GedichteJahr 2014

Gedichte – Limericks – Schaffensperiode Juli 2014




Dreißig Millionen am Tag

Staatsanleihenkauf und -verkauf
Schnell gehandelt
Elektronisch abgewickelt
Anleihen mit gigantischem Volumen

Am Tag Milliardenumsatz
Ein Gewinn von Millionen
Gute Nachrichtenlage
Ein glückliches Händchen
Das perfekte Timing

Ein Händler im Dauerrausch
Die Kredite der Staaten
Solide und garantiert
Gute Absatzmöglichkeiten
Sein Gewinn, die Garantie anderer

Er haftet nicht,
er garantiert nichts,
er kauft und verkauft
seine Anleihenpakete.





Keine Zimmer mehr frei in der Pension

Der späte Reservierungslohn:
Kein Zimmer mehr zu haben in der Pension!
Drum heißt es im Auto schlafen,
als wären es nicht genug der Strafen
trifft ihn noch eine große Portion Hohn.





Nicht die beste Arbeit

Die Künstlerin hat nicht ihr bestes Bild geschaffen,
ein wenig scheint ihre Kreativitätsader zu erschlaffen,
ihre ach so hervorsprudelnde Energie,
in diesem Werk erblickt man sie nie,
das Gemälde ist von keiner Besonderheit beschaffen.





Die Marina Peninsula

So nah am Meer errichtet und erbaut,
dass man sich bei Sturm manchmal nicht hinaustraut,
in unmittelbarer Nähe ein großer Hafen steht,
der aus nichts als schönen Booten besteht,
säuberlich vertäut und in einer Reihe verstaut.





Eine Spritze geht daneben

Hat die Krankenschwester nicht aufgepasst,
der Patient dann sehr schnell erblasst.
Es ist die falsche Spritze gewesen,
der Patient ist dennoch genesen,
doch kehrt er nicht wieder zurück als Krankenhausgast.





Mit besten Empfehlungen des Hauses

Dieses wundervoll zubereitete Gericht,
es zu bestellen ist fast schon Pflicht,
kann nur dringend empfohlen werden,
diesbezüglich gab es nie Beschwerden,
es mit einem besonderen Geschmack besticht.





Eine Ruine als Rutsche

Dieser alte Freizeitpark
ist ein Sanierungsfall, ganz arg,
die Rutsche ist eine reine Ruine,
eine Bruchbude und zwar eine genuine.
Das alles könnte werden ein finanzieller Sarg!





Folter beim Nachsitzen

Das ganze Nachsitzen dauert viel zu lange,
irgendwann fühlt man sich viel zu bange,
allein der Holzstuhl ist schon Folter genug,
das Ganze fühlt sich an wie ein kalter Entzug,
bei dem ich weder Reue noch Erkenntnis erlange.





Die Invasion von Sylt

Wenn Prominente leichtfertig entscheiden,
welchen Ort sie hassen und welchen sie gut leiden,
dann entsteht eine Schieflage
und eine Kapitalplage.

Alles wird rasant aufgekauft,
die Grundstücke mitsamt dem Haus,
egal wie hoch der Preis auch sei,
die Reichen und Schönen sind stets dabei!

So steht eine Insel vollständig leer,
zum Ausverkauf hergegeben,
ohne die alteingesessenen Insulaner,
das Inselleben vollständig erlahmt.
Das Ende des beschaulichen Lebens,
der Beginn der Invasion!





Verfolgungsjagd auf der Baustelle

Von der Hauptstraße abgebogen,
zu Fuß weitergerannt,
über den Bauzaun gehechtet,
gesprungen,
als ob das Leben davon abhinge.

Hinein in die Baustelle,
zwischen rohen Wänden, Stein und Planken,
ein Labyrinth aus unfertigen Apartments.

Er versucht sich,
ein für alle Mal zu verstecken,
ihnen zu entkommen,
sie endgültig abzuschütteln.

Doch seine Fährte,
so leicht aufzuspüren.
Zu viele Spuren er hinterlässt.
Die Baustelle,
für ihn die Endstation!





Geld reist schnell um die Welt

Von einem Konto auf das andere,
von einem Land zum nächsten,
von dem einen Kontinent zum gegenüberliegenden,
über tausende Kilometer hinweg.

In Sekunden, Hundertsteln,
mit einem Wimpernschlag,
ein Hauch eines Moments,
so schnell und unkompliziert.

Die Reise des Geldes,
eine interessante Route,
nur leider versteckt und verheimlicht.

Dunkle Kanäle,
geheime Trassen,
zwielichtige Konten,
uneinnehmbare Steuerparadiese.

Die Welt als Schauplatz
einer gigantischen Tauschorgie,
Geld als Mittel
einer großen Transaktion,
die wieder dahin führt,
wo sie begonnen.





Neue Gewöhnung

Was vorher unvorstellbar,
wird sehr schnell zur Gewöhnung,
was früher Undenkbar,
ist heute ganz normaler Alltag.

Gewöhnungsprozess
Anpassungsmethoden
Aus dem Außergewöhnlichen,
etwas Normales machen,
etwas Bekanntes und Beherrschbares.

Fähigkeit sich anzupassen,
die Garantie zum Überleben,
der Erfolg im Neuen,
das Zurechtkommen im Unbekannten.





Der heimliche Osterwunsch

Abseits des Kommerzes,
jenseits des Osterhasen,
der Schokoladeneier und der Kuchen.

Was steht hinter diesem Fest?
Welcher Sinn steckt dahinter?
Welch tieferer Zweck?

Der Wunsch, es zu verstehen,
der Wille, es zu begreifen,
dahinterzukommen,
hinter der Idee.

Im Diesseitigen zu suchen,
um im Jenseitigen zu finden,
eine Erlösung
und die eine Antwort auf alle Fragen.

Dieser heimliche Wunsch,
er manifestiert sich
zu Ostern und zu keiner anderen Zeit.





Die alte Knochenbefragerin

Die Älteste im Dorf,
die Weiseste von allen.
Etwas abseits im Wald,
da hat sie ihre Hütte.

Ein noch glimmendes Lagerfeuer,
ein abgetrennter Schweinekopf,
eine leicht geöffnete Tür,
das zaghafte Klopfen des Gastes.

Sie befragt die Knochen,
sie wirft sie zu Boden,
um Lösungen zu finden
auf das gestellte Rätsel.

Sie murmelt und lacht,
sie schweigt und weint,
sie sieht die Zukunft so nah,
die Gegenwart so fern,
ihr Rat wiegt schwer,
ihr Ruf eilt ihr voraus,
weit weg von ihrem kleinen Waldhaus.





Sich blind in Gefahr begeben

Wer sich oftmals blind in Gefahr begibt,
der stets an der Schwelle zum Tode wippt,
wer ohne zu Nachdenken agiert,
der vielleicht schon bald im Grabe vegetiert,
womöglich an seinem letzten Glase nippt.





Die Wüste Dubais

In diesem goldenen Wüstensand
eine Oase ihren Platz fand,
voller Luxus und Tand.

Künstlich erbaute Welt,
wie sie Neureichen gefällt,
mitten in die Wüste gestellt.

In einem sandigen Nichts,
da wurde es hingepflanzt,
wie eine imaginäre Erscheinung.

Mit Öl zu Geld,
mit Geld zu Macht,
so einfach hat man es gemacht,
das wäre doch gelacht.





Die drei Kerben des Tisches

In den Tischrand hineingefeilt,
als wäre er so sorgsam unterteilt,
die drei Kerben an dem Tisch
wirken ziemlich zerstörerisch,
wer zum Henker an dieser Tischplatte weilt?





Das Vergessen der Eltern

Wie fühlte sich das Glück nochmal an?
Wie war das unbeschwert sein noch gleich?
Nach was glich die Zufriedenheit?
Wie genau die Ausgeglichenheit?

Nach dem Tod des Sohnes,
nach den ganzen Qualen,
die gesamten Entbehrungen,
fühlte sich alles trist und verlassen an.

Sie haben vergessen,
sich zu freuen und zu feiern,
sich unbeschwert zu geben,
am Glück teilzunehmen.
Alles in Vergessenheit geraten,
nur eins nicht,
nur er nicht,
niemals im Leben.





Muskelaufbauphase

Wer möchte werden richtig stark,
der esse Spinat und recht viel Quark,
der trainiere regelmäßig und hart
und zwar immer auf diese Art,
mit vielen Kilos, Unzen, Lot und Mark.





Eine Musikerin landet auf der Straße

Hinaus aus diesem engen Orchester,
aus dem gedrängten Musikerkreis,
wo jede Kreativität unterdrückt,
wo eigene Töne unerwünscht,
hinaus ins Freie auf die Straße
zum echten und zum freien Klang.

Hier spielt sie so,
wie sie es will,
wie sie es kennt und liebt.

Die Leute schätzen es,
sie applaudieren,
in einem Tag mehr Zustimmung
als in einem Jahr Orchester.

Der Klang verteilt,
der Rhythmus steigt,
füllt die Straßen und die Gassen,
die ganzen Plätze alle Häuser,
die neuen und die alten Gemäuer.

Ein jeder erkennt ihre Melodien,
die schönen Straßensymphonien,
sie werden geschätzt, fast schon verehrt,
hier draußen ist die Welt nicht mehr verkehrt.





Überbringer der Nachricht

Wer diese Botschaft bringt,
der bangt um sein Leben,
denn mancher unterscheidet nicht
zwischen Botschaft
und Überbringer.

Meldung des Schreckens
Nachricht aus der Hölle
Kein guter Job für Hiob

Bange wird ihm da,
es zittern die Knie,
gut ausgehen wird es nicht.

Warum gerade er?
Weshalb muss er zustellen?
Das wird die letzte Botschaft,
ganz sicher…





Ich will mich auch ändern!

Den Wunsch sich zu verändern,
ein neues Kapitel aufzuschlagen,
etwas Neues zu machen,
etwas Großes zu beginnen.

An sich arbeiten,
sich stets weiterentwickeln,
andere Wege gehen.

Der Wunsch nach Veränderung,
der Wille ihr zu folgen.
Aufzublühen und zu gedeihen,
sein eigenes Ich besser kennenzulernen.
Ich werde mich entfalten,
gelingen wird es mir!





Sibirische Separatisten als Sündenböcke

In dieser Eisesregion war es eigentlich immer still,
doch nun sich jemand so dringend abspalten will.
Sibirien soll eigenständig werden,
dafür ist man bereit zu sterben,
zu ertragen die allergrößte Unbill.





Ein Agent kriegt wieder Luft

Nach vielen Einsätzen,
unzähligen fremden Ländern,
nach tausenden neuen Gesichtern,
unermesslichen Missionen,
da gibt es wieder Urlaub,
da fällt er in ein Loch.

Luft holen
Pause machen
Ausspannen und genießen

Das währt nur kurz,
dauert bei ihm nicht lang,
schon meldet sich der Agentendrang,
sich wieder neu zu beweisen
in ewig langen Reisen.





Das Gehirn der Gangster

Der Anführer,
der plant,
im Hintergrund bleibt,
die Zügel immer in der Hand,
den Überblick stets gewahrt.

Er,
das Gehirn der Bande,
nicht der Vollstrecker,
sondern der Vollbringer.

Seine Pläne sind gut,
die Ideen manchmal genial,
so mancher Coup geht schnell ohne Qual,
so haben es nun alle akzeptiert,
hört man nicht auf ihn, man alleine verliert.





Der Schweineschwanz

Mancher isst statt Frankfurter Kranz
lieber einen gebratenen Schweineschwanz,
sieht darin eine besondere Delikatesse,
während es anderen ins Gesicht treibt die Blässe
und von dem Teller lieber gehen auf Distanz.





Telepathie auf wenigen Metern

Die meisten sagen, so etwas gibt es nie,
diese Gedankenübertragung, auch genannt Telepathie,
auch nicht auf wenigen Metern,
diesen Parapsychologie-Vertretern
darf man nicht trauen mit ihrer überschießenden Phantasie.





Der altgediente Compagnon

Langwierige Zusammenarbeit
Gutes Gespann
Vertrautes Team
Eine Einheit

Der Zusammenhalt,
er hält,
schweißt weiter zusammen,
bindet und bringt näher.

Gemeinsam
durch dick und dünn,
durch Krisen und Täler,
alles überstanden,
nur nicht die Zeit.

Der Compagnon,
altgedient und erfahren,
er geht in Rente,
wohlverdient.

Nur wenige haben das geleistet,
was er so lange hat vollbracht,
mit erstaunlicher Konstanz
und erfrischender Raffinesse.





Operntickets gewonnen

Möchte man eine Oper besuchen,
muss man leider teuer buchen,
es sei denn man hat die Tickets gewonnen,
das Schicksal ist dann einem gut gesonnen,
da gibt es keinen Grund zu fluchen!





Die seit langer Zeit verlassene Feuerstelle

Noch etwas leichter Rauch,
der sachte aufsteigt?
Nein,
alles aus und längst verweht,
weggezogen und verschwunden.

Der Steinkreis,
der die Asche umschließt,
verrußt und schwarz,
gebraucht und alt.

Die Feuerstelle,
so oft genutzt,
seit langer Zeit verlassen.

Wie viel Fleisch wurde hier gebraten?
Wie oft müssen Töpfe erhitzt worden sein?
So viele Menschen,
sie saßen hier,
um das Feuer herum
und aßen und lachten,
tranken und tanzten.

Vergangene Zeiten,
sie sind nur noch da,
übriggeblieben in der Asche,
umschlossen von den Steinen,
an der verlassenen Feuerstelle.





Privates Glück für kurze Zeit

Verfolgt und verdammt
Immer Pech gehabt
Stets den Kürzeren gezogen
Ein Leben im Abseits
Im Schatten ihrer selbst

Doch für diese eine Zeit,
für diesen kurzen,
aber intensiven Moment,
da war es anders.

Da kam das Glück
mit aller Macht und Wonne.
Ausgeglichenheit
Zufriedenheit
Rundum sorglos

Doch sie wusste es sofort,
nicht für lange Zeit.
Bei ihrem Glück
da dauert es nur kurz.





Der Fluch der guten Tat

Wie kann aus einer guten Tat
etwas Schlechtes werden?
Wie kann etwas Böses
solch Gutem entspringen?

Ist das ein Fluch?
Der Fluch der guten Tat?
Die Verdammnis des Guten?

So mysteriöses Mystisches,
das man es kaum
begreifen kann,
geschweige denn verstehen.

Das Gegenteil des Getanen,
des Beabsichtigten,
als wäre es ein ironisch-zynisches Spiel,
eine unverschämte Antwort,
eine brutale Quittung.
Von wem?
Weswegen?
Zu welchem Zweck denn nur?





Im Moment leben

Jeden Tag, als wäre es der letzte?
Alle Momente so genießen?
Nur im Jetzt leben?
Funktioniert das wirklich?

Wünsche eines Unzufriedenen,
einer, der gerne Glück hätte,
oder Antworten.

Wer nur im Jetzt lebt,
der weiß nicht woher er kommt,
wohin er geht,
was er machen soll,
was er getan hat.

Kalendersprüche,
sie dienen nicht für die Existenz,
nicht für den soliden Lebenswandel.

Sprüche,
die nur ins Abseits führen,
in die Sackgasse des Schicksals.
Ratschläge,
die nicht weiterhelfen.

Kein Fundament,
kein Halt für schwere Zeiten,
kein Trost und keine Hoffnung.





Pferd und Reiter in den Abgrund

Blind geritten mit Eifer und Wut
Verritten und verirrt
Im Nebel und im Dunst
Gefangen in einem undurchdringlichen Käfig

Das Pferd immer weiter angetrieben,
immer wieder die Sporen gegeben,
die Richtung geändert,
in Hektik und Panik.

Doch all das,
es machte es nur noch schlimmer.
Dem Abgrund immer näher,
dem Tode voraus.

Mit letzter Anstrengung und Mühe
Mit den allerletzten Atemzügen
Den letalen Bewegungen
Ohne Sicht oder den Hauch einer Ahnung

Da stürzten sie hinab,
der Reiter und das Pferd,
runter von den Klippen,
weg von den Felsen,
immer tiefer und schneller.





Eine harmlose Kasserolle auf dem Herd

Nur etwas aufgewärmt
Vom Vortag
Das Übriggebliebene
Die letzten Reste des Mittagessens
In einer harmlosen Kasserolle
Auf dem kleinen Herd
Unbeaufsichtigt
Niemand in der Küche

So kommt der Brand,
so klein und unbemerkt,
vom Herd aufs Tuch,
von dort auf die Gardinen,
schon brennt die Küche lichterloh.

So klein und harmlos war es nicht,
unbarmherzig frisst das Feuerlicht
das ganze schöne neue Haus
in einem einzigen schnellen Lauf.





Abfahrt vom Gleis

Es war einmal ein hundertjähriger Greis,
der suchte nach seinem Abfahrtsgleis,
und fand es auch nach langer Suche nicht,
bekam es einfach nie zu Gesicht,
auf dem Flughafengelände erhielt er den entscheidenden Hinweis.





Die trostlose Seite von Texas City

Abseits im dunklen Motel
Im schäbigen Zimmer
Mit dreckigem Bett
Kaputter Lampe
Zerschlissenen Zuhängen

Da sieht Texas City
recht trostlos aus.
Am Golf von Mexiko
So unmittelbar am tristen Wasser

Heruntergekommen und abgehängt
Verlassen und vergessen worden
Die schicke Ostküste im Norden,
sie kommt niemals hier her.
Meidet diesen Ort,
verdrängt ihn in ihrem Bewusstsein,
als existiere er nicht,
als hätte es diese Stadt
tatsächlich nie gegeben.





Der Weihnachtsball

Sie alle vorschnell dachten,
ein Ball zu Weihnachten?
Daraus kann absolut nichts werden,
zu dem Zeitpunkt kommen keine Besucherherden,
am Ende viele Tänzer kamen und lachten.





Ugandische Milizen im Nachbardorf

Sie kommen, um zu morden,
zu vergewaltigen und zu plündern,
von Dorf zu Dorf
verbreiten sie ihren Schrecken.

Die Milizen erschaffen
die Hölle auf Erden,
den puren Wahnsinn,
den infernalischen Abgrund.

So nah sind sie nun,
Panik bricht aus,
das schlimme Entsetzen,
es steht in allen Gesichtern.

Die Gewissheit,
nicht mehr entkommen zu können,
sich nicht mehr retten zu können,
keinen Ausweg zu haben.
Nur den einen,
den letzten,
den endgültigen…





Ein Unternehmer am Webstuhl

So mitten am Weben,
da kommt sie,
die Idee,
die, die alles umstürzen wird,
alles revolutionieren wird,
vielen Menschen sehr viel kosten wird.

Vollständig mechanisch und automatisch,
kein Mensch mehr nötig,
nur noch der Antrieb.

Folgenschwer,
für ihn und andere,
für ganze Gesellschaften,
den gesamten Planeten.

Wie doch eine einzelne Idee,
so schnell Fuß fassen kann,
Realität wird,
Fluch und Segen zugleich,
Fortschritt und Reichtum,
Rückschritt und Armut
bringen kann.





Konzilianter Geschäftspartner

Ist der Geschäftspartner konziliant
und dazu auch noch galant,
dann können Geschäftsabschlüsse sogar angenehm sein,
in einer professionellen Atmosphäre so fein,
dass alles wirkt erfolgreich und brillant.





Das hilflose Notsignal

Allein im Meer
Bei Nacht auf hoher See
Mit großen Wellen
Hilflos den Naturgewalten ausgeliefert

Gegen diese Natur-Übermacht,
da ist kein Kraut gewachsen,
nichts zu machen.

Das Schiff,
es wirkt wie ein Spielzeug,
hin und her geschoben,
links und rechts weggeschoben,
als wiege es nichts.

Nur noch das Notsignal,
das Einzige, das bleibt,
eine leise Hoffnung
im tosenden Meer.





Die Metropolregion wächst immens

Wie ein Kreis,
immer größer werdend,
mit einem immer gigantischeren Durchmesser,
rund um die Großstadt.

Er verschlingt das Land,
das Grün und die Umgebung,
lässt daraus eine Betonwüste entstehen,
grau und bebaut.

Metropolregion des Exzesses
Ausmaße des Wahnsinns
Bevölkerungsreicher,
als mancher Staat auf der Erde.

Eine kleine Industrienation,
nur für sich allein,
eine Welt für sich.





Das Schwert aus dem Fels ziehen

Artus Bestimmung,
Excalibur aus dem Felsen zu ziehen,
König zu werden,
Einheit zu schaffen,
Frieden zu wahren.

Sein Weg vorgezeichnet,
vorherbestimmt, aber nicht geebnet,
festgelegt, aber nicht einfach.

Sein Schicksal groß
und voller Leid,
sein Leben bekannt
und ziemlich hart.

Niedergeschrieben in Heldensagen
Im alten Epos
In altsprachigen Versen
Ein Schwert, ein Fels, ein Zauberer, ein König.





Das vergessene Taschentuch

Muss man sich dringend die Nase putzen,
wäre es von sehr großem Nutzen,
wenn man ein Taschentuch hat parat,
dann kann man schnell schreiten zur Tat,
es sei denn man hat keines und muss stutzen.





Ein Vorstandschef im Teich

Er dachte, eines Tages werde er reich,
doch dann landete er kopfüber im Teich,
der Vorstandschef war richtig nass,
hatte kein Verständnis für den Spaß,
und das merkte jeder sogleich.





Die Vermählung der Natur mit sich selbst

Baum an Baum
See am Meer
Nadelwald am Laubwald

Symbiosen und Zusammenschlüsse
Parallele Lebenswelten
Die Natur verbindet sich,
langsam mit sich selbst.

Ein extremer Zusammenhalt
Zusammenschluss für die Ewigkeit
Die Natur-Vermählung

Es findet so zusammen,
was zusammengehört,
verbunden so untrennbar,
dass nichts dies zerstört.





Eine Geheimdienstlerin verliebt sich

Liebe und Geheimdienst?
Sie passen einfach nicht zusammen,
schließen sich gegenseitig aus,
stoßen sich ab.

Gibt es nicht doch einen Weg?
Eine Möglichkeit vielleicht,
etwas privates Glück,
Aussicht auf Freude,
eine funktionierende Liebe?

Ist dies denn so ausgeschlossen,
ausgemacht und verboten,
undenkbar und unmöglich?

Der Liebe eine Chance geben,
und sei sie noch so klein,
so zart und fragil,
sie ist es wert
auf jeden Fall.





Ein sicherer Unterschlupf

Fernab in der Einsamkeit
Mitten im Nichts
In einer Höhle
Am windigen Meer
Umspült von Wogen
Abgegrenzt von den Gezeiten
In Stein umschlossen
So sicher und unentdeckt

Ein Unterschlupf der Superlative
Von der Natur gemacht
Für des Menschen Rückzug
Perfekt geformt und gelegen
Wie geplant und umgesetzt
Als wüsste die Natur genau
Was der Mensch brauchen könnte…





Der Prototyp wird vom Stapel gelassen

Nach exakter Planung
Einer langen Bauzeit
Der perfekte Prototyp
Ein reines Schiffswunder

Neu und glänzend in der Sonne
Prachtvoll und mächtig
Technisches Wunderwerk
Schwimmendes Kunstwerk

Vom Stapel gelassen
Die Rampe hinab
Hinein ins Wasser
Hinab aufs Blaue

Er trifft hart auf,
unsanfte Landung,
heftiges Wanken,
ein Schlingern beginnt.

Er verliert an Gleichgewicht,
läuft voll und sinkt,
die Pracht am Grund,
die Sache stinkt.





Die willfährige Dienerin

Die Dienerin erfüllt jeden Wunsch,
serviert das Essen und den Punsch,
putzt das ganze Haus,
stellt den Müll heraus,
und zieht bei ihrer Kündigung einen Flunsch.





Der neue Tempel der Toleranz

Eine Gesellschaft,
die entschieden hat,
Gott doch einfach abzuschaffen.

Einen Tempel der Toleranz,
errichtet auf dem Hügel,
von weit her sichtbar,
angeblich für alle.

Ausgrenzung und Überwachung
Einem Gefängnis ähnlicher,
als einem Tempel.

Das Gegenteil
des ursprünglich Gewollten,
die Abkehr von Gott,
das Ende der Toleranz,
der Beginn des Wahnsinns.

Wie lange steht der Tempel noch?
Wie lange halten diese Ideen?
Nicht von Dauer,
es bröckelt und zerfällt,
verstaubt und wird hinweggetragen,
bis es dann dem Erdboden
völlig gleich gemacht sein wird.





Die Wachmänner haben keine Chance

Das Bild verschwunden,
entwendet in der Nacht,
auf unbekannte Weise,
vollkommen unklar,
wie dies alles geschah.

Die Wachmänner in der ersten Reihe,
sie trifft der Verdacht sofort,
mit aller Wucht.

Vorverurteilung der Männer,
wer sonst sollte so unbemerkt,
so gänzlich ungesehen und unaufgezeichnet,
den Diebstahl vollbringen?
Bei all der Sicherheit,
mit all den Vorkehrungen?

Das Urteil gefällt,
die Meinungen gemacht,
der Fall gelöst,
die Akte zugeklappt.





Mister Bernheim in der Leitung

Ein Anruf aus New York,
erwartet und geplant,
dennoch unerwünscht,
dieser Mister Bernheim,
locker lässt er nicht,
Chancen verstreichen auch nicht,
verbissen und hartnäckig,
unermüdlich, unbeirrt.

Neue Vorschläge,
neue Angebote,
immer anders gestaltet,
undurchsichtig und spekulativ.

Eine Stimme in der Leitung,
laut und ungehalten,
vielleicht sogar verzweifelt,
weil er langsam merkt,
er bekommt es nicht,
seinen Willen,
sein Ziel.





Ein Billardspiel gerät außer Kontrolle

Fliegen die Billardkugeln durch die Luft,
spielt kein Spieler, sondern ein Schuft,
er schlägt mit dem Billardqueue umher,
ordnungsgemäß spielen, tut er schon lange nicht mehr,
die entspannende Atmosphäre ist längst verpufft.





Die Debatte des britischen Premierministers

Von der anderen Seite des Parlaments
ein erheblicher Gegenwind sich einstellt,
es wird geschrien und gebrüllt,
gejohlt, gezetert und geschimpft,
um die Sache geht es schon lange nicht,
das ist das britische Rachegericht.

Zwischenrufe sind ganz normal,
derbe Kommentare das Ritual,
hier darf niemand richtig ausreden,
eisern geführt werden die Fehden.

Der Premierminister mitten drin,
seine Redezeit ist dahin,
er versucht sich zu rechtfertigen,
hat Mühe sich zu bändigen.

Die Debatte ist schon lange nicht mehr möglich,
alle benehmen sich, wie üblich, richtig unmöglich,
die Sache ist damit mal wieder nicht geklärt,
das nächste Mal er sich so richtig wehrt.





Der hügelige Los Angeles Zoo

Ein Zoo auf Hügeln,
im Abhang gebaut,
mit dem üblichen Los-Angeles-Weitblick.

So groß die Flächen,
so weit das Land,
nur der Blick reicht noch weiter,
bis zum Horizont.

Eine spielende Leichtigkeit
beflügelt den Zoo,
man atmet hier freier,
es ist eben so.

Auch die Tiere,
sie genießen die Show,
den Anblick der Freiheit
hinter dem engen Käfig.





Die Geometrie nach Euklid von Alexandria

Flächen anders sehen,
ganz anders erleben,
einen neuen Blickwinkel einnehmen,
die andere Perspektive einschalten.

Geometrie,
vielleicht sogar ihre Geburtsstunde,
der ernsthafte Beginn,
der entscheidende Anfang.

Den Raum neu fassen,
die Weite berechnen,
den Winkel begreifen,
die Formen durchdringen.

So früh schon diese Fragen,
soweit es schon gebracht,
wie ein neuer Ansatz
die Dinge doch vollbracht.
Euklid und sein Geschenk an die Welt





Anschlag auf den Gemüsegarten

In diesem Gemüsegarten wuchs so viel,
unabhängig zu werden, war das Ziel.
Doch mit dem ausgelaufenen Öl im Boden
wird keiner mehr die neue Ernte loben,
der Gärtner fühlt sich sehr labil.





Heuchlerisches Vergnügen

Das schlimmste Laster ist die Heuchelei,
da existiert keine politische Partei,
die nicht mitspielt bei diesem perfiden Spiel,
verkündet dem Volk ach so viel,
und ist selbst bei keinen Kürzungen dabei.





Würgegriff in die Tiefe

Beim Tauchen in der stillen Tiefe,
ganz unten, wo das Licht kaum reicht,
eine Hand nach dem Halse greift.

Sie umschlingt ihn ganz,
fest umklammert,
immer härter drückt sie sich zu,
als wollte sie den Taucher erwürgen,
unter Wasser nicht an der Luft
in dieser schaurigen Meeresgruft.

Der Würgegriff,
immer unerträglicher,
stets fester und unbarmherziger,
die reinste Folter an dieser Stelle,
es dauert langsam, keine Schnelle.

Kann er sich lösen?
Schafft er es?
Davon zu schwimmen
und aufzutauchen,
die Lunge mit Sauerstoff zu füllen,
das Licht des Tages
noch einmal zu sehen?





Die übliche Suite im Le Bristol

Ja, das Pariser Hotel Le Bristol
ist elegant und richtig toll.
Die schönste Suite habe ich mir gegönnt,
der Eingang wirkt wie ein Monument,
repräsentativ und prächtig, so wie es sein soll.





Geruch des Tsukiji-Fischmarktes

Auch am anderen Ende der Welt,
der Fischmarkt olfaktorisch nicht gefällt,
sie riechen alle immer gleich,
beißend, stinkig wie ein stehender Teich.

Der ganze Fisch an einer Stelle,
konzentriert, ein riesiger Schwerpunkt,
gigantisch und groß,
doch auch effizient,
schnell ausgeladen und angepriesen.

Der Geruch,
er reicht noch weit hinein,
bis nach Tokio,
doch die abgestumpften Nasen,
sie riechen nichts mehr.

Der Fischdampf,
er mischt sich mit Abgasen,
mit Ausdünstungen und der Meeresbrise,
formt einen neuen Geruch,
der noch weit hineinweht
in die Stadt der Hochhäuser.





Eine Schlägerei wegen des Glücksspiels

Die Würfel fallen,
diesmal zu seinen Ungunsten,
der Gewinn weg,
die Glückssträhne passé,
das Geld zerrinnt,
so schnell, wie es gekommen.

Eine Faust erhebt sich,
landet im Gesicht,
Zähne lockern sich,
Blut fließt schnell.

Mehrere Fäuste,
schnelle Schläge,
repetierend und prasselnd auf die Körper,
in vollem Gang die Schlägerei,
wegen den Würfeln und der Glücksspielspinnerei.





Noch nicht so lange amerikanisch

Überall spanische Namen und Bezeichnungen,
sie halten sich immer noch,
werden sogar wieder stärker.

So lange ist dies
alles noch nicht
amerikanisch.

Ein Krieg,
eine verschobene Grenze,
neue Ländereien,
Bundesstaaten werden geboren.

Man merkt sie,
diese kurze Geschichte,
dieser noch nicht lange andauernde Zustand,
dieses gewechselte Land.





Schlaflos vor Erschöpfung

So hart gearbeitet,
so abgerackert,
müde und erschöpft.

Doch fällt man
glücklich ins Bett?
Nein,
die Müdigkeit ist gekommen,
der Schlaf ausgeblieben.

So müde,
dass man nicht einschlafen kann,
so kaputt,
dass er nicht kommt,
der Schlafdrang.

Stattdessen starrt man völlig erschöpft
in die Dunkelheit hinein.
Zu erholt oder zu müde,
diese beiden Zustände,
man sollte sie meiden.





Der zerstörte Ring der Mutter

Mit dem Hammer zerhauen,
so oft darauf geschlagen,
platt wurde er,
der Ring,
gleicht einer Münze
und keinem Schmuckstück mehr.

So schön eben und flach,
eine silberne Fläche,
glänzend vernichtet,
zerstört in der Schönheit,
aufgelöst in Würde.

Die Antwort auf alles,
auf alles, was schmerzt,
die Schläge, die Münze,
das alles zerstört.





Ein dunkles Aktenarchiv

Nur schummriges Licht,
spärlich erleuchtet,
erstickende Atmosphäre,
schlechte Luft,
unendliche Regalreihen,
viele Akten.

Ein Archiv im Dunkeln,
zwielichtig und intransparent,
undurchsichtige Sammlung,
voller Lücken und Fehler.

Hier wurde mit Absicht,
vieles deponiert,
so manches versteckt,
einiges aus dem Verkehr gezogen.

Wer hat davon einen Nutzen?
Wer genießt den Vorteil?
Wem nützt es, wem schadet es?
Die Antwort ist klar…





Schokoladenkuchen zum Geschäftsabschluss

Ist das Geschäft abgeschlossen,
wird der Champagner eingegossen,
ein leckerer Kuchen wird serviert,
damit nichts den Vertrag ruiniert,
denn was unterschrieben ist, das ist beschlossen!





Deprimierter Gemütsgrundzustand

Immer etwas traurig,
leicht desillusioniert,
ohne recht viel Hoffnung und Freude,
deprimiert und niedergeschlagen,
die Zukunft als Bedrohung empfinden,
die Gegenwart als Qual wahrnehmen.

Ein Grundzustand,
der herunterzieht,
das Gemüt belastet,
in einen Käfig sperrt,
sich selbst beschränkt,
sich Möglichkeiten kostet.

Ein mentaler Modus
ohne Spaß am Leben,
sich selbst folternd,
sich Hölle selbst genug zu sein,
eine immerwährende Pein.





Das Reporterpaar dreht den Spieß um

Zu zweit im Privaten,
zusammen beruflich,
immer Seite an Seite,
das perfekte Reporterpaar.

Eine dubiose Geschichte,
eine durchschlagende Story,
etwas für die Ewigkeit,
ein Zugpferd für die Zeitung.

Sie recherchieren,
drehen jeden Stein viermal um,
befragen viele Zeugen,
schlagen mit Artikeln zurück.

Mundtot will man sie machen,
verklagen und zum Schweigen bringen,
doch die ganzen Feinde,
sie vergessen eins:
Die beiden sind zu zweit!





Die dringende Empfehlung des Rektors

Ein Abitur kann man nicht buchen,
drum sollte er sich eine andere Schule suchen,
mit einem deutlich einfacheren Niveau.
Der Schüler daraufhin aus der Schule floh,
erzürnt und sauer und sehr laut am Fluchen!





Wie lebte es sich in der Vorzeit?

Es war schön einfach in der Vorzeit,
rein in die Höhle, wenn es schneit,
man sammelt viele essbare Beeren,
muss sich gegen wilde Tiere erwehren,
mit anderen Stämmen gab es viel Streit!





Ein Helikopter-Absprung

Er wollte beweisen, er ist der Lage Heer,
also sprang er mit Elan aus dem Helikopter,
er hatte schnell die Leine gezogen,
damit die Schirme sich mit Luft vollsogen,
doch leider reichte die Höhe nicht mehr!





Eruptiver Zorn

Abrupte Entladung seiner Aggression,
so schnell, so heftig,
wie ein Vulkanausbruch.

Mit Macht bricht der Zorn hervor,
ein Schrei, ein Schlag,
ein Anfall aus Wut und Raserei.

Für kurze Zeit,
aber sehr heftig,
das Gesicht rot, wutentbrannt,
den Mund verzogen,
die Fäuste geballt.

Ein reinigendes,
schnell ablaufendes Gewitter,
der Geist klärt sich
dann langsam auf.





Die Prozession der dunklen Sieger

Lange, schwarze Gestalten,
sie laufen hintereinander,
in Reih und Glied,
säuberlich gegliedert,
im Gleichtakt singen sie ihr Lied.

Ihre Siegesprozession,
eine kalte Veranstaltung,
eine dubiose Machtdemonstration,
Einschüchterungsversuch,
Gewalt und Herrschaft,
Willkür und Dominanz.

Die dunklen Sieger,
sie wollen es allen zeigen,
ihre Macht zementieren,
die Massen terrorisieren.

Eine schaurige Prozession,
sie ist der Feigheit Lohn,
die Angst der anderen macht sie stark,
die Untätigkeit aller erst autark.

So marschieren sie munter weiter,
die Blicke streng, nicht einer heiter,
es wird böse enden, so viel ist klar,
vielleicht schon bald, in nur einem Jahr.





Schluss

© 2022 Michael Stern https://www.lyrissima.de