GedichteJahr 2012

Gedichte – Limericks – Japanische Tanka-Gedichte – Schaffensperiode 04 Quartal 2012




Die Holzfällerhütte verschneit

Winterjahreszeit
im tiefsten aller Winter
die Holzfällerhütte verschneit.

Das langgezogene Schrägdach,
unter seiner Last es knirscht.
Ein Meter Schnee darauf,
der Schneefall nimmt seinen Lauf.

Alles weiß,
kalt und still,
die Wolken schneien weiter.
Die Hütte begraben im Schnee.

Ein kleines Fenster
schaut grad noch so heraus.
Vom Lichte innen erleuchtet,
schenkt es Wärme dem Haus.

Man kann erblicken,
so schön, einen Kamin.
In ihm lodert Feuer,
Scheite verglühen warm darin.

Der Teil einer Sitzbank
und ein gemütlich Tisch,
urige Atmosphäre,
so warm und gelbes Licht.

Das Gelbe und das Weiße,
ein schöner Unterschied,
verschneit und doch erwärmt.





Stern der Gerechtigkeit

Für Recht und Ordnung eintreten,
notfalls mit Gewalt.

Recht und Unrecht unterscheiden,
das Richtige wählen,
das Rechte machen.

Eine Verantwortung,
die geschultert
werden muss.

Ein Stern markiert ihn
aus leichtem Metall,
man sieht ihn von Weitem.

Symbol für Gerechtigkeit
Ein Zeichen des Gesetzes
Eine Bürde für einen Mann

Räuber und Gendarm
Sheriff und Gesetzlose

Eine epische Geschichte,
manchmal mit gutem Ausgang,
oftmals mit schlechtem.

Happy End im Wilden Westen,
im Hollywood-Film,
in der Realität wiegt der Stern schwer,
schwerer als der Colt.





Die politische Talk-Runde

Es ist immer gleich in der Talk-Runde,
nichts Neues tut man den Menschen Kunde.
Die Sprüche sind immer gleich,
die Schere wird größer zwischen Arm und Reich,
und die Politiker setzen an die Pfunde.





Die Römer und ihr Adler

Mit Aquila hat der Adler einen klingenden Namen,
auf jeder Standarte werden seine Flügel zu Gold erlahmen.
Doch ist einmal ein solcher verloren,
keifen laut auf die Senatssenioren,
bis die Legionen ihn wieder hervorkramen.





Aus dem Leben eines Beamten

Die letzte Motivation von ihm gewichen,
alle Viere von sich ausgestreckt,
die Arbeit verweigernd, Geschäftigkeit vortäuschend,
ein Dasein in Langeweile fristen.

Das Amt,
dieses graue Gebäude,
Betonbau aus den Sechzigern,
trist anzuschauen,
noch trister darin zu arbeiten.

Gemütlichkeit
Ein Leben nach Stechuhr
Pause nicht vergessen!

Kein Mittagessen auslassen,
kein Dessert ausschlagen,
er hat in der Kantine schon alles gegessen,
kennt jedes Menü
und jeden Stuhl.

Zurück im Büro
geht das Schlafen weiter.

Ein kleines Nickerchen nach dem Essen,
wer kann schon mit vollem Magen arbeiten?
Und mit leerem erst!

3:00 Uhr nachmittags
Schnell zusammenpacken
Computer herunterfahren
Alle Programme schließen

Jacke aus dem Schrank
Aktentasche unterm Arm
Licht aus
Und wieder ein Tag erfolgreich gefaulenzt!
Morgen geht es dann weiter
mit der Arbeit.





Das eckige Radio

Das Radio bezog seine Sendungen aus Wellen,
nun greift es zurück auf Internetschnellen.
Dem Fortschritt, dem ist nichts mehr heilig,
Hauptsache günstig und recht eilig.
Aus Protest beginnt auch der Hund zu bellen.





Gehe aufrecht

Gehe aufrecht,
Rücken senkrecht.
Bauch einziehen,
keine Miene verziehen.
Aussehen: lotrecht.





Die Hornisse am Honigglas
(japanisches Tanka-Gedicht)

Anziehung Honig.
Im Glas Delikatesse!
Angelockt vom Duft.

Sie folgt ihren Instinkten,
das Süße zieht sie stark an.





Elizabeth I. und die Kunst der Worte

Elizabeth Tudor mag das kunstvolle Sonett
und teilt mit manchem Autor das Bett.
Doch wird einer das Falsche sagen,
darf er künftig keinen Kopf mehr tragen,
denn dann ist sie nicht mehr nett.





Die unverschämte Restaurantrechnung

Bei diesem Restaurantpreise,
flucht man leise.
Wie wär’s mit einem billigen Lokal?
Da hätte man doch die große Wahl.
Zuhause bleiben wäre weise.





Der gregorianische Gesang

Ein Papst namens Gregor,
nach ihm wurde es benannt,
einstimmiger, liturgischer Gesang,
frühchristliche Musik im Abendland.

Eine alte musikalische Kunst,
von tausendjähriger Tradition,
Gesang der römisch-katholischen Kirche,
Solisten oder ein Chor,
Texte der Bibel,
lateinisch das Wort,
eine besondere, feierliche Form.





Der übervolle Schuhschrank

Der Schuhschrank ist voll,
das Schuhwerk nicht toll.
Die meisten Sohlen
erreichen unverhohlen
nicht das Mindestsoll.





Die lesende Schöne aus dem Dorf

Es ist wie die Schöne und das Biest,
sie gerne in der Schlossbibliothek liest.
Er stachelt die Dorfbewohner auf,
doch die Dinge nehmen diesmal einen guten Lauf.
Die Rose, sie welkt nicht, sondern sprießt.





Qualvolle Belanglosigkeiten
(japanisches Tanka-Gedicht)

Das Gegackere
Tag ein, Tag aus das Gleiche.
Der Hahn hält’s nicht aus.

Belangloses laut äußern
und das auch noch unbeschränkt.





Angriff der weißen Blutkörperchen

Haben die Blutkörperchen einen Eindringling ausgemacht,
geht es ihm an den Kragen, dass es nur so kracht.
Der Angriff dauert so lange fort,
bis dass Immunsystem wird ein sicherer Ort.
Schnell ist eine Leukozyten-Schlacht entfacht.





Ein Ehemann wittert Verrat

Die eigene Ehefrau
auffallend beschwingt,
lauter abendliche Geschäftstermine
ohne Ende.
Der Ehemann alarmiert,
ein Nebenbuhler muss da sein,
Streit und Wortgefechte,
Ausspionieren und Misstrauen.
Die Ehe in der Krise.
Begründeter Verdacht?

Die Ehefrau im Karrierefieber,
auf der Aufstiegsüberholspur,
Abendtermine Pflicht,
kein Nachhausekommen
vor neunzehn Uhr.
Für einen Geliebten
keine Zeit.





Die anspruchsvolle Gilde

In der Berufsgilde,
wartet keine Milde.
Anstrengen heißt die Devise,
sonst kommt man schnell in die Miese.
Was führen die Konkurrenten im Schilde?





Der Bagger

Der Bagger schaufelt die Erde,
ohne eine Beschwerde.
Er nimmt gleich eine Tonne Last,
ohne Unterlass und ohne Rast.
Daneben steht die Bauarbeiterherde.





Geheuchelte Freundschaft

Heuchler sind die schlimmsten Freunde
und die besten Feinde.
Hat man sie an seiner Seite
gibt es Ärger und Pleite.

Es sind die Meister im Lügen,
die allerbesten im Betrügen.
Sie können Dich am besten täuschen
und ihre Umwelt groß enttäuschen.

So nehme Dich vor den Heuchlern in Acht,
sie nehmen sonst Dich und Deine Freundschaft in Pacht,
und ab diesem traurigen Moment,
den Du hast grob fahrlässig verpennt,
ist alles zu spät!





Wenn es kein Morgen mehr gäbe?
(japanisches Tanka-Gedicht)

Jeden Tag leben
wie den letzten auf Erden.
Ein gutes Motto.

Verschwendungssucht ist damit
in keiner Weise gemeint.





Ruf und Wirklichkeit
(japanisches Tanka-Gedicht)

Es blickt aufgeweckt.
So als möchte es sprechen.
Spiegel der Seele

Schweins Ruf ist deutlich schlechter,
als sein wirkliches Wesen.





Der Dichter denkt

Wenn der Dichter denkt,
des Lesers Gedanken lenkt.
Wenn er die Vorstellung diktiert
und den roten Faden nicht verliert,
beim Schreiben sich nicht verrennt.





Lass ihn doch ausreden

Lass ihn doch ausreden,
der Sache wegen.
Er soll sich erklären
bezüglich seiner Affären.
Dann kannst Du ihm eine kleben.





Der Junge mit visionären Fähigkeiten

Einer kann in die Zukunft schauen,
doch muss er seine Visionen erst verdauen.
Manche Bilder sind nicht einfach
und machen ihn ganz schön schwach,
da wird er vorzeitig ergrauen.





Die duale Sicht der Dinge

Vermittler
zwischen Praxiswelt
und akademischer Welt.
Beide im Einklang bringen
und einen Nutzen stiften.

Dualität
Ein großes Wort,
eine duale Ausbildung im Wandel.

Die Welt dreht sich,
schneller und schneller.
Mit ihr alles andere.

Auch das Dual-Studium.
Die Anforderungen
sie steigen und steigen.

Einzige Konstante:
Akademischer Wandel
Neuerfindung des Doktorhuts





Opfer vieler Kriegsverbrechen

Ein Colonel begann viele Kriegsverbrechen,
an denen drohten Viele zu zerbrechen.
Man flüchtete sich in den Alkohol,
riskierte sein körperliches Wohl.
Zum Schluss werden sie sich für das Leid rächen.





Der viereckige Leuchtturm

Der Leuchtturm ist ein Wunder,
denn normalerweise sind die runder.
Doch dieser hier ist viereckig
und noch dazu recht fleckig.
Oben befindet sich nur Plunder.





Die Abschlussnote

Die Abschlussnote entscheidet.
Ist sie schlecht, werde ich bemitleidet.
Ist sie gut, wird mir gratuliert,
die besten Glückwünsche formuliert.
Ohne Abschluss man besser nicht aus der Uni ausscheidet.





Der spitze Brieföffner

Ein schmales Messer,
das ist die Assoziation

Gefahr
Scharfes Metall
Silbern glänzende Gefährlichkeit

Doch Vorurteil!
Nein, hier stimmt es nicht.

Von einem Brieföffner
geht keine Gefahr aus.

Er ist so lang wie ein Messer
und auch so spitz wie eins.
Doch ist er keins.

Nützliche Verwendung
für den Briefempfänger,
ermöglicht schnelles Öffnen nur.

Drum Vorurteil so lass es sein:
Messer und Messer,
der Öffner ist mein.

Hör auf die Dinge
durcheinander zu werfen
und den unschuldigen Öffner
unter Verdacht zu stellen.
Er wollte doch nur
einen Brief öffnen.





Das goldene Versailles
(japanisches Tanka-Gedicht)

Sonnenkönige
brauchen den Platz auf Erden,
um mehr zu leuchten.

Schutz vor Aufständen der Stadt,
grüne Adelsoase.





Das Hermelin im Schnee
(japanisches Tanka-Gedicht)

Weißes Fell wie Schnee.
Gefrorenes Fellkleidchen
Eins mit der Landschaft

Der Stoff für Könige und
große Absolutisten





Der Puderzucker

Wie eine sanfte Schneeschicht
ist das Puderzuckergericht,
ein wahrer Leckerbissen,
den möchte ich nicht missen
und sei er noch so schlicht.





Ein Waliser leistet Widerstand

Als einer der Letzten in England
leistet ein Waliser Widerstand.
Bei einem Verwandtschaftswiedersehen
ist es um ihn geschehen.
Er knüpft mit Cardiff ein enges Band.





Eine geschickte Umgehung aller Pflichten

Umgehung
Surrogat
Aliud
Statt Arbeitsvertrag,
einen Werkvertrag
schließen.

Billiger und schneller
Kostengünstiger
Wozu eine Arbeit,
wenn man auch
ein Werk bestellen kann?

Wozu entlohnen,
wenn man auch bezahlen kann?
Welch billige Abkürzung,
welche schöne Umgehung,
eine Pflichtenverkürzung,
so legal wie auch ertragreich!





Die vollendete Sensation

Die Leistung wurde tatsächlich vollbracht,
das hätte so niemand gedacht!
Die Zeit ist eine Sensation
und der harte Trainingslohn
für alle Mühen, die sie erbracht!





Planeteneroberung um jeden Preis

Die Zukunft bei Warhammer 40.000 ist sehr brutal,
das Schicksal ist da sehr fatal.
Unzählige Planeten werden erobert und gehalten,
sonst kann man den PC ausschalten.
Dem Necrons-Gegnern ist alles egal.





Der vertrackte Neuanfang
(japanisches Tanka-Gedicht)

Keimzelle für den
erlösenden Neustart des
strauchelnden Riesen.

Vertracktheitsbrocken zögern
den Neuanfang stets hinaus.





Endlich Ruhe am Meeresgrund
(japanisches Tanka-Gedicht)

Schwarz gefärbt, stachlig.
Keiner nähert sich da gern.
So treibt die Kugel…

ungestört am Meeresgrund.
Wogen hasst der Seeigel.





Die Atuatuker

Die Nachkommen von Kimbern,
die Nachfahren von Teutonen,
Hab und Gut am Rhein zurückgelassen,
auf nach Italien, ihrem Fernziel!

Schwere Stunden hatten sie durchgemacht,
da wurde wahrlich kaum gelacht.
Nach dem Untergang der Stämme,
jahrelang gekämpft und behauptet,
gegen Nachbarn um das Land.

Viele Jahre des Kampfes vergingen,
bis die Schwerter aufhörten zu klingen,
ein Friedensschluss kam viel zu spät,
ein Raum zum Siedlungssitz ausgespäht.

Meistens waren sie im Rückzug begriffen,
von der Flucht so ganz ergriffen,
doch vor der allergrößten Feindesmacht
ist Weglaufen nicht immer angebracht.





Endgültige Enttäuschungen am Ende

Kurz vor seinem Lebensende
kommen zu ihm viele Fremde,
die ihm manch Geheimnis sagen,
das man nicht so gut kann vertragen.
Diese Neuigkeiten sprechen Bände.





Seiner Zeit sehr weit voraus

Im 19. Jahrhundert moderne Ermittlungsmethoden?
Die will der Constable genau erproben!
Kriminelle treiben ungehindert ihr Unwesen,
Spuren am Tatort will keiner lesen.
Nun kann die Wissenschaft sich genüsslich austoben.





Der schwer verletzte Rückkehrer

Horst ist sehr schwer verletzt,
drum wird er schnell beigesetzt.
Damit hat man ihn fast umgebracht,
erstickt im Sarg und es wäre vollbracht:
Doch er gräbt sich wieder aus, das Messer gewetzt!





Der überforderte Pianist

Vor dem Konzert
diese Aufregung,
diese grässliche Nervosität,
dieses Gefühl der Einengung,
des Neben-sich-Stehens.

Furchtbar!
Vor allem muss er ja
gleich Leistung erbringen
vor Publikum,
vor tausenden von Leuten.

Überfordert,
nervenschwach,
der Pianist im schwarzen Frack
will einfach nur gehen.

Klopfgeräusche an der Tür
Wiederholt

Laute Stimmen
Aufforderungen
Fast schon Befehle

Er komme gleich.
Das lässt er jeden wissen.

Nach außen ruhig,
gar souverän,
da lässt er sich nichts anmerken.

Innerlich zittert er,
bibbert er,
schaudert.

Vor einem Flügel sitzen?
Tasten betätigen?

Welch grausige Vorstellung!
Unerträgliche Folter!

Undenkbar
und doch grausame Realität
in wenigen Sekunden.

Er steht auf,
geht zur Tür.
Die Klinke
runter…





Das Wappen des Grafen

Auf dem Wappen des Grafen
zwei Schwerter sich trafen.
Ein Adler erscheint,
es zittert der Feind
aus Angst vor Strafen.





Die Villa am See

Es stand mal eine Villa am See,
umgeben von grünem Klee.
Die Herrschaften wanderten gerne im Garten,
und sahen Pflanzen aller Arten,
und tranken gerne grünen Tee.





Wenn nicht mehr viel fehlt
(japanisches Tanka-Gedicht)

Mal klingt der Husky,
fast wie ein richtiger Mensch.
Dessen bester Freund.

Stimmbänder? Einzigartig!
Viele Silben, Wortfetzen





Die Entsorgung einer Leiche

Hat man gemordet, aber nicht geplant,
kommt man in Bedrängnis ganz ungeahnt.
Wie wird man nur die Leiche los?
Wirft man sie in Moor und Moos?
Ach, hätte einer doch nur gewarnt!





Begegnung mit Monstrositäten

Den Sachverhalt erforschend,
in Abgründen nachdenken,
immer mit den menschlichen Tiefen zu tun.

Aushalten
diese Monstrositäten,
nicht wie im Krimi,
das ist die Realität.

Kein Drehbuch
kein Skript
keine Kameras
und keine drittklassigen Schauspieler.

Am Tatort,
der Ort des Schreckens,
der Platz des Gruselns und des Entsetzens,
eine seltsame Atmosphäre.

Ruhig und erdrückend,
einengend und gewaltsam.

Ertragen?
Ertragbar?
Nein,
ausgeschlossen!

Unmöglich,
niemand kann das.

Nur der Täter,
der Psychopath,
der Abgrund selbst.

Das Monster,
das zum Menschen wurde
und damit sein menschliches Antlitz,
ein für alle Mal
abgelegt
und verloren.

Für immer
unumkehrbar
unaufhaltsam

Ein gradueller Prozess,
dann aber endgültig.

Der Kommissar forscht,
denkt sich hinein.
Mentales Imitieren,
es klicken die Handschellen.





Schluss

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