem Maisfeld
Einsam wachend über die Flur
Alles im Auge behaltend

Im Wind dreht sie sich leicht,
mit beiden ausgestreckten Armen,
Richtungswechsel,
mal dort hin, mal woanders.

Die Vögel nehmen sich
doch sehr vor ihr in Acht,
wissen nicht genau
sie so recht einzuschätzen.

Die Frauenkleider glänzen
in der vollen Sonne,
machen sie lebendig
die tote Vogelscheuche.





Die Kulissen von Waterworld

Der alte Kinohit
Die großen Kulissen der Wasserstadt
Diese braun-graue Fassade
Mit Unterwelt-Endzeit-Stimmung

Zum Teil sind sie gesunken,
bei einem kleineren Sturm,
zum Teil an die Küste gebracht worden,
zum Verschrotten.

Die Holz-Eisen-Kulissen,
jeder hat sie gesehen,
sie leben im Film weiter,
doch in der Realität,
da hat es sein schnelles Ende.
Aus Kostengründen
Rationalisierung





Lebende Manifestation des Schicksals

Wie kann nur eine einzelne Person
so viele Menschenleben
beeinflussen und lenken,
festlegen was sie denken?

Nur einer diktiert,
tausende folgen nicht mal irritiert,
als wäre es normal und wünschenswert,
der Zustand des vollkommenen Alltags.
Was sollte denn sonst gelten?

Er leitet das Schicksal von Millionen,
manifestiert sich zu Lebzeiten als Legende,
er wird zum Schicksal einer ganzen Generation,
muss weder ertragen Spott noch Hohn.





Ein Schiff in der Adria

In diesem wunderbaren Blau,
da schwimmt sie vor sich hin,
mal vor Anker, mal in Aktion,
das Schiff so unauffällig.

Zu groß, zu unscheinbar,
zu oft vor Ort, zu viele Kreise gefahren,
so bemüht in der zweiten Reihe zu sein,
dass es schon auffällt.

Ein Drogenkurier?
Sonstiger Schmuggel?
Menschenhandel über See?
Die Adria ist Schauplatz
so manchen Verbrechens geworden…





Geheimnis um ein Verlies

Kein normaler Folterplatz
Kein übliches Gefängnis aus dem Mittelalter
Nichts zu sehen von einer gräulichen Kammer
Hier war etwas anders!

Nett eingerichtet,
fast schon feudal,
Atmosphäre eines Wohnzimmers.

Wer sollte hier bestraft werden?
Niemand!
Wer sollte hier versteckt werden?
Ein gewisser Jemand.

Wohl blaublütiger Natur dieser Gast,
verlor seine Freiheit und seine Rast,
aber gequält,
nein,
das wurde er nicht,
doch bezahlte er mit dem Tageslicht!
Warum?





Die Dynamik eines Asteroiden

In langen Flugbahnen
Durch das leere Weltall
Das Vakuum durchreisend
In langgezogenen Flugbahnen

Unaufhaltsam durch die Sonnensysteme
Der Anziehung und der Fliehkraft entgegen
Mit seinem Schub ausgestattet,
da fliegt er weiter, wie eh und je.

Ist er auf dynamischem Kollisionskurs?
Hat er ein Ziel,
wird er es treffen,
wird er mit einem Planeten kollidieren?
Das Ende des Asteroiden,
der Beginn eines neuen.
Weltraumstaub zerfällt!





Eine leicht zu durchschauende Spionageanklage

Schnell in Ungnade gefallen
und das in Rekordzeit,
aussortiert und aus dem Verkehr gezogen,
gnadenlos hart.

Doch dann kam der Todesstoß,
das Ende des normalen Lebens,
die Anklage als Spion.

Straftaten,
Beweise ausgedacht und manipuliert,
Tatverdacht erhärtet,
so zieht sich die Schlinge
immer weiter zu,
fest um seinen Hals.

Für ihn schnell zu durchschauen,
diese Anklagen-Farce,
doch nach außen hin,
da sieht die Welt
ihn als Kriminellen an.





Ein fataler Kontrollgang

Wenn das Museum schläft,
wenn alle Besucher schon längst
zufrieden gegangen sind,
dann kommen die Putzkolonnen.

Und nachts ist nur noch er da:
Der Wächter mit der Taschenlampe!
Er geht den Weg,
den üblichen Rundgang,
langsam, wohl überlegt,
Schritt für Schritt voran.

Es fallen Schüsse,
er geht zu Boden,
Blut auf dem Museumsboden.
Zwei Bilder verschwinden,
Alarmanlage geht an.

Es ist so sicher wie bitter,
das war der letzte Kontrollgang,
das letzte Mal
durch die Hallen des Museums.





Das Außenseitertraumpaar

Von allen geschnitten,
von vielen gemieden,
nur wenige sprachen
überhaupt mit ihnen.

Da haben sich zwei gefunden,
außergewöhnlich, ganz unumwunden,
zwei, die gegen den Rest schwimmen,
beide die gleiche Aura des Außenseitertums.

Ein Traumpaar am Rande,
völlig zu Unrecht,
denn beide sind im Grunde
vollkommen normal.

Normal für sich,
auf ihrem Niveau,
in ihrer Welt
und nur das zählt.





Die spanische Vergangenheit

Die Zeit der Konquistadoren
schon lange vorbei,
und doch ist alles
noch darauf bezogen.

Der Stempel der Spanier,
allgegenwärtig, überall zu sehen,
omnipräsent in Architektur,
schwerpunktbildend in der Kultur.

Hier scheint es,
ist die Vergangenheit
nie wirklich vergangen,
hier ist die Geschichte
immer am Atmen und sich fortschreibend.

Eine gigantische Auswirkung
auf einen ganzen Kontinent,
viel Dunkles, viel Helles,
vor allem Omnipräsentes.





Arzt richtet Nase

Immer die Hakennase im Spiegel,
stets diese Ablehnung
sich selbst gegenüber.

Irgendetwas musste sich ändern,
musste grundlegend sich verbessern.
Die Nase richten,
auf den Haken verzichten,
eine neue Kontur,
für ein geradliniges Aussehen.

Eine Schönheitsoperation,
als Rettung des Selbstvertrauens,
den Geist aufrichten
mit Hilfe des Skalpells.
Ob es nützt?
Wird es wirklich etwas ändern?
Sich selbst zu akzeptieren,
das ist der erste Schritt.





Ein Anwesen namens Candyland

Ein weißes Herrenhaus im Südstaatenstil
mit den obligatorischen weißen Säulen,
der langgezogenen Treppe,
der umlaufenden Veranda, stets überdacht.

Ein weitläufiges Areal,
so groß und so weit wie das Auge reicht,
ein Park drumherum,
eine Allee darauf zu.

Die Plantagen weiter hinten,
vom Elend sieht man
hier vorne so gut wie nichts.

Die langen Baumwollfelder,
die ganzen geraden Reihen
in der sengenden Hitze
in der folternden Sonne.

Hier vorne ist das Paradies,
der helle Kies,
der schöne Rasen,
die glänzende Villa.
Hier ist die Welt in Ordnung,
von hier aus, erkennt man nichts.





Das entlarvende Gebrüll

Wie so oft hat er kein Recht,
wie immer benimmt er sich schlecht,
neidet die anderen
und kann ihnen nichts gönnen.

In seiner Engstirnigkeit
begeht er manche Grobheit,
entlarvt sich und seine Position
mit Gebrüll und ekelhaftem Hohn.

Im Grunde gibt er den anderen Recht,
mit seinem Verhalten,
und merkt es nicht mal.
Versteht nicht,
wie sehr er sich selbst verrät,
enttarnt und demaskiert.
Dazu fehlt ihm die Weisheit,
die Fähigkeit
sich selbst zu betrachten.





Alles im Kopf gespeichert!

Ein Gedächtnis
wie ein Computerspeicher,
wie eine sich selbst
fortschreibende Festplatte,
unaufhörlich neue Informationen
gespeichert und verarbeitet.

In seinem Kopf,
da rattert die Maschine.
Verknüpft werden sie,
die ganzen Daten,
zusammengestellt in Kohorten
und in Gruppierungen.

Er kann auf die Verknüpfungen
mit einer spielenden Einfachheit
zurückgreifen.
Sieht so der Mensch der Zukunft aus?
Ist das der geistige Fortschritt?
Kann dann jeder dabei mithalten?





Einfache Wortassoziationen

Man wirft ein Wort ein,
es kann auch einfach sein,
keine komplizierten Ausdrücke,
bloß keine Überforderung!

Wie assoziiert man das eine Wort,
wie verknüpft man es mit einem anderen?
Was kommt als Ergebnis heraus,
welches Wort ist das geistige Pendant?

Ein Aufschluss über den Geist,
ein psychologischer Test,
ein Rückschluss auf die Seele.

Worte formen unseren Geist,
sie füllen unsere Sätze,
bestimmen unsere Diskussionen.
Sie zu verknüpfen,
das ist die eigentliche Kunst.





Das doppelte Gitter

Hinter der einen Gitterwand,
da folgt wenig galant,
die zweite Gitterfront,
wie ein Affront!

Was verbirgt sich
hinter dieser Konstruktion?
Ein Monster,
das verschlossen wird
in dieser Bastion?

Wer sichert schon doppelt
etwas ab,
wenn es nicht unbedingt
erforderlich wäre?

Solcher große Aufwand
steht nur dann im guten Ertrag,
wenn es sich lohnt
und der Lohn ist nicht karg.

Drum ist hier Wertvolles versteckt
oder Gefährliches, was man besser nicht weckt.
Das doppelte Gitter, Mysterium pur,
erforscht werden müsste seine Natur.





Geplanter Anschlag auf den U.S. Bank Tower

Geschickter Schachzug
von genialen Kriminellen,
die wissen,
wo und wie man zuschlägt.

Kein dumpfes Vorgehen,
kein Einbruch mit der Brechstange,
nein,
ein raffinierter Plan,
unauffällige Gefährlichkeit,
ein effektiver Anschlag
mit weitreichenden Folgen.

Das höchste Gebäude LAs,
ins Wanken gebracht,
das hohe Wahrzeichen eingekracht?
So als ob der Eiffelturm zerstört,
das Leben in der ganzen Stadt verstört.
Undenkbar und doch möglich,
immer nur einen Schritt
von der Katastrophe entfernt.





Schachwunderkind mit mathematischer Begabung

Schon von klein auf
gut in Mathematik,
die Zahlen jonglierend
mit einer erfrischenden Leichtigkeit.

Wer begabt ist beim Rechnen,
der ist auch meist ein guter Schachspieler,
Taktiken gut ausgefeilt,
Strategien schnell verstanden,
das Schachbrett durchdrungen
in sehr kurzer Zeit
mit wenig Arbeitseinsatz.

Ein Wunderkind auf dem Brett
und in der Zahlenwelt,
für die meisten zwei fremde Welten,
undenkbar zu erkunden,
unmöglich so ganz zu verstehen.





Arzt – Kein Job, sondern Berufung

Wer im Krankenhaus
nur denkt ans Geld,
wer die Hand des Patienten hält,
und dabei nur an die Rechnung denkt,
der hat seine Berufung verpennt.

Hier geht es nicht ums Geld verdienen,
sondern darum den Kranken zu dienen,
wer das so gänzlich anders sieht,
der besser aus dem Arztsektor flieht.

Die langen Stunden
der Aufsicht und Operation,
das hält man nur aus,
wenn es ist die Passion,
die Ehrlichkeit, die einen antreibt,
und nicht das Geld, das man zählt und verteilt.





Im Anzug – in Lederjacke

Der Anzug eine elegante Wahl,
und doch die Lederjacke eine Qual,
so schick angezogen
und dann am Ende modisch aufgeflogen!

Die Eleganz kann man nicht mischen,
mit Sportlichkeit oder Freizeitkleidung,
es ist die klassische Erscheinung,
die kultiviert und triumphiert,
über den modischen Fauxpas
ohne Krawatte und mit klobigen weißen Turnschuhen.

Was heute Menschen halten für elegant,
war früher ein Grund zum Rausschmiss,
das Vulgäre hat Einzug gefunden,
doch wird es verlieren, so klar wie unumwunden.
Die Klassik kehrt triumphierend zurück,
so will es nun mal, das elegante, modische Glück.





Ein angebohrter Daumen

Will die Mafia Antworten,
dann fragt sie nach,
vehement und nachdrücklich.

Sie gibt sich nicht,
mit zweitklassigen Antworten
zufrieden.

Sie lässt nicht los,
sie gibt nicht auf,
hat Methoden
des Nachfragens entwickelt.

Ein Daumen aufgebohrt,
bis tief ins Fleisch hinein,
die Nerven freigelegt,
die Wunde blutet.

Die Folter wirkt,
die Menschen sprechen,
meist schon beim
Geräusch des Bohrers.

Da werden alle Antworten,
schnell und akkurat gegeben.
Keine Fragen,
die mehr offenbleiben.





Europäisches Ansehen in der Welt

Die Geschichte der Menschenrechte,
die Entwicklung der Freiheit,
Recht und Gesetz,
Gewaltenteilung,
alles europäische Ideen.

Die Idee der Demokratie,
des Rechtsstaats,
der Marktwirtschaft,
des Merkantilismus,
das alles kommt aus Europa.

Die Welt,
sie liebt diese Ideen,
der größere Teil von ihr
zumindest.

Doch darf Europa nicht nur
mit Ideen
auf sich aufmerksam machen.

Auch Taten,
konkrete Handlungen,
sie müssen folgen,
nicht nur nette Lippenbekenntnisse,
sonst bleibt vom Vorreiter von einst,
der Verdacht des Heuchlers von heute.





Wahre Zukunftsvision?

In seiner finsteren Kammer,
da hat Nostradamus
schon viele Weltuntergänge
vorhergesehen.

Mal sprach er von Krankheiten,
mal von Kometen,
mal von einem gigantischen Pilz.

Was sind das für Visionen?
Wahre Prophezeiungen?
Ist der Kern korrekt?

Kann man in Nostradamus‘ Werk
einen tieferen Sinn finden,
eine höhere Wahrheit entdecken,
eine Zukunft für die Welt ablesen?

Ist es das Abbild
des unaufschiebbaren Schicksals?
Das Fortschreiten der Zeit,
das niemand stoppen wird?





Im schwarzen Tarnanzug

Die perfekte Tarnung
für den Nachteinsatz,
für das Verschmelzen mit ihr,
das Einssein in der Dunkelheit.

Im Tarnanzug gekleidet,
das Gesicht geschwärzt,
um letzte Spuren zu verwischen,
um keinen Hinweis zu geben,
so gänzlich abgetaucht in der Nacht.

Lautlos sich bewegend,
wie ein Ninja auf dem Rachefeldzug,
mit moderner Technik ausgerüstet,
hochgradig vernetzt
mit einem Livebild ausgestattet.
Die Nachtmission,
die kein Tag sehen darf,
nur der Mond,
er darf zuschauen.





Keine Auszeichnung, keine Beförderung

In dieser langen Karriere,
da gab es einen Fehltritt,
einen schwachen Moment,
einen kurzen, aber schweren Fehler.

Für den,
da hat er bezahlt,
aber nicht zu knapp,
unverhältnismäßig viel.

Trotz seiner ganzen Leistungen,
vorher und nachher,
trotz seines unermüdlichen Engagements,
ungebrochen, unerschrocken,
da sah er nichts mehr.

Keine Beförderung mehr,
das Lob blieb aus.
Auszeichnungen gestrichen,
das Schulterklopfen auch.
Manche zahlen viel,
für eine kleine Rechnung.
Und wieder andere,
die zahlen nie etwas,
ihr ganzes Leben lang nicht.





Berufscholeriker

Ein kleines Stichwort,
eine minimale Anspielung,
ein falsches Wort, zur gänzlich falschen Zeit,
das reicht schon.

Dann springt er in die Luft,
sprichwörtlich gesehen,
wird laut und ungehalten,
grob sein Verhalten.

Cholerisch auf die Sekunde,
wie ein innerer Schalter,
den er plötzlich
umzulegen vermag.

So plötzlich aus dem Nichts,
so vollkommen unvorbereitet,
und genauso schnell,
so beruhigt er sich auch wieder,
von jetzt auf gleich.





Einsatz geliebter Menschen

Wer tut schon das,
was er partout nicht will?
Wer handelt so vollkommen
gegen jede innere Überzeugung?

Welche Motivation
könnte einen das
machen lassen?

Die beste und die schlimmste zugleich,
wenn die eigene Familie betroffen,
wenn geliebte Menschen eingesetzt,
dann brechen alle Dämme.

So bekommt man jeden
zu dem Ziel,
was man möchte.
Alle Widerstände gebrochen,
jede Opposition im Keim erstickt.

Das, was die Menschen stark macht,
das macht sie auch schwach,
der größte Schwachpunkt,
die ewige Achillesferse,
seit jeher und für immer.





Ohne Leid – keine Disziplin?

Wer immer alles kriegt,
alles stets bekommt,
wessen Wünsche erfüllt werden,
der braucht keine Anstrengung,
der scheut die Mühen.

Wer das Leid nicht erfährt,
wer nicht richtig gelitten hat,
kein Tal der Tränen durchschritten hat,
der weiß nichts vom Leben.

Aber auch die Disziplin,
der innere Verzicht,
das bleibt eine unbekannte Geschicht.

Wer keine Entbehrungen lernt kennen,
wird Leid ausweichen und davonrennen,
ohne zu begreifen,
dass man ihm nicht davonlaufen kann.





Der Drogenkriegsveteran

Von Veteranen,
von denen spricht man viel,
von Weltkriegen, Korea, Vietnam,
Afghanistan oder Irak.

Aber ein Krieg,
der scheint immer
in Vergessenheit zu geraten:
Der Krieg gegen die Drogen!

Er dauert länger schon,
als alle anderen Kriege,
wird immer grausamer geführt
und kennt viele Opfer.

Ein Dauerzustand
mit einem gigantischen Kriegsgebiet,
mit riesigen Strömen
an Drogen und Geld.

Von diesen Veteranen,
da hört man nie etwas,
da erfährt man nichts.
Im Geheimen bleibt alles,
verschluckt sind Taten und Gesichter,
Erfolge und Namen.





Ein Schluck Medizin zum Aufwärmen

Wie oft schon wurde die Kälte,
die grausame kalte Kälte,
schon mit Alkohol bekämpft?

Minusgerade mit Bier,
im Winter bei Silvester,
eine kleine Erwärmung,
die dem Körper und der Seele,
angeblich so gut tun soll.

Ein bisschen Medizin,
wie es scherzhaft oft genannt,
herzhaft gelacht,
schnell geschluckt,
und oftmals einfach nur verrannt.

Gegen wahre Kälte,
äußerlich, wie innerlich,
da hilft kein Trank,
keine Medizin
und schon gar kein Alkohol.





Überraschte Franzosen

Hat man es zu weit getrieben,
gehen auf Barrikaden die Lieben
und ändern Haus und Hof,
Gesellschaft und Nation.

Von Grund auf und für immer!
Radikal und umfassend
Ein Einschnitt,
den niemand vergisst
und keiner mild belächelt.

Die Franzosen,
streiklustig und revolutionswütig,
sie sind manchmal selbst
von ihrem Widerstandsgeist
überrascht.

Ihre eigene Dynamik,
der französische Esprit,
der Antrieb Frankreichs,
Voltaire und Rousseau,
ein explosives Gemisch.





Tiefschürfende Gedanken beim Kartenlesen

Sich selbst die Karten lesen,
seine eigene Zukunft auslesen,
aus einem Kartenset,
das ist anregend und nett.

Man denkt an sich,
man reflektiert über die Welt,
mal über Unwichtiges,
mal etwas, was einem nicht gefällt.

Das einfache Bild der Karten,
es übersetzt das Komplizierte,
macht Dinge simpel und verständlich,
sorgt für leichten Zugang.

So viel nachgedacht,
das haben die Wenigsten,
die Karten offenbaren
eine Leichtigkeit.





Ein Archiv gerät ins Wanken

Was wäre wenn,
wenn das Archiv der Geistesschätze,
so gänzlich verschwindet,
Zeile für Zeile,
Wissen um Wissen,
verschluckt vom Boden,
zerstört und vernichtet?

Was bliebe übrig?
Ein trauriger Rest?
Ein winziger Fetzen an Weisheit,
eine kleine Spur an Erkenntnis,
ein kümmerliches Überbleibsel
an Geistestradition.

Fällt das Archiv,
dann fällt die Welt,
mit allem, was sie ausmacht.
Verschwindet es,
dann geht es bergab,
für lange Zeit
in die Dunkelheit.





Konzert zur Sonnenwende

Ihr höchster Punkt am Himmel
Der Wendepunkt der Helligkeit
Von nun an,
da werden die Tage wieder kürzer.
Im Sommer der Kipppunkt

An diesem Tag,
da findet das Konzert statt.
Zu Ehren der Sonne?
Zum Gedenken an den längsten Tag?

Die Musik spielt,
da kommen noch
die letzten Sonnenstrahlen
auf die Erde herab,
bevor sie verschwindet,
hinterm Horizont,
verschluckt von der Erde,
um am nächsten Tag
wiederzukommen,
aber nicht mehr so lang,
nicht mehr so hoch.





Der Wert von Prognosen

So genau errechnet,
so akkurat bestimmt,
mit solcher Präzision,
dass die Prognose
einfach stimmen muss.

Und doch verfehlt,
vollkommen daneben,
so gänzlich unbrauchbar.

Wo liegt der Wert von Prognosen?
Worin liegt ihr Zweck?
Warum an ihnen festhalten,
wenn sie so ungenau sind?

Das gute Bauchgefühl
hat eben nicht ausgedient,
das wird niemals passieren.
Die eigene Einschätzung,
gemischt mit gesundem Menschenverstand,
die haben so manche
Prognose geschlagen.





Erste mühsame Schritte

Am Stuhl festhaltend,
kurz loslassend,
das Gleichgewicht kurz ausprobieren,
und sich wieder daran klammern.

Auf zwei Beinen
Aufrechter Gang
Gleichgewichtsverteilung
Das will gelernt sein!

Mühsam die ersten Schritte,
langsam und steif,
wankend und unsicher.

Doch das wird sich
geben mit der Zeit,
dann sind die ersten
Sprints schon so weit.

Ein Schritt vor dem anderen,
so beginnt die Reise des Gangs,
das Wunder des Schritts,
da Rätsel des Laufens.





Ein abtrünniger Agent tötet auf eigene Rechnung

Wenn so einer,
die Kontrolle verliert,
abtrünnig wird,
durchdreht,
auf eigene Rechnung tötet,
dann gibt es ein Problem.

Gut ausgebildet,
top motiviert,
bestens vorbereitet,
mental stark und zäh,
ein Gegner,
den man nicht haben möchte.

Wie stoppt man ihn?
Gebietet Einhalt?
Bringt ihn vom Weg ab?
Es gibt nur einen Weg,
nur eine Möglichkeit…





Man verbeugt sich

Der edle royale
Empfang von der Queen,
im Palast mit rotem Teppich,
die Wachsoldaten kerzengerade,
das Ambiente königlich.

Ein Knicks vor der Herrscherin,
man verbeugt sich vor der alten Dame,
höflich und unterwürfig,
wie ein guter Untertan.

Ergebenst wirft man sich
der Monarchie unter,
spielt mit bei diesem
angestaubten, altertümlichen Spiel.

Vollkommen aus der Zeit gefallen,
um Jahrhunderte überholt,
jeder weiß es,
so geht es nicht weiter,
sie müssen zurücktreten!





Ronald Reagan in Bel Air

Er, der alte Schauspieler,
der vor seiner Politikkarriere
in Hollywood durchstartete.

In vielen Filmspielen
sein Talent offenbarte,
dann Gouverneur von Kalifornien.

Von Los Angeles,
zur Hauptstadt Sacramento,
doch immer in Bel Air beheimatet.

In der Wohngegend der Superreichen,
wo Villen keine Villen,
sondern Paläste sind.

Ein brauner Bungalow,
recht unscheinbar für Bel Air,
fast schon schäbig
in diesem goldenen Viertel.

Hier, wo ein Präsident,
nur ein Unbekannter ist,
ein Niemand,
ein Habenichts,
unbedeutend und nicht kaufkräftig:
Kaum vorstellbar!





Eine Überraschung auf dem Kopfkissen

Fertig gemacht für die Nachtruhe,
Nerven heruntergefahren,
entspannt und glücklich.

Die Zähne geputzt,
gewaschen und gedehnt,
bereit für eine
geruhsame Nacht.

Und auf dem Kopfkissen,
die plötzliche Überraschung,
ein Buch,
sorgsam darauf platziert.

Von einem unbekannten Autor,
kein Hinweis, kein Kärtchen,
nichts.

Wer hat es deponiert?
Wohl zum Lesen.
Ein Nachwuchsautor,
der begeistern will?

Auf der ersten Seite,
da findet man die Antwort,
Zeile um Zeile freigegeben,
die Wahrheit steht im Buch…
Lesen und verstehen,
erkennen und begreifen.





Das erste Zusammentreffen der beiden

Von Geburt an getrennt,
der Sohn und der Vater,
gesehen haben sie sich
ein einziges Mal.

Jahrzehnte vergingen,
die Zeit am Verrinnen,
irgendetwas fehlt,
etwas stimmt einfach nicht.

So recht wusste der Sohn es nie,
kam nicht dahinter,
verstand es nicht,
bis er die Adoptionsurkunde
bekam zu Gesicht.

Es schlug ein,
ein anderer Vater,
ein Treffen musste es sein!

So wartet er nun,
vor dem Restaurant,
aufgeregt und nervös.
Kurz vor dem Reingehen,
wie sieht sein Vater wohl aus?





Die Surferschule vom Amarillostrand

Bretter auf Ablagen,
zahlreiche Farben,
alles etwas durcheinander,
wenig geordnet,
schnell zusammengestellt,
im Hier und Jetzt.

Die Schule
für die Freizeitsurfer,
für die Gelegenheitssurfer,
für den einen Nachmittag in den Ferien,
für das eine Wochenende.

Ein Kasten als Büro,
eckig und klobig,
gearbeitet wird ohnehin nicht hier,
nur am Strand oder auf dem Wasser,
Bürohengste surfen eben nicht
und Surfer arbeiten schließlich nicht.





Die stillende Amme

Täglich viele fremde Kinder,
an ihrer Brust,
da stillt sie sie.

Fremde kleine Wesen,
so nah an sich selbst zu lassen,
so viel von sich zu geben,
sich so dermaßen zu öffnen,
das ist irgendwie befremdlich.

Es sind ja nicht die eigenen,
die eigene Brut,
das gleiche Blut,
sondern Fremde.

Die Amme denkt still,
während sie stillt.
Manche Gedanken der Fremdartigkeit,
sie wird sie nicht mehr los!
Festgebohrt im Kopf
Gejagt von den Zweifeln





Ein nebliger Abend bringt Klarheit

Alles herum,
es versinkt im Nebel,
umgeben von weißem Rauch,
erfüllt von Gedränge,
kein freier Blick,
keine Aussicht mehr.

In diesem Zustand,
der maximalen Belagerung,
da ist man manchmal
doch gezwungen,
sich allem zu stellen.

Wenn kein Platz zum Ausweichen besteht,
eine gefährliche Gemengelage entsteht.
So kann Bedrängen und Aussichtslosigkeit,
an einem solchen Abend bringen Klarheit!

So liegt im nebligen Zwang,
eine Spur an Freiheit,
wenn man sie nur
konsequent aufnehmen
und ihr folgen will.





Die Wiederbelebung einer Tiefgefrorenen

So mancher Reicher
verliert die Bodenhaftung
und glaubt bezwungen zu haben,
die Erde und die Naturgesetze.

Vor allem den Tod,
den will man besiegen,
der letzte dunkle Flecken,
den man auf Erden entfernen will.

Er ist das Einzige,
was sie noch kann schrecken,
was sie in ihrer völligen Entfaltung
noch irgendwie behindert.

So lässt man sich tieffrieren
und in die Kühlabteilung stellen,
in der Hoffnung,
wenn die Menschheit dann so weit ist,
wiederbelebt zu werden!

Es fragt sich nur,
ob diese Tiefkühltruhe,
nicht irgendwann abgestellt wird,
wenn auch der Menschheit klar wird,
dass die Seele nicht in das Eis zurück will.





Der letzte Kuss der Eheleute

Ein letzter Kuss
für einen endgültigen Abschied,
für immer und für allezeit.

Ein letztes Beisammensein,
Arm in Arm,
Herz an Herz,
so eng, so nah.

Sie beide wissen,
dass es nun endet,
die gemeinsame Zweisamkeit.

Ein abruptes und hartes Ende,
aber auch eines,
das sie gelernt haben
zu akzeptieren,
hinzunehmen und sich zu arrangieren.

Das Leben fordert so manches Opfer,
das wissen beide nur zu gut.
Ein letzter Blick auf den jeweils anderen,
dann gehen die Wege auseinander.





Die Kandidaten bringen sich in Stellung

Für die kommende Wahl,
da kehren sie zurück,
die dreisten und unfähigen Gesichter.

Auf den Plakaten mit den billigen Sprüchen,
die ohnehin keiner mehr glaubt,
da sieht man sie.
Schwer zu ertragen,
dass nur sie zur Wahl stehen.

Man würde sich wünschen,
vertraute Gesichter,
kompetent und ehrlich,
doch stattdessen das Gegenteil.

Sie bringen sich erbarmungslos
wieder einmal in Stellung,
wohlwissend, dass der Wähler
leider keine Wahl hat.





Die Quelle für den Getty Trust

Von diesen ganzen Gettys,
da gab es im Grunde nur einen,
einer, der es aufzog,
einer, der es leitete,
es führte und groß machte.

Mit Öl lässt sich
formidabel gewinnen,
in kurzer Zeit recht viel,
so viel,
dass das Geld nicht mehr versiegt,
nicht so, wie die Ölquellen.

Die wahre Quelle des Trusts,
das Geld einer Person,
der immense Reichtum,
der Fluss an Dollarnoten,
er fließt in die Stiftung.

Für Bildung und Kunst,
für Wissenschaft und alte Bücher,
für das Fortkommen
zu etwas Höherem,
mehr als nur zum nächsten Dollar,
weit besser als nur zum vielen Geld.





„Jetzt sind wir Copkiller!“

Dieser einfache Satz,
brutal ehrlich und kurz,
er fasst es zusammen,
was wir geworden sind.

Mitten im Auto auf der Flucht,
auf der Autobahn am Überholen,
da kommt der Satz hervor,
schnell und laut gesprochen.

Vom Bankräuber zum Mörder,
das ist ein kurzer Schritt,
aber ein Schritt,
den wir eigentlich nie gehen wollten.

Wie konnte es nur zu diesem Exzess,
zu dieser Rohheit kommen?
Jemanden zu erschießen ist furchtbar,
einen Cop zu töten eine Steigerung.

Die Polizei nimmt keine Rücksicht mehr,
nicht dass sie es sonst täte,
aber das ist etwas anderes.

Eine neue Qualität,
eine Abstufung in die Hölle,
vom Kriminellen zum Monster,
ja sogar zum Teufel.
Es wird nicht gut enden,
dass tut es für den Satan nie…





Ein Mensch endet in der Mülltonne

Um jegliche Menschenqualität betrogen,
um alles Moralische belogen,
so schändlich und so widerwertig,
wie es eigentlich nur ein Tier kann.

Vergewaltigt und in der Mülltonne entsorgt,
wie ein Abfallprodukt,
wie Dreck und Müll.

Das Ende alles Moralischen,
die endgültige Vernichtung des Menschen,
eine vollkommene Entmenschlichung,
die ganze Gesellschaft als Zeuge.

Doch keiner rührt sich,
man liest es und vergisst,
zu schändlich und zu grausam
und vor allem zu anstrengend.

Warum etwas ändern?
Warum etwas machen?
Man kann ja auch vergessen,
so wie immer.





Duft einer Phiole

Aus dem Phiolenglas,
da strömt es stark heraus,
da breitet sich der Duft
in konzentrischen Kreisen aus.

So luftig, so duftig,
so einnehmend,
stark überwältigend,
eine Sprache für sich,
wie wohl formulierte Worte in der Luft.

Der Duft hängt lange nach,
umfasst den ganzen Raum,
verfliegt kaum,
verflüchtigt sich nicht,
als wäre die Phiole
ewiger Quell.





Die versteinerte Visage

Vor Gericht sitzend,
sich nicht rührend.
Keine Bewegung,
keine Regung.

Sein Gesicht
verzieht sich nicht,
seine Muskeln
rühren sich nicht.

Wie versteinert sitzt er da,
jeglicher Regung bar,
als würde er wie ein Krokodil
auf Lauer legen direkt am Nil.

Er scheint auf etwas zu warten,
was keiner wird erwarten,
auf ein Wunder,
eine Überraschung,
auf etwas, das keiner
auf der Rechnung hat.

Was soll es sein?
Die Fakten sind bekannt,
die Beweise vorgelegt,
die Würfel im Grunde schon gefallen.

Vielleicht nur Hilflosigkeit,
vielleicht aber auch mehr.
Denn für manche Wendung,
da war er schon immer gut.

Und plötzlich formt sich
ein spöttisches Lächeln
auf dieser versteinerten Visage,
als käme es aus dem Nichts,
um etwas Konkretes zu begrüßen.
Etwas ganz Bestimmtes…





Schluss

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