GedichteJahr 2014

Gedichte – Limericks – Schaffensperiode November 2014




Der Fischmarkt am Ufer

Schon seit Jahrhunderten
an unveränderter Stelle
wabert morgens ein
fischiger Geruch
am Ufer entlang.

Zu früher Stunde
geht die Fangausbeute
über die Tresen.
Lautes Rufen
routiniertes Feilschen.
Kälte, Nässe,
alles zum Wohl
der glitschigen Ware.

Frische Zubereitung
glückliche Kunden.
Leicht verderblich
schnell verkäuflich.





Fanatische Verfolgung

Die Verfolger jagen sie gnadenlos
immer weiter von Floss zu Floss.
Die junge Frau hüpft behände,
doch gewinnt sie nicht genug Gelände.
Wie kann sie sich retten, ohne hilfreichen Vorstoß?





Die netten französischen Fischer

Mit dem eigenen Schiff gesunken
wäre ein junger Kapitän beinah ertrunken.
Aus den tobenden Wellen retteten ihn Fischer,
ihr Dialekt war ein ganz typischer
der Normandie, im Sturm hörten sie ihn um Hilfe funken.





Militärpolizistenpflicht

Gegen die eigenen Leute ermitteln ist keine leichte Sache,
viele Sinnen deshalb nach Rache.
Vergessen die eigenen Vergehen,
Die Schuldigen im Militärpolizisten das Unheil sehen.
Die gefährliche Pflicht verlangt nach ständiger Wache.





Kein Parkplatz mehr frei am Coast Highway Parking

Ein Highway folgt dem Meer,
dies gefällt vielen Touristen sehr.
Doch finden sie wenige Parkmöglichkeiten,
da diese bereits belegt von ihresgleichen.
Nach 5000 Kilometern Reise ist dies unfair.





Bussard auf der Lauer

Brillanter Jäger der Lüfte!
Geschmeidig, wendig, pfeilschnell.
Breites Beuteprofil ohne Präferenzen,
ein perfekt angepasster Schwebeflieger.

Er lauert, er wacht
bei Tag und bei Nacht.
Nie scheint er müde,
selten kraftlos,
sein Beutezug schier endlos.

Im braunen Gefieder, mit gelben Krallen
stürzt er sich aus den Lüften hernieder.
Nichts entgeht ihm,
dem Dauerjäger auf der Lauer





Wildschwein am Spieß

Als deftige Mahlzeit am Lagerfeuer
endet das Unterholzungeheuer.
Es durchstreift die Wälder,
zusammen mit den Frischlingen auch mal Felder.
Als Spießbarten ist es nicht jedem geheuer.





Die Vielfalt der Pizzasorten

Bunt und geschmacksreich,
eine farbenfrohe Pracht
entsprungen der italienischen Kochmacht.

Pizza seit Jahrhunderten in aller Munde.
Ursprünglich ein Fladenbrot,
nur weiß, nicht rot,
erst die Tomatenankunft in Europa
färbte die Pizza.

Margherita, die bekannteste
Vertreterin der Pizzafamilie.
Viele Cousinen unterschiedlichen Geschmacks.
Salzig, süß-sauer, bitter –
die Gaumen laben sich daran.

Ein Essen mit Zukunft,
immer neu variiert,
doch stets ein Erfolgt





Stationierung im Paradies

Ein Marschbefehl in südliche Gefilde,
die Stationierung auf einer Insel.
Sommer und Sonne,
Arbeit unter Palmen.

Ein neues Dienstgefühl für die Einheit,
Wärme statt Kälte,
feiner Sand statt Wüstenstaub.
Marschieren bei Meeresrauschen,
Wachen über den unendlichen Horizont.

Weit weg der elendige Schlamm,
die ewig lange Winterfinsternis.





Der Ernst der Räumlichkeiten

Ein Bürogebäude ernster Sorte
mit Räumen ohne frohe Worte.
Zum Dienst trotten ohne Elan,
führt zum tristen Arbeitswahn.
Wie wichtig auch die Schönheit der Arbeitsorte!





Ein Lebenswerk durch sieben Morde

Ein finsterer Geselle, Teil einer wilden Horde
ward schnell bekannt für seine Morde.
Sieben Menschen raubte er das Leben,
auf dass sie ihm ihren Reichtum geben.
Ein Lebenswerk makaberer Rekorde.





Ein verlassenes Schulleiterbüro

In den Sommerferien bleibt die Schaltzentrale verwaist.
Über die Schule nur noch wacht der gute Schulgeist.
Auch der Schulleiter muss ruhen,
bevor er sich wieder stellt dem vieltönenden Muhen
als das ihm erscheint der Lehrerchor, der klagt allzu dreist.





Labile, junge Männer auf Abwegen

Herumlungern auf der Straße,
die Zeit vertrödeln,
falsche Leute,
Potential liegt brach.

Typisches Bild,
bedrückende Szenen,
Jugend verschwendet,
Zeit und Kraft vertändelt.

Pfad in die Illegalität beschritten,
bricht schnell mit allen Sitten.
Labile, junge Leute,
in falscher Richtung unterwegs.
Ein Bild der Trauer –
ein Bild des Bedauerns!





Die Halle der Powell Library

Holzgetäfelte Bücherkathedrale,
bunte Kirchenfenster
Tische in langen Reihen
nüchternes Lernen,
keine Ablenkung.

Bücherregale wie Wächter
an den Seiten,
umzingeln die rauchenden Köpfe.

Holztische mit grüner Abdeckung,
dunkelbibliotheksgrün.
Kleine, runde Tischlampen
erleuchten die Entdeckungen.

Zwischen den Buchdeckeln
neue Welten.
Stille, papiergetränkter Geruch.





Ein heller Zwischenraum

Raum ohne konkrete Funktion.
Hell, luftig, lichtdurchflutet.
Zwischen den Etagen,
weder Erdgeschoss
noch erster Stock.

Hort einer ruhigen Ecke,
Lesen, Nachdenken, Grübeln.
Alltagspause.
Gemütlich eingerichtet,
Flucht in die Ruhe.

Niemand stört,
abgeschirmt vom Trubel.
Ein Nickerchen im Raum ohne Funktion.
Erfrischt schlüpft,
wer weilte im Ruhekokon.





Ein gigantischer Talkessel: San Fernando Valley

Ein Talkessel der Superlative,
der zählt zu seinen Einwohnern viele Nachtaktive.
Über sechs Städte erstreckt er sich.
Ein jeder ihn mit dem Los Angeles-Kessel verglich,
das Heim für viele Progressive.





Ein verborgenes Monster

Unschuldige Gesichtszüge,
ein normales Leben,
keine Auffälligkeiten.
Ein Nachbar wie jeder andere,
kämpft mit den gleichen Problemen.

Doch trügt die Fassade.
Was trägt sich zu hinter geschlossener Rollade?
Ein Monster im Schafspelz,
grausamkeitsbegierig,
zwietrachtgetränkt.

Niemand erkennt es,
jeder könnte es sein.
Wer glaubt sich sicher?





Brüder drücken Knöpfe

Jeder kennt des anderen Schwächen,
weiß, wie er sich hat zu rächen.
Im Faustkampf oder Wortgefecht
will keiner sein des anderen Knecht.
Doch bleibt Bruderliebe schwer zu brechen.





Die erste Nacht in der neuen Schule

Im Internat angekommen,
neue Mauern.
Ängste hallen wider.
Alles neu,
alles fremd.

Geräusche unbekannter Art,
Knarren, Knarzen, Rascheln,
Tuscheln des Zimmerkameraden.
Wer könnte da schlafen?

Kuriose Wachheit
trotzt der Müdigkeit.
Auditives Feuerwerk.
Ängste schleichen ins Dunkel.

Erste Nacht im Unbekannten.
Sinneseindrückekarussell.





Das falsche Toilettenhäuschen

Getarnt als stilles Örtchen.
Ein Diebesdepot.
Ein Holzherz wacht über Raubschätze.

Geld gestanklos.
Das Versteck grandios.
Niemand vermutet gesuchte Güter
am Ende des Schrebergartens.

Ein Toilettenhäuschen mit besonderem Zweck.
Der Bande bestes Versteck.
Für die Polizei ein blinder Fleck.
Sicher, solange die Diebesbande ohne Leck.





Ein Regenanzug im Sommer

Schauer über Schauer
lässt das Sommerwetter werden stets rauer.
Ein Schutz gegen Regen
wird zum gesundheitlichen Segen,
der Regenanzug zum Outfit auf Dauer.





Der Handschuhmacher und die Puppen

Auftrag der besonderen Art
für einen Handschuhmacher vom alten Schlag.
Puppen soll er ausstaffieren,
auf dass sie elegant im Schaufenster stolzieren.
Ihm erscheint das Ansinnen recht fad.





Er sieht alles doppelt

Einen Schlag auf den Kopf.
Die Welt im Doppelpack.
Realität mal zwei,
führt zu innerlicher Raserei.

Er leidet schwer,
ihm ist über gar sehr,
die Gehirnerschütterung lässt kaum nach,
dies so gar nicht seinen Plänen entsprach.

Die zwei Ärzte vertrösteten ihn,
sie schienen ein eingespieltes Team.
Oder sah er nur wieder alles doppelt?
Seine Wahrnehmung an die Raserei gekoppelt?





Eine Nacht im Cabrio

Tiefschwarz und wolkenklar.
Romantik unterm Sternenzelt.
Im Cabrio auf Nachtwache.
Sternschnuppensammeln.

Zurückgelehnte Sitze,
in Decken gehüllt.
Den Sternenregen erwarten.
Entspannte Kontemplation.

Verbundenheit ohne Worte,
ein Pakt fürs Leben,
besiegelt unterm Diamantfunkeln
des Sternenozeans
über unseren Köpfen.





Konturen eines Kraters

Oranges Glühen in gespenstischer Nacht
Grollen, Beben, Donnern:
Der Berg erwacht.
Ein Spektakel ohnegleichen:
Rote Feuersbrunst,
heiße Asche,
Kraterkonturen erweitert,
raumgreifende Forderungen.
Der Vulkan wächst.

Ein Wachstum ohne Warnung.
Langes Ruhen, stilles Tun
im Erdinnern.
Ein Gigant bereitete sich vor.
Ohne Vorwarnung.
Ein Lavamonster erglüht.





Zwei eingeschüchterte Restaurantbesucher

Goldene Lettern über dem Eingang
Eine Speisekarte unverständlicher Köstlichkeiten.
Ober mit Feldwebelmiene.

Das Ehepaar, hochzeitstagsbegeistert,
stark eingeschüchtert.
Was bestellen?
Wie verhalten?
Welche Gabel wählen?
Wie das Messer halten?

Ein Restaurantbesuch gleicht dem Minenlauf.
Die Heiterkeit zersprengt.
Alle Freude versenkt.
Ein Loch ins Budget gesprengt.





Die strengen Regeln

Ohne strenge Regeln
mutieren die Bübchen zu lauter Flegeln.
Sie bedürfen klarer Worte,
echter Pädagogen, keiner aus der Retorte.
Dann zu hehren Zielen die kleinen Herren segeln.





Aus tiefster Verachtung

Wenn ein Streit in Zwietracht endet,
ein jeder den anderen zum Auslöser wendet.
Keiner will es gewesen sein,
nur das Gegenüber sei gemein.
Tiefe Verachtung die Streithähne blendet.





Ertrunkener wird wiederbelebt

Ein Gesicht mit Bläunis überzogen
Die Mimik verbogen.
Aus dem Wasser der Segler gezogen
Tiefe Luft in die Retterlungen gesogen.

Die Beatmung tritt gegen die Zeit an,
Herzmassage in Dreißigerschritten.
Um ein Leben kämpfen,
die Erwartungen nur nicht dämpfen.

Er keucht, pustet und spuckt.
Wasser aus den Bronchien entweicht,
die Bläunis der Röte weicht.
Ein Herz schlägt wieder allein
zurück in den Lebenstakt hinein.





Explosionen erschüttern das Hotel

Große Erschütterungen,
Detonationen donnern auf jeder Etage.
Das renommierte Hotel, ein Horrorhaus.
Viele ausländische Gäste,
Diplomaten, Politiker, Wirtschaftslenker.

Gaslecks ausgeschlossen.
Verzweiflung wandert durch die Ruinen.
Sicherheit zerpufft, ein feiger Anschlag ruft.
Wer reklamiert das Grauen?
Wer will das Sicherheitsgefühl klauen?





Die Trägheit des Drogenhändlers

Im harten Drogengeschäft an der Spitze bleiben
bedeutet schwerkriminelles Treiben.
Ein vom Erfolg träg gewordener Händler wird degradiert
und im Handumdrehen aussortiert.
Das kann sich jeder Nachwuchsganove hinter die Ohren schreiben.





Ein aberkanntes Patent

Frucht geistiger Höhenflüge,
Geburt eines Technikwunders.
Schnell ein Patent gestellt,
bevor die Frist verfällt.

Eine Zeit froher Produktion
mit jeder Menge Lohn
für die begeisterten Arbeiter,
die nach Feierabend schafften weiter.

Doch ein Neider hielt es nicht aus,
macht dem rechtschaffnen‘ Treiben den Garaus.
Nach einem beeinflussten Prozess
nimmt er die fleißige Firma in Regress.

Das Patent ward aberkannt,
die Situation aller schnell angespannt.





Eine Etikettelehrerin

Benimmregeln in allen Kurssälen,
das wird seine Wirkung nicht verfehlen.
Eine Etitettelehrerin gründete ihr Institut,
dessen guter Ruf sich verbreitete im Flug.

Manierlich essen, den Vortritt lassen,
charmant parlieren, sein Gegenüber nicht schassen.
Um in der Gesellschaft zu bestehen,
darf man nicht unverzeihliche Fehler begehen.

Jeder rühmt die patente Lehrerin,
die gleichzeitig auch stolze Eignerin.
Leben nach der Etikette
ist eben weit mehr als eine schöne Facette.





Streit im Refugium

Eine jeder sucht dort seine Ruhe,
verabscheut unsinniges Getue.
Die zwei Streithähne brechen mit der Regel,
benehmen sich wie Gossenflegel,
sorgen für zornige Unruhe.





Im höchsten Fortissimo

Klangfülle höchster Art
Schwellt durch den Konzertsaal.
Töne kriechen in alle Poren,
Zuschauer fühlen sich auserkoren.

Ein Gemeinschaftserlebnis besonderer Art,
das streichelt die Seele gar zart.
Von Zeit zu Zeit dem Fortissimo lauschen,
führt zu einem sanften Untergrundrauschen.

Konzertbesucher beseelt,
so ein Klanggewitter nie die Wirkung verfehlt.
Es trägt das Bewusstsein von dannen,
man fühlt sich wie auf der Spitze der höchsten Tannen.





Die Fastenheilung

Regelmäßiges Fasten zeigt seine Wirkung,
der Körper erfährt eine merkliche Stärkung.
Egal, welche Fastenart man wählt,
allein das konsequente Durchhalten zählt.

Immer mehr Anhänger diese Lebensart stählt,
man sich durch wochenlange Askese quält.
Doch der Verzicht räumt auf,
der Körperräumdienst nimmt seinen Lauf.

Es tut gar gut vom Essen zu lassen,
nicht gar so sehr mit Kalorien prassen.
Die Zellen sich beständig erneuern,
den gesamten Organismus mit Kraft anfeuern.





Der Katzentempel Gōtoku-ji

Die Verehrung für eine Katze
lässt gar manchen Touristen schneiden eine Fratze
Im altehrwürdigen Gōtoku-ji-Tempel,
der Tokio verleiht einen besonderen Stempel.

Die Legende eines armen Mönches wird erzählt,
nur selten sie ihre Wirkung verfehlt.
Die anfängliche Häme wandelt sich in Stauen,
wie ein einzelner konnt‘ so viel Sorgfalt anberaumen,
die eigenen kargen Mahlzeiten mit dem Vierbeiner teilen,
dazu würden sich nur wenige lassen verleiten.





Streit um einen Geländewagen

Der Kauf eines neuen Wagens eine heikle Gelegenheit,
dem jedes Paar begegnen sollte mit Achtsamkeit.
Doch der Ehemann eilte ins Autohaus
und rollte mit einem Geländewagen raus.

Seine Frau gar sehr erzürnt.
Ihre Stimme gar laut durchs Haus stürmt,
so hatte sich der Gatte die Autokauffeier nicht gedacht,
protzen mit des neuen Gefährtes Pracht
war sein eigentlicher Plan,
doch seine Partnerin legt ihn gründlich lahm.





Der quadratische De Neve Park

Dem Begründer von Los Angeles zu Ehren,
auf dass ein Ruhm lange möge zehren,
vom kleinen Park im Westen der Stadt,
der gar viele Bäume hat,
nach deren Schatten viele Einwohner sich verzehren.





Treffen an den Niagara-Fällen

Ein verlobtes Paar verabredet sich
mitten über der tosenden Gischt
vor dem großartigen Panorama der Niagara-Fälle,
einer höchst romantischen Stelle.

Ein Regenbogen spendete göttlichen Glanz,
die Verlobten wagten einen gemeinsamen Tanz.
Die Touristen waren rasch zur Stelle,
klatschten gemeinsam, schunkelten auf die Schnelle.

Eine improvisierte kleiner Feier
mit einer Atmosphäre, die ausgelassen heiter.
Bald schließen sie den Bund fürs Leben
und werden eine besondere Tradition pflegen.

Jedes Jahr im Mai,
die Niagara-Fälle ihr Treffpunkt sei,
so erneuern sie das Versprechen
ungeachtet aller Lebensgebrechen.





Der neue Bankchef ein Geschenk

Eine Nachfolge mit großen Schwierigkeiten,
das altehrwürde Bankhaus begleiten.
Der neue Chef gleicht einem Segen,
wird sorgen für reichen Geldregen.
Es wird Zeit für neue Seiten.





Eine Panzerfaust zweckentfremdet

Eine Waffe für Militärhände
wechselt den Besitzer gar behände.
Eine Kriminellenbande frohlockt,
da haben sich die Sicherheitsbehörden verzockt.

Niemand rechnet mit Kriegswaffen
bei den Kriminellen, die nur raffen.
Jetzt knacken sie Werttransporte im Handumdrehen,
machen sich schuldig immer schlimmerer Vergehen.

Die Polizei kann sich ihnen nicht entgegenstellen,
die belgischen Schäferhunde wütend bellen.
Niemand hält die Kriminellen mehr auf,
ihre Panzerfaust war für sie ein genialer Kauf.





Mauerdurchbruch mit Folgen

Ein Loch in die Wand getrieben
wäre ohne Folgen geblieben,
hätte man sich vorher informiert
und nicht nach Resultaten gegiert.

Eine solide Planung ist alles
ohne Chance des Zufalles.
Sauber konstruieren und rechnen
hilft am Schluss nicht zu viel zu blechen.
Denn die stümperhaften Versuche
führen unweigerlich zu viel Gefluche.
Und der Ruf nach dem Fachmann bleibt nicht aus,
will man verhindern größere Schäden fürs Haus.





Von New York nach Missouri

Von der heimlichen Hauptstadt ins ländliche Zentrum
lässt viele vermissen den Schwung,
den das ewig wache New York suggeriert,
in dem die Wirtschaft floriert,
in Missouri die Einwohner mehr wandern ruhig herum.





Der Kommodore verlässt das Flugzeug zuletzt

Abgeschossen, im Sinkflug,
die Mannschaft verlässt den Flieger,
ein guter Kapitän wie ein guter Kommodore
verlassen Schiff, verlassen Flugzeug
als letzter. Pflichtbewusstsein, Verantwortung.

Im Chaos Ruhepol, Vertrauen ausstrahlen.
Die Panik verjagen, den Glauben aufrechterhalten.
Der Kommodore als Vorbild.
Die eigene Rettung hintanstellen.
Wer wäre dazu bereit?





Einfallsreiche Wendungen

Eine Romanautorin mit kniffligen Ideen,
die nur selten den Publikumsgeschmack verfehlen.
Ihre Geschichten mit pfiffigen Wendungen
schaffen es in zahlreiche literarische Sendungen.

Ihr Einfallsreichtum legendär,
ihre Ideenkiste unendlich wie ein Meer,
wie ein Schreibsturm fegt sie über das Papier,
die Autorin für den Verlag so wertvoll wie ein Saphir.





Klassische Kunst – die schönste Kunst

Klare Formen, Bilder, Botschaften
sich den Respekt des Publikums verschafften.
Ein jeder begriff, was er sah,
selbst der größte Narr.

Doch wurde dies im 20. Jahrhundert unmodern,
nun galt nur noch als Künstlerstern,
wer pinselte, bildhaute, fotografierte,
ohne dass jemand die Botschaft kapierte.

Und ein jeder nun herumklecksen kann,
Bedeutung gewinnt er mit den Galerien von Rang.
Das Handwerk zählt nicht mehr,
dafür die guten Beziehungen gar sehr.





Das ausgebeulte Flughafentor

Ein vergessener Flughafen auf dem Lande,
an der verschlafenen Kleinstadt äußerstem Rande.
Sein Tor zerbeult und kaputt,
das Terminalgebäude bald nur noch Schutt.
Alles aufgrund der korrupten Rathausbande.





Anonyme schweizer Geldkonten

Das Geld auf sicheren Konten verwahrt,
es seiner künftigen Bestimmung harrt.
Nur allzu oft ist es dubioser Herkunft,
eingezahlt von recht flatterhafter Zunft.

Schwarz wird es eingezahlt,
bis eine seriöse Investition es weiß anmalt.
Die Schweiz immer noch ein Paradies,
dieser Umstand für Steuerfahnder recht fies.

Anonymität bei den Eidgenossen großgeschrieben,
wollen sie so recht die Kriminellen nicht aussieben.
Eine transparente Schweizer Republik,
das wäre doch ein echter Finanzknick.





Der Kannibale Hannibal Lecter

Den Gast er gern verspeist,
für die Behörden spielt er den Geist.
Schwer ist er zu fangen,
gar viele um ihr Leben bangen.
Hannibal Lecter gerne exotisch verreist.





Der vorgetäuschte Freitod

Endlich die Fesseln der Familienbande sprengen,
das eigene Geld nicht mehr mit dem der Ehefrau vermengen.
Ein Unternehmer zeigte sich in der Inszenierung recht gewitzt,
er wollte nicht werden einfach nur vermisst.

Den eigenen Selbstmord täuschte er vor,
man fand ihn baumelnd am langen Kanalrohr.
Die Familie in tiefe Trauer gestürzt,
indes der Unternehmer sein neues Leben würzt.

Doch die Ermittler ließen sich nicht beirren,
noch weniger sich von den Ränken verwirren,
die er Unternehmer fleißig schmiedete,
bis der Streit unter den Verwandten förmlich siedete.

Einen Trümmerhaufen ließ er zurück,
wähnte sich mit neuer Frau im reinen Liebesglück.
Doch die Polizei kam ihm auf die Schliche
alle Glaubwürdigkeit verloren, nie mehr wird er sein, der Ehrliche.





Die Täuschung mit der Indianerpuppe

Der Trick mit der Indianerpuppe war eine kluge Finte
Der Nachbarstamm saß ganz schön in der Tinte.
Entführen wollten sie die Häuptlingsfrau,
doch entwickelte sich der Plan zum Supergau.

Einer Puppe wirkte täuschend echt aus der Ferne.
Leicht arrangieren ließ sie sich nur allzu gerne.
Erst beim Wegzerren erkannten die Krieger den Fehler,
der düpierte Häuptling beklagte sich beim Seher.

Wie konnte solch ein Irrtum geschehen?
Einem stolzen Stamm dürfe nicht passieren ein solches Versehen.





Psychopathischer Psychiater

Wenn ein Irrer leitet ein Irrenhaus
für die Insassen ein untragbarer Graus.
Der Psychiater täuschte alle Kollegen,
die ihn hielten für seinen Segen.
Er tarnte sein Terrorregime hinter nicht enden wollendem Applaus.





Eine Sonnenbrille mit dem gewissen Durchblick

Den Blick hinter dunklen Gläsern verstecken,
zu manch schelmischen Zwecken.
Spionieren lässt es sich vorzüglich,
ebenso wie Blicke kaschieren, die sonst anzüglich.

Solch ein Sonnenbrillenträger hat den Durchblick
mit einem ganz einfachen Trick.
Die Sonne ist sein Vorwand,
um zu Glotzen am laufenden Band,
sein bevorzugtes Revier der Strand,
wo er vermeintlich geblendet vom hellen Sand.





Der indische Goldgießer

Goldenes Glühen
orangefarbenes Aufleuchten.
Heiße Flüssigkeit gerinnt.
Ein Festkörper geboren,
ein Goldbarren gekühlt.

Vielförmige Gießtätigkeit,
rund, eckig, bizarr.
Ein Element mit Wert
wertet den Träger auf.

Goldschmuck in Indien.
Heißbegehrt, kulturell tradiert.
Ein Gießer vergoldet den Tag.
Goldene Ketten umhängen die Braut.
Der Subkontinent giert nach Gold.
Tonnen verschlungen.





Ministerpräsidentin wider Willen

Eine Politikerin mit Ambitionen,
doch ohne Illusionen
über die eigene Fähigkeit
strebt an eine Tätigkeit
auf kommunaler Ebene,
auf dass sie nicht vernebele
die redlichen Wähler.

Doch man lässt sie nicht ins Bürgermeisteramt,
bettet sie stattdessen auf Samt
und hievt sie hoch
macht ihr förmlich den Hof,
auf dass sie sich zur Wahl stelle als Ministerpräsidentin.

Die Wähler vertrauen ihr,
machen das Kreuz neben ihrem Namen auf dem Papier,
so wird die Kandidaten wider Willen
des Wählers Hunger nach redlichen Politikern stillen.





Alle Beschreibungen treffen zu

Der neue Chef scheint gar zu bizarr,
so machte er sich in der ersten Woche rar.
Zurückhaltend wirkte er und scheu,
seine Vorschläge zur Firmenaufstellung wenig neu.
Alle Beschreibungen über ihn stellen sich heraus als wahr.





Das Angsthasenspiel

Mut und Draufgängertum zuhauf
bescheren den beiden Kampfpiloten einen Lauf.
Waghalsig steigen sie in ihren Maschinen empor,
wollen ihren Vorgesetzten hauen übers Ohr.

Sie halten gerade aufeinander zu
wie eine wild gewordene Crew.
Im letzten Moment drehen sie bei,
das Manöver wird zum letzten Schrei.

Es trägt den Namen Angsthasenspiel,
wird umgehend zum erklärten Ziel
aller beeindruckten Nachwuchspiloten,
obwohl das Manöver natürlich streng verboten.

Ihr Vorgesetzter bestellt sie ein zum Rapport,
ist mehr sauer als besorgt.
So ein Verhalten duldet er nicht,
auch wenn er früher selbst war ein irrer Flugwicht.





Wer erteilt die Befehle?

Eine kriminelle Organisation mit unklarer Struktur
wirft auf viele Fragen zu ihren Taten mit gewalttätiger Signatur.
Ist sie eine Pyramide,
die Konkurrenten erbarmungslos bekriege?
Oder teilen sich mehrere die Leitung,
wie behauptet manch eine Zeitung?

Die engen Familienbande
bringen die Behörden an der Verzweiflung Rande.
Niemand will reden,
den entscheidenden Hinweis geben.





Eine Zugfahrt nach Italien

Spektakuläre Aussichten auf das Meer
gefallen den Zugreisenden gar sehr.
Sie wissen gar nicht, wohin zuerst schauen,
alle Kurven ihnen den Atem rauben.
Ein Hochgenuss des italienischen Flair.





Riviera am Pazifik

Steil abfallende Klippen
stürzen sich ins Meer.
Schroffe Felsen, zerkastet.
Cousine der italienischen Riviera,
am Pazifik wohnhaft.

Eine Familienähnlichkeit ohnegleichen.
Eine Küste wie ein Himmel.
Wandeln auf antiken Spuren.
Wer hätte dies vermutet?

Pazifik statt Mittelmeer.
Kälte statt Wärme.
Nebel statt Sonne.





Der Ebenist von Paris

Ein Kunsttischler mit großem Talent,
den alle Welt für seine Möbel kennt.
Im Marais hat er seine Werkstatt,
nie sieht man ihn im Frack.
Stets werkelt er an einem Auftrag,
mal Gebrauchsmöbelstück, mal Exponat.

Er genießt einen exzellenten Ruf,
dies ist gleichzeitig sein Fluch.
Immer neue Kunden fluten heran,
die er nicht alle bedienen kann.

Drum muss er eine strenge Auswahl treffen,
denn niemand soll seinen Stil nachäffen.
In ihm verbunden Handwerk und Künstlertum.
Dies begründet seinen formidablen Ruhm.





Massenausbruch

Erwartet war der Aufstand schon lange,
dennoch wurde den Wachen bange,
als die Gefängnisinsassen begannen zu rebellieren,
sich aufzuführen ohne jegliche Manieren.

Bald schon gab es kein Halten mehr,
dem Gefängnisdirektor missfiel dies sehr.
Doch kein strenges Regiment konnte verhindern,
dass die Insassen ihren Aufruhr mindern.

Bald gelang der Massenausbruch,
zurück blieb nur ein mokanter Spruch:
„Wir verlassen euch, wann wir wollen,
dafür habt ihr uns Respekt zu zollen!“





Über den marktüblichen Preisen

Der Verkauf der Villa zu schnell,
dem Käufer zog man ab das Fell.
Der Preis weit über dem Durchschnitt.
Welcher Schalk den Käufer wohl ritt?
Am Ende ein verlorenes Ehegattenduell?





Der wundersame Organismus

Ein Wunderwerk der Natur
ist der Menschen zum Staunen nur.
Was alles ineinandergreift,
bis alles zum Kinde, dann zum Erwachsenen reift.

Tausende von Prozessen ablaufen,
bevor aus dem Zellhaufen
ein fertiger Mensch das Licht der Welt erblickt
und sich bald darauf anschickt,
die Welt nach seinen Vorstellungen zu formen,
die nicht immer gehorchen moralischen Normen.

Er vergisst oft, dass er selbst das Wunder,
wird mit den Jahren leider immer runder.
Statt zu hegen und zu pflegen sein Leib,
fügt er ihm zu unnötiges Leid.





Die Ermordung der Wahrheit

Bei erhitzten öffentlichen Diskussionen
bleiben auf der Strecke sachliche Definitionen.
Ein jeder sich auf seine Position schwingt,
mit Händen und Füßen sodann ringt,
jene zu verteidigen gegen alle,
deren konträre Meinung ihm erscheint wie eine Falle.

Die Wahrheit bleibt auf der Strecke,
die Lüge dient nur dem eigenen Zwecke.
Aufrichtigkeit wird geringgeschätzt,
ein jeder will nur sein entsetzt.
Und dies möglichst laut und viral.
Dem Gegner wird bereitet jede erdenkliche Qual.





Ein kräftiger Händegriff

Aussagekräftiger als jede Visitenkarte
war sein Händedruck, an dem er nicht sparte.
Auch transportierte er schwere Lasten ohne Mühe,
wenn bei jedem anderen schon die Handfläche glühte.
Er begegnete den Dingen von seiner jovialen Warte.





Der aufrechte, britische Geschäftsmann

Ein Relikt aus glücklicheren Tagen,
ein Handelsdinosaurier, entsprungen dem Empire.
Völlig aus der Zeit gefallen,
anständig, zuverlässig, loyal.

Ein Mann, mit dem man gerne Geschäfte macht,
Abschlüsse garniert mit Witz und Finesse,
ein Handschlag genügt,
die Verabredungen stets erfüllt.

Ein britischer Gentleman hinterm Handelskontor,
so ließ er sich selbst malen,
eine Hommage an den Großvater,
Familientraditionen durch den turbulenten Handelsstrudel gerettet.





Der Biotube in der Tasche

Eine hochgefeierte Wissenschaftlerin
emporgetragen von unermüdlichen Laborarbeiten,
fortgespült in gefährliche Gewässer,
umschwärmt von dubiosen Bekanten.

Laborschmuggel, brisantes Material verschwindet.
Wer trägt die Biotubes in der Tasche raus?
Wissenschaftlerin unter Verdacht,
Kontroversen um sie entfacht.
Woher stammt die Forschungsgelderflut?

Ein guter Leumund beschmutzt,
ein Getuschelstakkato auf jeder Konferenz,
wissenschaftliche Arbeit torpediert,
die Wissenschaftlerin viele Freunde verliert.

Doch den Schmuggel beging ein Assistent,
den sie erst seit kurzem kennt,
indes der Zweifel der Anrüchigkeit
weiter über dem Institut schwebt.





Fremde Geliebte

Im Liebesrausch der Jugend vereint,
vom Lebensstrom auseinandergespült.
Nach Jahren ein zufälliges Aufeinandertreffen
einst sich ergänzender Seelen.

Die Geliebten nun Fremde,
durch den Alltag zersplittert,
die Zeit tickte weiter,
ihre Herzen nicht mehr im Gleichtakt.

War es im Damals wahre Liebe?
In der Gegenwart nur Gleichgültigkeit,
Staunen ob der einstigen Leidenschaft.
Zwei fremde Körper, zwei fremde Seelen.





Präsidentenansprache vor dem Kongress

Der höchste Mann im Staat ergreift das Wort
an einem ihm höchst feindlichen gesinnten Ort.
Im Kongress er bei der letzten Wahl die Mehrheit verlor,
seitdem gleicht seine Regierung einem einzigen Trauerchor.
In Gedanken wünscht er sich sehr weit fort.





Dem Gold gewidmet

Ein Leben gewidmet dem orange-gelben Metall,
darum drehen sich ihre Gedanken all.
Als Goldschmiedin erschafft sie Kunstwerke,
ihre Kreativität seit Jahren von ungebrochener Stärke.
Die Bekanntheit ihrer Schmiede kein Zufall.





Professionelle Hilfe

Hilfe von außen kann nicht schaden,
bevor man vor den eigenen Problemen möchte verzagen.
Ein Therapeut betrachtet von außen,
wovor man am liebsten möchte weglaufen.
Er bietet Rat und Zeit,
ist jede Woche zum Zuhören bereit.

Die ersten Gespräche schwer,
abbrechen möchte man die Sitzungen sehr.
Erst nach Wochen die Seele erleichtert,
frohe Stimmung sich behutsam anreichert.

Irgendwann möchte man von den Dächern singen,
die ganze Welt dazu bringen zu klingen,
leicht geworden das Herz,
vergangen grauer Kummer und Schmerz.
Die Gesprächstherapie bewirkt mehr
als mancher Aufenthalt am Meer.
Denn Urlaub allein ist keine Therapie,
drum unterschätze die Leistung der Therapeuten nie.





Die Tradertruppe ist im Minus

Ein Kursabsturz der schweren Art
traf die junge Tradertruppe beim Berufsstart.
Erst seit zwei Monaten in der Investmentbank
Schon liegen bei allen Tradern die Nerven blank.

Der Vorstand über die Miesen informiert,
er notorisch nach guten Abschlüssen giert.
Die Trader handeln unter hohem Druck,
jede Entscheidung treffen sie ruckzuck.

Im Banking bleibt wenig Platz für Fehler,
unerbittlich laufen die Kurszähler.
Die Bildschirmarmada leuchtet und blinkt,
während die Stimmung immer tiefer sinkt.

Wie können sie die Positionen retten?
Wie durchbrechen die unsichtbaren Pleiteketten?
Ihnen bleiben nur wenige Tage,
voller Mühsal und Plage.





Kälte als Lebensversicherung

Ein Pinguin genießt die Kälte gar sehr,
vergnügt stürzt er sich ins eiskalte Meer.
Sein Körper perfekt an das Milieu angepasst,
schwelgt er im unwirtlichen Wasserpalast.

Wie in Pfeil gleitet er dahin,
niemand weiß ihm voraus wohin.
Doch kehrt er stets zurück mit Beute,
damit füttert er die hungrige Meute,
die ihn auf der Eisscholle erwartet.

Das Fliegen bleibt ihm versagt,
doch er deshalb keineswegs verzagt.
Unter Wasser gleitet er wie im Flug dahin,
der Meeresflug sein eigentlicher Sinn.





Schluss

© 2022 Michael Stern https://www.lyrissima.de