GedichteJahr 2004

Gedichte – Limericks – Japanische Tanka-Gedichte – Schaffensperiode 03 Quartal 2004




Auf der Suche nach dem vergangenen Frühling

Verblühte Blumen
künden von Vergänglichkeit.

Knospen, die erblühen,
Blüten, die vergehen,
ein Frühling, der verendet.

Das Wachstum gedeiht,
holt hier seinen Ursprung
und seinen Anlauf
für die anderen Jahreszeiten.

Ein kurzer Anlauf
und doch reicht er,
um über das Jahr zu kommen.

Verwelkte Blüten
sind schreckliche Zeugen
eines Frühlings,
der seinen Zenit
schon lange überschritten hat.

Die bunte Blumenpracht
ist für dieses Jahr
mal wieder gebrochen.

Unaufhaltsame Jahreszeiten
laufen vor allem
auf Kosten des Frühlings.

Auf seinem Rücken
wird das Jahr bestritten.

Zu seinen Lasten
laben sich
Sommer, Herbst und Winter.

Auf seinen Kosten
ist der Erdenlauf
seit Beginn an ausgerichtet.

Frühlingsraub am Blütenstaub,
ein jeder zehrt an der
ersten und wahrhaftigen Zeit des Jahres.

Wie Nektar für den Rest des Jahres
erfrischt der Frühling
die kommenden Monate.

Doch es kommt der Zeitpunkt,
an dem der Honig nicht mehr fließt,
seine labende Wirkung gänzlich verliert.

Dieser eine Moment,
da kippt das Konstrukt,
da gerät etwas in Schieflage.

Dann sind die Ressourcen aufgebraucht,
noch bevor die Erde richtig auftaut,
ist etwas schon wieder verbraucht.

Ein zehrender Kreislauf der Natur,
der von Neuem beginnt auf Feld und Flur,
er richtet sich nach seiner inneren Uhr
und gerät niemals aus der Spur.

Es ist der immerwährende Takt,
dieser geschlossene Jahreszeiten-Pakt,
der einmal wirksam unterschrieben
zu keiner Zeit mehr wird verschwiegen
und immerfort das Gleiche beweist,
der Frühling wird vom Sommer verspeist.

Die Spuren des vergangenen Frühlings,
so zaghaft finden sie sich noch.
Die Suche ist meist doch vergebens,
denn konsumiert wird er ja doch.

Und so ist sein Werk noch lange zu bewundern,
wenn er schon längst vorüber ist,
dann sieht man seine Schöpfung überdauern
und seine Wirkung stets fortdauern.

So als würde er sein letztes Zeichen
noch weit hinaus über den Frühling setzen
und so das Zeitliche ein für alle Mal
spielend leicht deklassieren.





Rennende Landschaften

An der Spitze nimmt er Platz
Vor ihm nur die Geschwindigkeit
Die Landschaft zieht in atemraubender Schnelle vorbei

Ein nächster Halt zwingt ihn zu stoppen,
wie gern wäre er durchgefahren.
Das Tempo muss gedrosselt werden,
der Zug kommt zum Halten.

An dieser Station steigen immer
besonders viele Fahrgäste aus.
Warum das so ist,
möchte der Zugführer wissen.
Ihm kommt es vor,
als wenn der Zug leer sei.

Er fährt wieder an,
mit leerem Zug geht es viel schneller.
Die Beschleunigung bringt ihn weit voran.

So schnell war er noch nie unterwegs.
Eigentlich müsste er wieder halten,
aber der Zug ist ja leer.





Starke Pranken

Laut brüllend, das ist der Tiger,
in Zweikämpfen immer der Sieger.
Durch seine mächtigen Pranken,
viele Tiere tödlich niedersanken.
Er ist nicht grad ein Lieber.





Kairo von oben

Kairo sieht aus von der Luft,
wie eine groß gold-gelbene Gruft.
Die alten Ägypter sammeln sich dort nur,
zwecks wichtigem Pharaonen-Schwur,
für diesen einen Despoten-Schuft.





Menschen als Pfand

Der Mensch als Pfand,
keine neue Geschäftsidee,
aber eine brutale
zur Durchsetzung der Ziele:
Menschenverachtung!

Der Mensch als Sache,
versachlicht,
entwürdigt,
in Geiselhaft genommen.

Verbrechen an der Menschlichkeit,
die Geisel hat ihre Rechte verloren.

Der Geiselnehmer hat
sie ihr genommen,
mit verrohter Gewalt.

Der Zweck heiligt die Geiselnahme
aus seiner verachtenden Sicht.

Personen als Schachfiguren,
als Sachen,
Objekte,
Handelswaren,
zum Eintauschen
von Zielen,
von Handlungen,
von Geld.

Ein Pfand ohne Rechte,
ohne Hoffnung.
Der Rechtenehmer,
der Geiselnehmer.





Der Orkan zu Neujahr

Pünktlich kommt er zu Neujahr,
ein Orkan so wunderbar.
Mit großer Härte fegt er übers Land,
sein Name ist jedem bekannt,
auch dem Dümmsten sogar.





Ich will spielen

Ich will spielen
mit dem Ball zielen.
Auf alles was sich bewegt,
ein Wurf ergeht,
auch auf den Dielen.





Wenn der Sinn fehlt
(japanisches Tanka-Gedicht)

Grätenlos glücklich
Ein Skelett im Wasserfall
Der Knochenfisch fällt.

Evolutionsausnahme
Unsinniges behalten





Gandalf der Weiße

Nach seinem Sturz in den Abgrund ist er zurückgekehrt
und hat sich erfolgreich gegen den Balrog erwehrt.
Im Kampf um Rohan ist er ein weißer Reiter
und Minas Tirith hält er weiter.
Er den Nazgûl-Angriff mächtig erschwert.





Die rumorende Spülmaschine

Die Spülmaschine, sie rumort,
sie ist von der lauten Sort.
Man keinen klaren Gedanken fasst,
wenn einem das Geräusch erfasst.
Sie muss endlich aus der Küche fort.





Die Befreiung durch Jeanne d’Arc

Eine Tochter aus lothringischem Bauerngeschlecht,
göttliche Stimmen sprechen zu ihr,
die Auserwählte, von Gott gesandt,
Frankreich zu befreien, Einigkeit muss her.

Frankreich zersplittert, viele Ländereien besetzt,
ein hilfloser König, sein Thron geschwächt,
zur Hilfe ein junges Mädchen,
von Gott gesandt, mit neuer Stärke zur Macht.

Der Aufbruch gelang, Jeanne in Ritterrüstung voran,
fliehender Feind, eroberte Burgen, auch Städte befreit,
Orléans als Final, die Wende für Frankreich erreicht.

Die Krönung des Königs ein letzter Erfolg,
danach Verrat und an England verkauft,
Ketzerei das Verbrechen, die Kirche klagt an,
in Rouen das Ende, auf dem Marktplatz als Hexe.





Die Vitrine

Die gläserne Vitrine
gehört der Tine.
Darin hat sie eine Modelllokomotive,
viele Bildermotive
und eine Schiene.





Der betrogene Unternehmer-Ehemann

Der hintergangene und betrogene Ehemann,
er einen perfiden Plan ersann.
Als Unternehmer in der Flugzeugsparte,
erschießt er seine Frau aus sicherer Warte,
und fliegt in ein fremdes Land, sodann.





Ein neugieriger Besucher im Gang
(japanisches Tanka-Gedicht)

Unter der Tür huscht,
die Eidechse schnell hervor.
Der Gang ist ganz leer.

Eine schnelle Flucht hinaus,
in Natur aufgehoben!





Fast vergessener Traum

Tief im Unterbewusstsein
ruhte dieser Traum allein.
Fast gelöscht war er bereits,
doch dann kam dieser Reiz
und brachte alles zum Vorschein.





Liverpools erste Eisenbahnlinie

Zwischen Liverpool der Hafenstadt,
60 Kilometer entfernt,
Manchester, ein Industriestandort,
Transportbedarf sehr groß.

Welche Technik führt zum Ziel,
Straßen mit Pferd und Wagen,
Kanäle, Schleppkähne als Möglichkeit,
eiserne Straßen, Schienen alternativ.

1830, die Einweihung ein Fest,
ein Fahrplan, zwei Gleise,
durch Hügel, über Täler,
Tunnel, Brücken, ein Eisenbahndamm,
Dampflokomotiven vor Wagons für Güter und Mensch,
das Eisenbahnzeitalter begann.





Der kaputte Joystick

Am Ende musste es so kommen,
zwar war das Spiel dann doch gewonnen,
aber der Joystick ist kaputtgegangen,
die Plastikhalterung vergangen,
so ist die Spielfreude schnell zerronnen.





Gebäck aller Geschmäcker

Weihnachtsgebäck für alle Geschmäcker,
liegen auf dem Teller so lecker.
Mit Zimt oder Schokoladenüberzug,
kriegt so manch einer nicht genug,
und geht den Mitessenden auf den Wecker.





Das kolumbianische Spiel auf Zeit

Alarm in Kolumbien, eine Provinz bedroht,
in großen Tagesetappen,
man eilt nach Medellin.

Der Befehl zur Mobilisierung,
gegeben in Geschrei und Wut!
Eine verfügbare Einheit,
zu schwach allein,
gegen eine Provinz,
die sich verstärkt und den Aufstand probt.

Die Kolumbianer, gut informiert,
bilden eine Delegation,
die reichsten Männer,
den Verhandlungen nicht abgeneigt.

Bitte um Diplomatie,
keine Feindseligkeit,
kein alternatives Vorgehen.
Zu Verhandlungen mit dem Staat bereit

Der Präsident, historisch bewusst,
nichts ist vergessen von alten Fallen und Lügen.
Der Tod des Vorgängers,
seine schmachvolle Niederlage gegen die Banden,
besiegt durch ein Straßenheer.

Feindliche Scharen der Gewalt,
bereit zum Losschlagen beim kleinsten Zeichen.

Nun heißt es Zeit zur Mobilisierung gewinnen,
hinhalten statt agieren,
aushalten statt entscheiden
Bedenkzeit für den Staat





Die vollendete Erfahrung
(japanisches Tanka-Gedicht)

Vollkommenheit in
den Sinneserfahrungen
naturnaher Art.

Verwurzelung im Äther,
luftleichte Bodenhaftung.





Der Frack des Pinguins
(japanisches Tanka-Gedicht)

In der Antarktis
Im Frack so gut gekleidet,
wie niemand außer ihm.

Es fehlt nur noch der Laufsteg
mitten im ewigen Eis.





Baldrian

Wer nicht gut kann schlafen,
wer nicht einfährt in den Traumhafen,
der nimmt Baldrian und träumt,
anstatt dass er den Schlaf versäumt,
der hört die Englein spielen Harfen.





Kratze das Moos vom Gehweg

Kratze das Moos vom Gehweg,
denn das ist ein nerviger Beleg.
Es wird sich sonst ausbreiten
und so richtig hässlich ausweiten.
Nichts geht über anständige Hauspfleg.





Der unauffällige Ingenieursassistent

Hinten steht er unauffällig,
das Gegenteil von selbstgefällig.
Der Ingenieur ist von schweigsamer Natur,
wenn man direkt fragt, redet er nur
und das eher missfällig.





Wie die Macht Menschen verändert

Machtposition
Sie formt Charakter.
Sie ändert Charakter.
Und sie bringt Charakter zum Vorschein.

Hässliche Gesichter.
Fratzen zum Fürchten.
Die Hierarchie erschafft,
ihre eigenen Gesetze.
Ihre eigenen Wesen.

Immer diese Vorgesetzten
Besserwisser
Selten zufrieden
Ihre Kritik schallt immer mit
Ein Unterton der Unzufriedenheit
Eine Haltung der Unzulänglichkeit





Ein namenloser Soldat im Vietnamkrieg

Sein Werdegang ist nicht eben,
doch wird er immer nach Höherem streben.
In Vietnam kommt nicht nur Ärger von oben,
sondern auch von der Seite, von unten und droben.
Dort rettet er seinem Kameraden das Leben.





Die Ballettstange vor dem Spiegel

Die Ballettstange vor dem Spiegel
wirkt wie ein großer Riegel.
Die Tänzerinnen halten sich aufrecht,
doch sind sie noch schlecht,
als brächen sie das Siegel.





Die Konkurrenz aus Argos

Auf der Peloponnes gibt es einen Sieger,
mit einem unbesiegbaren Krieger.
Argos hat Sparta das Fürchten gelehrt
und sie das ein oder andere Mal belehrt.
Das taten sie dann immer wieder.





Der schwarze Bottich im Regen

Durchmesser:
Einen Meter
Schwarz
50 cm hoch

Der Bottich,
so wird er genannt,
obwohl Tonne korrekter wäre.

Er steht abseits vom Haus,
nicht verkehrt herum,
sodass der Regen hineinfällt.
Er fängt das Wasser auf,
freilich ohne es zu wollen.

Viel Regen gibt es
hier ohnehin nicht
und das wenige Wasser
verdunstet schnell.

Nur selten sammelt sich
wirklich Flüssigkeit darin,
nach kurzer Zeit schwimmen
kleine Tiere im Wasser.
Sie sehen aus wie winzige Striche,
dann wird er meistens ausgekippt.

Die nächste Runde steht an:
Man hätte ihn umdrehen sollen.
Der schwarze Bottich
stünde auf dem Kopf,
wasserabweisend,
aber so viel hat es dann
doch nie geregnet.
Also ist alles so geblieben.





Der Marquis de La Fayette
(japanisches Tanka-Gedicht)

Auf beiden Seiten
des Atlantiks hochgeschätzt,
der Freiheitskämpfer.

Sein Name ungewöhnlich,
heute leider erloschen.





Die Graziöse
(japanisches Tanka-Gedicht)

Fein springt sie davon.
So grazil und feingliedrig.
Und dennoch sehr schnell.

Sprünge, die der Gazelle
das Leben so verlängern.





Der Erdberrshake

Der Shake aus der Erdbeere,
macht dem Bar-Keeper Ehre.
Es ist ein fabelhaftes Gebräu,
dem bleibt man lange treu.
Möge sich die Zahl der Erdberrtrinker mehre.





Ein Gegenschlag der Superlative

Nach dem Pearl Harbor in Trümmern liegt,
manch einer glaubt, die Japaner hätten gesiegt,
holt Major Doolittle zum Gegenschlag aus,
baut soviel wie möglich aus den Maschinen raus
und so das ganze Geschwader nach Tokio fliegt.





Die Sorgen des kleinen Mannes

Der kleine Mann,
gebückt der Rücken,
vor lauter Sorgen,
die ihn verrückt machen.

Alleine steht er da.
Verlassen von allen
Keinen interessiert’s

Arbeitnehmerisolation
Frustration
Aufgestaut
Doch sie wird sich entladen!

Und dann wird der Kleine ein Großer,
denn er hat etwas zu sagen:
Eine Botschaft
durch seine Bekanntschaft
mit der Knechtschaft!





Hexenmeister oder Trickbetrüger?

Beherrscht er wirklich wahre Magie?
Ist er wahrlich ein Magier-Genie?
Oder doch nur der übliche Betrüger,
Gauner, Blender und Lügner?
Am Ende gab es den Nobelpreis für Chemie…





Lauf zum Fußballtor

Lauf zum Fußballtor
mit dem Ball vor.
Wage den Alleingang,
dazu hast Du ohnehin einen Hang.
Jetzt lauf und sei kein Tor!





Wachende Augen über den Patienten
(japanisches Tanka-Gedicht)

Von wohlmeinenden
weißen Geistern umsorgt, so
fühlt sich ein Patient

rundum geborgen, wie schnell
kann er munter gesunden!





Der Selbstmord der Lemminge
(japanisches Tanka-Gedicht)

Der Erste springt jetzt.
Die Masse ahmt es ihm nach.
Keiner bleibt zurück.

Niemand stellt sich die Frage,
ob der Herdentrieb falsch ist.





Der mehrfach benutzte Kalender

Jeder Monat ein Blatt,
eine Seite
mit den schönsten Naturaufnahmen.

Es wechselt mit der Zeit,
mit den Jahreszeiten,
doch etwas stimmt nicht.

Letztes Jahr war
dasselbe Bild
zum selben Monat.

Es wiederholt sich.

Im immer
unaufhaltsamen Lauf der Zeit,
hat sich eine Wiederholung eingeschlichen!

Eine zwölfgliedrige Konstante
Ein Ruhepol im Wandel der Zeiten

Vertraute Bilder treten wieder auf.
Gut, ein altes Gesicht
in der Zukunft wiederzusehen.

Es ist beruhigend
und die Ruhe
das einzige Gegenmittel zur Zeit.

Ein Gegenentwurf in Bildern,
eine bildliche Symphonie
und die Gewissheit
den nächsten Monat
ein bisschen zu kennen.
Ein kleines bisschen Gewissheit…





Starkes Sedativ

Mit diesem Sedativ
wird man sehr passiv,
da fängt man schnell an zu träumen
mit dem Munde zu schäumen,
besser man schreibt seinen Abschiedsbrief.





Der treue Helfer aus der zweiten Reihe

Man traut ihm nichts Großes zu.
Ein Blick und man vergisst ihn im Nu.
Doch hinter seiner trägen Fassade,
verbirgt sich ein Charakter, gar nicht fade
und äußerst clever noch dazu.





Ein Retter zweifelt

Er soll werden ein großer Mann,
doch er selbst das kaum glauben kann.
Er soll das Elend besiegen
und ein Ende machen mit den Kriegen.
Die Menschen sollen in Frieden leben fortan.





Das Geräusch des Fließbands

Ford hat es erfunden,
sogar perfektioniert:
Das Fließband,
der Ort seiner Arbeit,
der Ort der Monotonie,
die Erfindung der ärgsten Langeweile.

Immer die gleiche Bewegung,
immer dasselbe Produkt.

Abwechslung?
Fehlanzeige,
stets gleich:
Gleiches Band,
gleicher Takt,
gleiche Bewegung.

Krankmachend
Verrücktmachend

Auch immer dieses Geräusch,
gar nicht laut,
aber gleichbleibend,
immer derselbe Ton.

Der Fließbandarbeiter hatte gehofft,
ihn irgendwann nicht mehr zu hören.
Durchdringend,
nicht ohrenbetäubend,
aber gehirnbetäubend.

Durchdringendes Geräusch
am Fließband.

So grau
So eintönig
So wenig Neues

Eine gleichbleibende Hölle,
langsam fortbewegend,
während alles andere stillsteht.
Im Fluss
dieses Band.





Die Erstsemestervorlesung

Die Vorlesung für die Starter
endet in einem Desaster.
Sie ist ein kompletter Reinfall
und sorgt bei Studenten für Lachanfall.
Die hätte man sich besser gespart, ja!





Hilfloser Spielball der Gewalten
(japanisches Tanka-Gedicht)

Zwischen den Fronten
In der Mitte des Sturmes
Ohne Gegenkraft

Nur Zuschauen bleibt übrig,
welch passives Abwarten!





Der nachtaktive Bonvivant
(japanisches Tanka-Gedicht)

Er turnt in der Nacht,
als gäbe es kein Morgen.
Tier ohne Sorgen.

Der Bonvivant des Tierreichs,
Chinchilla, der Genießer.





Hochschrauben und Fliegen

Fliegen
seit jeher
Menschheitstraum.

Heute möglich
für alle
jederzeit.

Flugzeuge beherrschen den Himmel
wie ein Vogelschwarm,
doch etwas ist anders.

Der Hubschrauber,
kein normales Fliegen,
nicht handelsüblich,
ungewöhnlich.

Er schraubt sich hoch
in die Lüfte,
das liebt der Hubschrauberpilot.

Es ist kein Gleiten,
vielmehr ein Auf und Ab,
wie das U-Boot zum Schiff,
so der Hubschrauber zum Flugzeug.

Das macht den Reiz aus:
Der Rotor
ändert alles,
macht Fliegen zum Abenteuer.

Das U-Boot der Lüfte,
hoch und runter,
Punktlandung.

Auftauchen
Abtauchen
am Himmel
in der Luft

Eine ganz eigene Erfahrung,
der Kapitän der Lüfte,
Himmelsschiff.
Den Horizont stets im Blick,
die Wogen im Nacken.





Schluss

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